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2015-01-21 Pegida-Gegendemonstration

Alle Menschen sind gut!

Rede von Pastor Karl Terhorst vor der Pegida-Gegendemonstration in Esens

Am Montag demonstrierten zum ersten Mal in Ostfriesland friedliebende Menschen in Esens gegen Pegida, Rassismus, Islam- und Ausländerfeindlichkeit. Mit im Boot war die katholische Kirchengemeinde. Pastor Karl Terhorst war einer der Redner.

Initiiert hatte die Demonstration der Student Jens Saathoff aus Werdum. Etwa 250 Menschen kamen und zeigten sich solidarisch. Pastor Terhorst (Foto) sagte:

1terhorst-karl [1]Liebe friedliebende Demonstranten,

wir demonstrieren in der Stadt Esens heute Abend für die Gleichheit aller Menschen und wollen ein Zeichen setzen für eine moderne, aufgeschossene und vielfältige Stadt. Mit Sorge betrachten viele die Pegida-Bewegung und die damit verbundene Salonfähigkeit von religions- und ausländerfeindlichen Tendenzen in der Mitte unserer Gesellschaft.

Wir wollen keine Bewegung, die verschiedene Ebenen vermischt und gegen alles wettert, was ihr gerade mal nicht passt, unabhängig davon, ob es sachlich ist oder nicht.

Es mag ja Ängste geben von Bürgerinnen und Bürger, aber wir können es nicht zulassen, dass auf dem Rücken von Muslimen, Flüchtlingen und Presse und… und… und… persönliche Dinge ausgetragen werden und man sich Begriffen aus der Nazizeit bedient wie z.B. das Wort Lügenpresse, um Stimmung zu machen und Menschen einzuschüchtern.

Wir sind heute auch zusammengekommen, um unsere Stimme zu erheben gegen jegliche Art von Fremdenfeindlichkeit. „Wir wollen zeigen, dass jeder Mensch eine Bereicherung ist und kulturelle Vielfalt etwas Großartiges ist.“

Menschliches Miteinander kann nur gelingen, wenn Respekt, Akzeptanz und Wertschätzung herrschen. Unser christlicher Glaube fordert uns auf, Menschen in Not beizustehen und eine Willkommenskultur zu entwickeln, die in allen gesellschaftlichen Gruppen umgesetzt werden sollte.

Die Botschaft aller Christen ist deutlich: Wir sprechen uns gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit und für ein Miteinander der Menschen aus.

Und das Zweite Vatikanische Konzil erklärt über das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen: „Die Kirche verwirft jede Diskriminierung eines Menschen und jeden Gewaltakt gegen ihn um seine Rasse oder Farbe, seines Standes oder seiner Religion willen, weil dieses dem Geist Christi widerspricht.“

Und der ehemalige Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche Nikolaus Schneider sagt: “Von der Zielsetzung her ist Pegida unchristlich…“ Man könne nicht das Abendland verteidigen, indem man den Islam zum Feind ausrufe.

Ich möchte mit zwei Zitaten meine Rede beenden, das eine ist dem Buch Levitikus entnommen, 19, 33-34 aus dem ersten Testament:

„Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen. Ich bin der Herr dein Gott.“ – Dieser Text begleitet mich schon über 30 Jahre sichtbar im Flur meines Hauses aufgehängt.

1-Fleischerwerbung [2]Den anderen Text habe ich heute bekommen, der in einer Zeitung als Werbung steht im Münsterland. Und die Werbung kommt an:

Überschrift in altdeutscher Sprache Fleischerei Maiberg

„Wenn wir unsere Mitmenschen mal wirklich nicht verstehen und akzeptieren können, sollten wir uns vielleicht mal fragen: Was denken und fühlen sie, was haben sie erlebt und was könnte ich erfahren, wenn ich mal mit ihnen rede. Das gilt für die Familie, den Nachbarn, den Arbeitskollegen und besonders auch für unsere Migranten, für die es in einem „fremden Land“ wirklich nicht einfach ist.

Uli Maiberg – … der, der Opa Theos Grundsatz übernommen hat: Alle Menschen sind gut!“
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Und siehe da: Der Fleischerladen boomt.