2014-06-20 Dankbarkeit für Hilfstransport in Litauen

Von Alfred Dellwisch | 22 Männer und Frauen brachten Fracht ins Baltikum

In der Woche nach Pfingsten waren 22 Personen aus unserer Pfarreiengemeinschaft mit einem Hilfstransport nach Litauen unterwegs.

Sie waren Pfingstmontag in aller Frühe mit drei Lastern gestartet. Die beiden Bullis fuhren am Nachmittag ab. Trotz aller Vorbereitungen wurde doch ein Ausweis vergessen, der per Kurier nachgeliefert werden konnte. So waren die Bullis erst nach etwa drei Stunden in Höhe Hannover. Die Bullibesatzung war aber pünktlich am Dienstag in Litauen und konnte nach einer kleinen Erholungspause eine Stadtführung genießen.

Zu den Reisevorbereitungen gehört auch das Entzünden einer Kerze durch Schwester Claudia. Diese hat bei allen vorangegangenen Transporten ihre Dienste nicht versagt, so auch diesmal nicht, als nach etwa sechs Stunden Fahrt in Höhe Berlin plötzlich die Zwillingsreifen eines der Lkw platzten. Peter Kirby konnte den Laster gerade noch auf dem Standstreifen zum Stillstand bringen. Nach erfolgtem Reifenwechsel hoffte man, die Fahrt fortsetzen zu können. Nur einem Zufall war zu verdanken, dass der Lkw den nächsten Parkplatz anfuhr, wo die Ursache des Reifenplatzers festgestellt wurde: technischer Defekt an der Bremsanlage, die bereits nach kurzer Fahrt völlig überhitzt war.

1-Panne-Bild1Also setzten die beiden verbliebenen Lkw ihre Fahrt fort. Das Pannenfahrzeug wurde noch am Abend zur Werkstatt geschleppt und am nächsten Tag, Dienstag, instandgesetzt.

Buchstäblich auf der Felge blieb der LKW stehen.
Foto: Peter Kirby

Am Dienstagabend konnten Peter Kirby und Alfred Dellwisch die Fahrt nach Kaunas fortsetzen und trafen noch am Mittwochvormittag am Kloster bei Pater Vincentas ein.

Dort waren die mitgereisten Helfer bereits damit beschäftigt, den großen Laster zu entladen. Unterstützung erhielten sie von den Männern des Resozialisierungszentrums sowie von Kindern, die mit ihren Müttern unter der Kirche Obdach gefunden haben. Die Mütter bereiteten unterdessen in der Suppenküche das Mittagessen für die Gäste aus Aurich vor.

Nach dem Abladen erläuterte Pater Vincentas vor allem den zum erstenmal Mitgereisten die Projekte auf dem Klostergelände. Dazu gehört das Resozialisierungsprogramm für alkohol- und drogenabhängige Männer, die dort einen geregelten Tagesablauf erfahren und dadurch vielleicht eine Chance auf Wiedereingliederung haben. Des weiteren wurde die Suppenküche besichtigt, die täglich etwa zweihundert Personen versorgt und von der Litauenhilfe Neuauwiewitt seit Beginn mit Lebensmitteln unterstützt wird. Hier wurde die Veränderung, welche über die Jahre hinweg geschah, sehr deutlich.

1-Ausladen-Bild2
Pater Vincentas zeigt den Helfern gerade, wo es langgeht.  Foto: Alfred Dellwisch

Die Ausstattung und hygienischen Zustände haben sich sichtbar zum Positiven verändert. Dazu tragen besonders die mittlerweile langjährigen Mitarbeiterinnen bei, die sich sehr über die mitgebrachten Lebensmittel gefreut haben. Das Brot aus dem letzten Hilftransport war gerade aufgebraucht, so dass die jetzige Lieferung zur rechten Zeit kam. Nach dem Besuch des Frauen- und Kinderhauses unter der Kirche wurde im Kloster gemeinsam zu Mittag gegessen.

Am Mittwochnachmittag wurde das Kloster von Schwester Jolante aufgesucht und dort weiteres Hilfsgut abgeladen. Besonders gefreut hat sich Schwester Jolante über Lebensmittel und Hygieneartikel für Pflegebedürftige. Ebenfalls freute man sich über zwei Waschmaschinen, die für Familien mit mehreren Kindern dringend benötigt werden.

1Gruppe-Bild4
Einladung zu Kaffee, Tee und Kuchen bei Schwester Jolante. Foto: Alfred Dellwisch

Natürlich wurden alle Helfer anschließend zu Kaffee, Tee und Kuchen eingeladen. Litauische Gastfreundschaft hat schon etwas Besonderes und ist für einige „neue“ Teilnehmer des Hilfstransports sicher genauso beeindruckend wie für die „alten Wölfe“, wie Virginija ( seit Jahren unsere Dolmetscherin in Kaunas) sie genannt hat.

Alytus stand für Donnerstag auf dem Programm. Die erste Station war bei Pfarrer Valdis in seiner Gemeinde, die seit einigen Jahren im Aufbau ist. Sein Team und er freuen sich immer über gut erhaltene Kleidung, da sie eine sehr gut strukturierte Kleiderkammer aufgebaut haben. Eine zweite Abladestation war bei Pfarrer Darius. Dort wurden vor allem Lebensmittel und Hygienartikel abgeladen. Zwischendurch haben alle das Kloster der Schwestern der Heiligen Elisabeth in Alytus besucht.

Nach der zweiten Abladestation war der Laster noch nicht ganz leer und fuhr zum Ferienlager nach Nemunaitis. Hier wurden die mitgebrachten Matratzen, Bettwäsche, Porzellan, große Töpfe und Pfannen für die bereits durch die Litauenhilfe modernisierte Küche abgeladen.

Dieses Ferienlager bietet Platz für etwas 70 Kinder und deren Betreuer und wird im Sommer regelmäßig von Kindern aus der Gemeinde von Pfarrer Darius genutzt. Die litauische Gastfreundschaft führte die Gäste aus Aurich und weitere Gäste aus Alytus zu einem – an einem See gelegenen – Ausflugslokal, welches für private Feiern und Tagungen gemietet werden kann. Nach dem Essen war hier noch Zeit zum Entspannen, für Unterhaltung oder Freude an der Umgebung.

1-Beten
Dechant Aurunas begrüßte die Gäste und sprach das Tischgebet. Foto: Alfred Dellwisch

Anschließend ging es wieder zum Gemeindehaus in Alytus, wo Kinder aus der Gemeinde den Gästen eine kleine Aufführung darboten. Nach Kaffee und Kuchen blieb Zeit für sportliche Aktivitäten beim Fußballspielen auf dem Rasen neben der Kirche. Einige Gäste aus Aurich haben sich noch eine, für Litauen, typische kleine Wohnung angesehen, die mit ihren zwei, drei Zimmern Unterkunft für eine Familie mit neun Personen bietet. Beeindruckt und nachdenklich gestimmt verabschiedete man sich von der Familie. Der Abschied von Alytus war dann auch unvermeidlich, und man versprach, sich im nächsten Jahr wiederzusehen.

Zurück in Kaunas mussten die Auricher am Abend auch Pater Vincentas „Auf Wiedersehen“ sagen, der am nächsten Morgen den Gottesdienst leitete und daher nicht bei der Verabschiedung am Freitagmorgen dabei sein konnte. Dieser Abschied fiel auch etwas leichter, da der Gegenbesuch aus Kaunas fest verabredet wurde. Die Gäste aus Kaunas werden die Gemeinden in Neuauwiewitt vom 4. bis zum 8. August besuchen. Viele freuen sich schon auf ein Wiedersehen und ein paar spannende und sonnige Tage in Ostfriesland.

Zur Vorbereitung des Besuchsprogramms und zu einem Rückblick auf den Hilfstransport trifft sich die Litauenhilfe am Mittwoch, 9. Juli, um 20 Uhr im Bonihaus. Alle Mitglieder und interessierten Personen, besonders alle Begleiter des Hilftransports, sind herzlich eingeladen.

1-Gruppe
Die Besuchergruppe aus der Pfarreiengemeinschaft mit Dolmetscherin Virginija (es fehlt, wie so oft, Peter Kirby. Er fotografiert gerade ein tolles Team…).