2015-04-24 Caritas und Pastoral

Helfer brauchen fachliche Begleitung

Von Delia Evers | Gespräch mit Weihbischof Johannes Wübbe

Einen guten Abend erlebten gestern Ehrenamtliche und Hauptamtliche, die mit Weihbischof Johannes Wübbe im Bonihaus über Caritas und Pastoral sprachen. Sie entwarfen ein lebendiges und vielfältiges Bild ihrer Arbeit im Dekanat; beachtlich, was an Initiativen und menschlichem Miteinander vorgebracht wurde.

Beim Schwerpunkt Flüchtlingsarbeit zeigte sich, dass die Gemeinden, teils in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen, ganz eigene Wege gefunden haben, um nah an betroffenen Menschen Hilfe zu leisten. So meldeten sich in Flachsmeer nach einem Aufruf der politischen Gemeinde Bürgerinnen und Bürger, die sich als Paten zur Verfügung stellten: Sie führen Flüchtlinge ehrenamtlich als eine Art menschlicher Navigator durch alle Wechselfälle des Lebens: klären über gesellschaftliche Gepflogenheiten auf, helfen bei Behördengängen etc., nehmen sie kurzum in ihre Mitte.

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Gestern Abend im Bonihaus: v.r. Weihbischof Johannes Wübbe, die Geschäftsführerin des Caritasverbands Ostfriesland Steffi Holle und Dechant Johannes Ehrenbrink.

In Aurich leistet der Anpackerkreis, ausdrücklich gelobt von Weihbischof Johannes Wübbe, schnelle, erstklassige und gut gesteuerte Hilfe. Er sagte: „Caritas und Kirchengemeinde müssen vernetzt werden – das ist das, was Sie hier schon vorbildhaft machen.“

Die Geschäftsführerin des Caritasverbands Steffi Holle sprach das Problem der manchmal fehlenden fachlichen Begleitung an.

Ehrenamtliche Kräfte dürften nicht allein gelassen werden. Sie brauchten, um effizient arbeiten zu können und um sich nicht selbst aufzureiben, professionelle Begleitung von Hauptamtlichen. Johannes Wübbe vollzog das Anliegen nach, dämpfte Erwartungen aber mit Blick auf die finanzielle Lage des Bistums, die sich 2017 durch den demographischen Wandel noch deutlich verschärfen werde.

Bitter wäre allerdings, wenn sich in Kirche und Caritas ehrenamtliche Hilfe zu Lasten derer auswirken würde, die helfen. Zudem muss das Fundament gestützt werden, sonst steht die Hilfe für die Flüchtlinge auf tönernen Füßen.

Angesichts der schnell wachsenden Flüchtlingszahlen fühlen sich Männer und Frauen mancherorts bereits am Ende dessen, was sie leisten können. Dabei kommen die großen Flüchtlingsströme noch.

Steffi Holle machte die tiefen Dimensionen erforderlicher Hilfe deutlich und sagte, wo nachgebessert werden muss: „So haben wir manchmal mit hochtraumatisierten Flüchtlingen zu tun; da haben wir aber keine ausreichende Antwort.“

Wie konkret im Dekanat für Flüchtlinge gearbeitet wird, zeigte Dechant und Pfarrer Johannes Ehrenbrink an einem Beispiel: Die Gemeinde ist dabei, ein Haus, an dem sie Eigentum hat, in eine Wohnung für eine Flüchtlingsfamilie umzubauen. Trotz intensiver Eigenleistung ist der Umbau finanziell kaum zu stemmen. Für diese Initiative wünschte er sich beim Bistum eine offenere Hand und mehr Flexibilität im Umgang mit Vermögen.

Johannes Wübbe, der nicht in den Finanzhaushalt des Bistums hineinregieren konnte, sagte zu, noch nach der Rückfahrt mit Bischof Franz-Josef zu telefonieren und das Anliegen vorzutragen.

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Ulrich Kötting (r.) und Horst Stamm (2.v.r) setzen sich u.a. für die Herrichtung der Flüchtlingswohnung ein.

Weitere Projekte des Caritasverbands kamen zur Sprache: u.a. die sozialen Kaufhäuser in Emden und Leer und bald in Aurich. Steffi Holle informierte auch hier über die weitreichende Dimension der Hilfe. Die Kaufhäuser dienen nicht nur dazu, Ware preiswert u.a. an Bedürftige weiterzureichen. Sie bieten auch eine Fülle an Arbeitsplätzen, die für einige Menschen, darunter behinderte Kräfte, eine Rückführung ins selbstverantwortete Leben bedeuten und viel mit der Stärkung ihrer Eigenwürde zu tun haben.

Die Tafel in Emden wird derart stark frequentiert, dass die erforderlichen Kapazitäten nicht mehr zur Verfügung gestellt werden können. Hier muss es vermutlich zu Einschnitten kommen.

In seinem Schlusswort sagte Johannes Wübbe, für ihn sei das entscheidende Stichwort Barmherzigkeit. Und sie solle auf Augenhöhe geleistet werden, also ohne den nächsten zu beschämen. Er sagte zu: „Wir werden vom Bistum das Unsere dazu beitragen.“