2014-02-05-Turmgeflüster-2014-01-21-bis-2014-02-05

Von Delia Evers | Im Dienst Gottes (Sonntag)

Heute feiern wir die „Darstellung des Herrn“. Maria und Josef bringen Jesus in den Tempel von Jerusalem. Sie möchten ihren Erstgeborenen nach jüdischem Gesetz Gott weihen. Da begegnet ihnen der hochbetagte Simeon, danach die nicht minder betagte Hanna. Beide – Vertraute des alten Testaments – schauen in das neue Testament: Sie erkennen in Jesus den Messias, rühmen und preisen ihn. Beide Testamente fallen in eins.

Simeon und Hanna sehen Jesu Zukunft – auch Marias. Zu ihr sagt Simeon: „Dir wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ Und Jesus „soll ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden.“

Der 2. Februar wird seit 1997 – in Anlehung an die Darstellung und die Weihe Jesu – zugleich als „Tag des geweihten Lebens“ gefeiert. Wir danken für alle Menschen, die ihr Leben ganz in den Dienst Gottes stellen.

Herzlich
eure Turmflüsterin


Es war beängstigend und gefährlich (Freitag)

Die „Zeit“ veröffentlichte in ihrem Magazin eine Geschichte über Efraim Zuroff. Seit Jahrzehnten verfolgt er auf der ganzen Welt im Auftrag des Simon-Wiesenthal-Centers Nazi-Schwerverbrecher, die bis heute unbehelligt unter uns leben. Zuroff schilderte einen Aufenthalt im litauischen Kaunas – einer Stadt, die vielen von uns durch unsere Partnerschaft ans Herz gewachsen ist.

Zuroff – er argumentierte in Versammlungen in Kaunas mit Freunden gegen die Holocaust-Leugnung – sah sich plötzlich mit Hunderten von Ultranationalisten und Neonazis konfrontiert. Zuroff: „Es war beängstigend und gefährlich.“ Traumatische Bilder der Judenverfolgung im „Dritten Reich“ kamen ihnen vor Augen. Zuroff weiter: „Wenn Blicke hätten töten können, ich wäre über hundert Mal gestorben.“ Zuroff konnte – scheinbar unbeschadet – nach Israel zurückreisen. Eine Woche nach der schrecklichen Erfahrung erlitt er einen Herzinfarkt, den er knapp überlebte.

Möge niemand tatenlos zusehen, wenn sich – aus welchen Gründen und wo auf der Welt auch immer – Menschen gegen andere Menschen zusammenrotten.


Sie und ich (Donnerstag)

Mutter-TeresaGestern las ich in einem Buch über Papst Franziskus einen Satz von Mutter Teresa. Sie hatte ihn gesagt, als der kleine Jorge Mario quasi noch in den Windeln lag. In dem Buch ging es um Reformen in der Kirche heute und die Frage, was sich in der Kirche ändern solle. Für die programmatische Antwort auf diese immerwährende Frage hatte Mutter Teresa damals drei Worte gebraucht: „Sie und ich.“

Das Foto zeigt Mutter Teresa 1987 in Kevelaer.


Über das Satteltäschchen (Mittwoch)

Vor vielen Jahren war ich einmal ziemlich ausgebrannt und schaffte gerade noch meine Pflichtaufgaben – so viele gab es davon. Sie knabberten mein Zeitbudget auf. Und wurden immer gefräßiger. Mehr und mehr blieb liegen, größer und größer wurde der Druck. Dabei machte ich meine Arbeit eigentlich liebend gern.

Eines Nachts hatte ich einen Traum. Ich fuhr mit meinem Rad durch eine herrliche Landschaft, allerdings verlor das Hinterrad nach ein paar Hundert Metern an Luft. Ich stieg ab und pumpte nach. Etwas weiter das gleiche Spiel: zu wenig Luft, also wieder runter vom Rad, pumpen, aufsteigen, fahren, absteigen, pumpen… Bald hatte ich selbst kaum noch Luft, bis mir eine Idee kam. Ich griff in das kleine Täschchen, das früher jedes Rad unterm Sattel trug, flickte mit flinken Fingern das Loch im Reifenschlauch, saß auf und radelte – mit Mundwinkeln bis zu beiden Ohren – weiter.

Manchmal müssen wir „runter vom Rad“, dann kommen uns die besten Ideen.

Ach ja, und manchmal hat man selbst kein Satteltäschchen dabei. Trauen Sie sich ruhig, andere Radfahrer anzusprechen. Sie werden staunen, wie viele gerne mit anpacken. In Neuauwiewitt gibt es sogar einen eigenen Anpackerkreis, der tatkräftig zulangt, wenn Hilfe vonnöten ist.


Rose mit Sahnehäubchen (Dienstag)

4-SchneeschaufelroseDann haben wir ja doch noch ein bisschen Winter gehabt! Weil es lange warm war, blüht bei uns im Garten sogar noch das ein oder andere Gewächs: Zitronensalbei mit feuerroten Blütenständen, Löwenmäulchen und eine Hochstammrose; sie reckt stolz ihre Blüte empor – garniert mit Sahnehäubchen, pardon, mit Schneehäubchen. Nach dem Frost werden die Blätter wohl zu Boden purzeln. Dann hat sie viel Freude verbreitet.


Lieber Glückwunsch (Sonntag)

Weil die Goldene Profess von  Schwester Franziska und ihr 75. Geburtstag zeitlich eng nebeneinander liegen und wir alle ein wunderschönes Profess-Fest gefeiert haben, lassen wir es nun mit einem lieben Glückwunsch bewenden. Heute nach dem Gottesdienst in Aurich durfte Sr. Franziska viele Hände schütteln.


Apostel Paulus (Samstag)

Der Mann war ein übler Zeitgenosse. Er hieß Saulus und war ein Eiferer, die jüdische Lehre rein zu halten. Was die Christen von sich gaben – ja, sie glaubten sogar an einen gekreuzigten Prediger, der Gottes Sohn sei -, spornte Saulus noch weiter an, die Christen zu verfolgen.

paulus-petrusDie Apostel Markus (l.) und Paulus. Gemälde von Albrecht Dürer (Ausschnitt, Öl auf Holz, 1526. München, Alte Pinakothek)

Auf seiner letzten Verfolgungsreise war Saulus nach Damaskus unterwegs. Dabei traf es ihn aus heiterem Himmel: Christus erschien Saulus in einer Vision.

„Saul, Saul! Warum verfolgst du mich?“ – Saulus fragte zurück:

„Wer bist du, Herr?“

„Ich bin Jesus, den du verfolgst!“

Diese Begegnung, die als „Damaskus-Erlebnis“ bezeichnet wird, haute Saulus regelrecht um. Von der selben Stunde an wurde er zum Paulus, zum größten Apostel neben Petrus, wie wir heute wissen.


Karl der Große (Freitag)

karl-grosseHeute um 18 Uhr eröffnet Diösezsanbischof Dr. Franz-Josef Bode mit einem liturgischen Impuls  im Osnabrücker Dom eine kleine Ausstellung über Kaiser Karl dem Großen, dessen 1.200. Todestag am 7. Januar gewesen ist. Zur Ausstellung gehört u.a. die Grafik „Karls Schlüssel-Bildung“, die der Osnabrücker Grafiker Reinhard Klink geschaffen hat.

Der Künstler Reinhard Klink bei der Arbeit.

Karl der Große (* 747/748, † 814) war ab Dezember 800 römischer Kaiser. Seit dem Mittelalter gilt Karl als einer der bedeutendsten Herrscher des Abendlandes.

Herzlich euer Turmflüsterer


Innere Gelassenheit (Donnerstag)

seuse-heinrichWas uns der Selige Heinrich Seuse (Abbildung) zu sagen hat, dessen kirchlicher Gedenktag heute gefeiert wird, liegt keineswegs auf der Hand. Der Mann ist ziemlich unbekannt und hat obendrein vor langer Zeit gelebt (1295-1366).

Was mich an Heinrich Seuse beeindruckt, ist weniger sein Werk als begnadeter Mystiker und Dichter, sondern seine Standhaftigkeit gegenüber Verleumdungen und Anfeindungen.  Er trug sie mit großer innerer Gelassenheit.

Das werde ich mir merken, wenn ich gleich wieder wie ein HB-Männchen in die Luft gehe, weil auf unserer Webseite technisch irgendwas nicht klappt. Ich gehe einfach nicht in die Luft und sage mit großer innerer Gelassenheit: Heinrich Seuse, du bist ein gutes Vorbild.


Inflationäre Reliquienverteilung (Mittwoch)

Dziwisz-kardinalDer Krakauer Erzbischof Stanislaw Kardinal Dziwisz (Bild)ist in Besitz von Ampullen mit Blut, das Papst Johannes Paul II. auf dem Sterbebett entnommen worden ist. Dieses Blut wird von dem früheren Sekretär des Papstes seit Jahren geradezu inflationär an bestimmte Kirchen verteilt, darunter 2013 an die Marienbasilika zu Kevelaer und unlängst an den Kölner Dom.

In vielen Kirchen gibt es nun winzige Reliquiengefäße mit dem Papst-Blut. Ob Dziwisz im Sinne des nun heilig zu sprechenden Papstes handelt, wissen wir nicht. Wohl aber, dass der Kardinal wissentlich gegen das Testament des Pontifex verstieß, in dem er die Tagebücher von Johannes Paul II. in einem Krakauer Verlag herausbringen ließ. Der Papst hatte in seinem Testament ausdrücklich verlangt, dass die Auszeichnungen verbrannt werden.

Das Buch hat 640 Seiten, heißt „Johannes Paul II. Ich bin ganz in Gottes Hand” und enthält Tagebucheinträge aus den Jahren 1962 bis 2003.


60 Jahre „Das Wort zum Sonntag“ (Dienstag)

„Das Wort zum Sonntag“ ist nach der „Tagesschau“ das zweitälteste Format im deutschen Fernsehen. Nun feiert es sein 60-jähriges Jubiläum. Die erste Folge war am 8. Mai 1954 zu erleben. Noch nie ist „Das Wort zum Sonntag“ ausgefallen.

Das meistgesehene „Wort zum Sonntag“ war das während der Sendung zum Eurovision Song Contest am 18. Mai 2013 mit 4,34 Millionen Zuschauern. Vier katholische und vier evangelische Sprecherinnen und Sprecher wechseln sich regelmäßig ab.


Lehmann äußerte sich (Montag)

Die Beiträge der Rubrik Turmgeflüster werden nach Ablauf der aktuellen Woche ins Archiv gestellt.

Zur Causa Limburg (Bischof Tebartz-van Elst) gibt es zwar nicht wirklich etwas Neues, aber von einer interessanten Einschätzung des Kardinals Lehmann nach einem ausführlichen Gespräch mit Papst Franziskus sollten wir Notiz nehmen:

Ich habe ihm gesagt, dass ich den Limburger Bischof für einen sehr klugen, gut ausgebildeten, kommunikativen und höflichen Menschen halte, bei dem ich nie etwas von verschwenderischem Protz erlebt habe. Allerdings hat eine gewisse Geheimhaltungspolitik den Vorgang belastet, und eine Medienkampagne hat ihn geschürt. Ich habe die Sorge: wenn wir nicht bald zu einer Klärung kommen, wird die Aufbruchstimmung, die der Papst nach seiner Wahl ausgelöst hat, gefährdet. Denn der Vorgang fördert Misstrauen und eine feindselige Grundstimmung gegenüber der Kirche.