2014-05-25-Turmgeflüster

Von Delia Evers | Menschen ohne Grenzen (Sonntag)

Seit Donnerstag – bis zum heutigen Sonntag – wählt Europa mit seinen 28 Mitgliedsstaaten ein neues Parlament. Europa ist wichtig! Wenn am Pfingstwochenende eine Gruppe aus unserer Pfarreiengemeinschaft nach Litauen aufbricht, um Hilfsgüter zu unseren Freunden zu bringen, werden die Unseren gleich mehrere Straßen nutzen, die ohne die Finanzspritzen der EU längst nicht mehr passierbar wären. Europa hilft in jeder Hinsicht, Menschen einander ohne Grenzen näher zu bringen.

Papst Franziskus sagte es gestern am ersten Tag seiner Nahostreise in Amman so: „Die Verschiedenheit der Menschen und des Denkens darf nicht Ablehnung und Hindernisse auslösen, denn Vielfalt ist immer eine Bereicherung.“ Nur wenn sich das Bewusstsein dafür durchsetze, dass alle das gleiche Blut in sich trügen und alle Kinder des einen Vaters im Himmel seien, könne sich Frieden festigen.

Wer heute wählen geht, leistet seinen Beitrag zu einem Stückchen Frieden in Europa.

Herzlich
Eure Turmflüsterin


Vollendung der Taufe (Samstag)

54 Jugendliche sagen an diesem Freitag, Samstag und Sonntag „Ja“ zu ihrem Glauben. Sie bekräftigen während ihrer Firmung, was während der Taufe noch die Paten für sie zugesagt haben; so erleben die Jugendlichen durch die Kraft des Heiligen Geistes die Vollendung ihrer Taufe.

Wünschen wir den jungen Leuten Gottes Segen auf dem Weg, den sie nun in eigener Verantwortung gehen.


Liebt einander (Freitag)

Es gibt ein Gebot, das alle anderen Gebote enthält. Wir lesen heute im Tagesevangelium darüber. Bei Johannes steht der entscheidende Satz. „In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: ‚Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.'“

Wir alle kennen das Gebot auch aus dem wunderschönen Lied „Ubi caritas“. Ich hatte unlängst bereits geschrieben, dass vier Freunde vierstimmig an Martins Bett gesungen haben. „Ubi caritas“ war dabei. Als das Quartett sich verabschiedete, ließ es zwei berührte Menschen zurück.


In den Herzen der Gläubigen (Donnerstag)

„Sehr geehrte Frau Delia Evers“ – so beginnt ein Brief, den ich heute zugestellt bekam, von einem wichtigen Herrn: Kardinal Reinhard Marx hat eigenhändig unterschrieben. Na klar, Marx kenne ich. Er kennt mich leider nicht. Moderne Software macht es möglich, dass alle Personen, deren Adressdaten irgendwo gespeichert sind, bei Massenrundschreiben persönlich angesprochen werden. … ich bin im Pressezentrum der Deutschen Bischofskonferenz registriert.

Der Kardinal wirbt in seinem Brief für den 99. Katholikentag in Regensburg, zu dem auch Mitglieder unserer Gemeinden aufbrechen. Er steht unter dem Leitwort „Mit Christus Brücken bauen“.

„Gibt es ein schöneres und passenderes Leitwort, um damit auch den Dialogprozess der Kirche in unserem Land zu unterstreichen?“ fragt Marx, der seit gut acht Wochen neuer Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist. „Christus lädt uns ein, mit ihm Brücken zu bauen – in unseren Gemeinden, Bistümern, Verbänden und geistlichen Gemeinschaften, in der ganzen Vielfalt des kirchlichen Lebens. Deshalb glaube ich, dass der Katholikentag in Regensburg ein wichtiger Impuls für diesen Dialog in Deutschland ist.“

Marx möchte den 2011 ins Leben gerufenen Dialogprozess kraftvoll fortführen. „Dazu ermutigt uns das Zweite Vatikanische Konzil, an dessen Durchführung vor 50 Jahren wir in dieser Zeit des Prozesses immer wieder denken. Im kommenden Jahr soll dieser Weg der Erneuerung der Kirche in Deutschland formal enden – wenn wir an den 50. Jahrestag des Konzilsabschlusses erinnern. Wichtig ist aber: Was formal endet, muss im Leben der Kirche und in den Herzen der Gläubigen weitergehen. Auf dieses Ziel hin sollen wir unser Denken und Diskutieren, unser Beten und Meditieren ausrichten.“

So sei es!


Kleine Hefte mit großer Bedeutung (Mittwoch)

Pfarrbriefe sind in Deutschland das weitreichendste Medium der Kirchen, besonders da, wo die Pfarrbriefe in die Wohnungen der Mitglieder getragen werden. Durch die starke Verbreitung bekommen die kleinen Hefte eine große Bedeutung: Sie erreichen zahlenmäßig weitaus mehr Christen als die Gottesdienste. Diese einmalige Eigenschaft der Pfarrbriefe will gut genutzt sein.

Herzlich
Eure Turmflüsterin


Die Arme ausstrecken (Dienstag)

„Wer seine Arme nicht den Armen entgegenstreckt, um ihnen eine Gabe zu reichen, streckt sie umsonst zu Gott aus.“ Das sagte vor rund 600 Jahren der heilige Bernhardin von Siena. Heute feiern wir seinen Namenstag.

Er streckte seine Arme nicht nur nach Armen aus, sondern auch nach Kranken. Er kümmerte sich aufopfernd um Menschen, die sich die Pest geholt hatten, pflegte sie und schädigte seine eigene Gesundheit.

Selbstlose Menschen gibt es auch heute. Manche von ihnen arbeiten in pflegenden Berufen. Sie leisten weit mehr, als der peinlich niedrige Stundenlohn nahelegt. Viele haben längst ihre eigene Gesundheit geschädigt und für Kranke den eigenen Rücken krumm gemacht.

Ihnen gilt ein großes Dankeschön!


Mit Spargel und Schinken (Montag)

Letzte Woche schrieb ich über unsere Nachbarn. Sie hatten sich gefreut, für mich einkaufen zu dürfen. Freitag riefen sie wieder an. „Können wir Ihnen was mitbringen? Morgen fahren wir nach Aurich zum Markt.“ Verführerisch, frisches Gemüse direkt vom Acker! Schnell hatte ich meine Liste fertig: Spargel, neue Kartoffeln, Rauke, Fenchel, Ingwer und ein paar Scheiben Serrano-Schinken. Sonntag gab es ein Festessen (es reicht noch für heute). Diesmal dankte ich nicht nur für die „Früchte des Feldes“, sondern auch für die beiden, die sie mir gern gebracht hatte.


Das Ziel des Weges (Sonntag)

Das Evangelium heute ist schwerer Tobak. Jesus erzählt, dass er zum Vater gehen und dort einen Platz für die Jünger bereiten wird. Er ermuntert sie: „Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.“ Die Jünger sind ratlos. Sie haben keine Ahnung, wovon Jesus redet. Sie wissen nichts von einem Weg.

Wir sind – 2000 Jahre nach dem Geschehen – klüger und haben gelernt, dass Jesus selbst der Weg ist. Ein schönes Wort hat er damals gesagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ Aha! Und was heißt das? Das steht etwas weiter im Text. Wer Jesus erkennt, erkennt den, der das Ziel des Weges ist: den Vater. Jemanden erkennen, das bedeutete in biblischen Zeiten: Sich ganz auf jemanden einlassen, sich mit ihm vereinigen. Wer sich auf Jesus einlässt, ist auf dem Weg zum Vater.

Einen gesegneten Sonntag!