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2015-03-09 Was können wir für Flüchtlinge tun?

Von Kyra Watermann | „Glaube im Gespräch“ befasste sich mit dieser Frage

Zur ersten Veranstaltung 2015 in der Reihe „Glaube im Gespräch“ begrüßte Justinus Blaszczyk stellvertretend für die Pfarrgemeinderäte von Neuauwiewitt die 23 Besucher und selbstverständlich die Referenten des Abends: Ludger Haukap und Willi Voß.

1Foto3 [1]Beide sind beim Diözesanen Caritasverband angestellt.

23 Besucher informierten sich über die Flüchtlings-Problematik.

Ludger Haukap ist als Migrationsreferent und in der Auslandshilfe tätig. Willi Voß arbeitet seit 1992 in der Migrationsberatung des Caritasverbandes. Im Raum stand die konkrete Frage: „Was können wir für Flüchtlinge tun?“

Dazu wurde zunächst erklärt, warum Menschen flüchten. Flüchtlinge, so Haukap, sind Menschen, die die Herkunftsregion verlassen und Schutz z.B. vor Hungersnöten, Verfolgung oder Klimakatastrophen suchen. Die Lebensgrundlagen sind bei den Flüchtlingen sehr gefährdet, denn es trifft immer die Ärmsten der Armen.

Die Zahlen der Flüchtlinge weltweit sprechen für sich. Während Ende 2013 rund 51 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht waren, so waren es 2014 rund 57 Millionen Menschen (diese Zahl ist noch nicht offiziell bestätigt). Rund 435.000 Menschen flüchteten im Jahr 2014 nach Europa; 200.000 stellten Asylanträge in Deutschland.

1Foto4 [2]Erschreckend war zu erfahren, dass 50 Prozent aller Flüchtlinge weltweit unter 18 Jahre alt sind!

Die Referenten Ludger Haukap (l.) und Willi Voß.

Im Landkreis Osnabrück sind 30 minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Flüchtlinge unter 16 Jahren erhalten Jugendhilfe und somit auch Betreuer an die Seite gestellt. Im Alter von 16 bis 18 Jahren sind die Flüchtlinge nach dem Asylrecht selbst für einen Asylantrag zuständig, ihnen steht kein Pflicht-Betreuer zur Seite.

Es folgte eine Darstellung der Fluchtwege nach Deutschland und des Problems, dass das Dublin-Verfahren (Prüfung des Asylantrags in dem Staat, in dem die Einreise nach Europa erfolgte) mit sich bringt. Dabei erhielten die Besucher des Abends viele neue Kenntnisse und Informationen über das Verfahren.

Dann wurde die dringende Frage „Wie lange dauert eigentlich so ein Asylverfahren?“ aus dem Kreis an die beiden Referenten gestellt. Willi Voß konnte bei der Antwort auf diese Frage auf seine langjährige Erfahrung in der Arbeit der Migrationsberatung zurückgreifen. Bei jedem einzelnen Asylverfahren läuft es unterschiedlich, das hatte Willi Voß direkt vorweg genommen.

Grundlegend könnte man zum Ablauf des Asylverfahrens sagen, dass die Flüchtlinge eine Aufenthaltsgestattung bekommen. Die Realität zeigt aber, dass zurzeit nur 10 bis 20 Prozent der Flüchtlinge die Aufenthaltsgestattung erhalten. Die anderen erhalten nur die BÜMA: Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender. Aber nur die Aufenthaltsgestattung ermöglicht ihnen Leistungen aus dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Danach folge dann die Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Die Verteilung erfolge dann nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. Nach der Unterbringung in den Erstaufnahme-Einrichtungen (in Niedersachsen: Friedland, Braunschweig, Bramsche-Hesepe) würde nach maximal drei Monaten die Verteilung auf die Kommunen erfolgen.

Aktuell erfolgt diese Verteilung jedoch bereits nach wenigen Wochen. In der Bürokratie, so Voß, herrsche ein Chaos. Daher ist schwer zu erklären, wie lange es überhaupt bis zu einer Anhörung und weiteren Schritten dauert.

Im weiteren Verlauf des Abends berichtete Willi Voß sehr anschaulich von seinen Erfahrungen aus der Beratung. Ein bedeutender Punkt sei hier, den Menschen keine Empfehlungen zu machen, sondern ihnen zur Entscheidung zu helfen, beziehungsweise sie im Gespräch dort hinzuführen, dass sie erfahren, was für sie das Beste wäre.

Haukap und Voß gaben den Besuchern an diesem Abend zahlreiche Informationen zum Asylverfahren, zur aktuellen Situation in Niedersachen (am Beispiel Bramsche-Hesepe) und konnten mit Hilfe von eigenen Erfahrungen einen guten Einblick in die Flüchtlingsproblematik verschaffen.

Und was können wir nun für Flüchtlinge tun?

Wir können Kontakt aufnehmen, Wohnraum anbieten, Möglichkeiten der Begegnung schaffen, sprachliche Unterstützung anbieten, Familien begleiten (als Paten/Mentoren), Hausaufgabenhilfe anbieten, mit Hilfe von Leserbriefen auf die Situation aufmerksam machen, Vorurteilen begegnen, uns organisieren (Helferkreise bilden; in Aurich ist hier der Flüchtlingskreis ein Beispiel) und uns für gute Aufnahmebedingungen einsetzen, speziell beispielsweise für Wohnraum und Umfeld.

Selbstverständlich können wir nicht alles auf einmal leisten. Aber bei einigen Punkten können wir – und das erfolgt bereits auch schon mit Hilfe des Sozialausschusses und des Anpackerkreises – als Pfarreiengemeinschaft ansetzen und den Menschen, den Flüchtlingen, die hilflos und voller Existenzangst sind, Hilfen zur Lebensgestaltung und Integration anbieten.