2017-01-03 | Wir kommen zum Mond

Gestern sendete mir ein Bekannter ein Gedicht mit Gedanken, die gut am Beginn eines neuen Jahrs stehen können. „Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr zur Tür des Nachbarn…“

Die Zeilen werden Helene Stoll zugeschrieben. Von der Dame habe ich noch nie gehört. Im Lexikon finde ich nur eine Helene Stoll. Sie hat vor den Mondflügen gelebt, von denen im Gedicht die Rede ist.

So bleibt offen, wer die Autorin ist. Jede ihrer Zeilen ist eine Anregung.

Wir haben größere Häuser,
aber kleinere Familien,
mehr Bequemlichkeit,
aber weniger Zeit,
mehr Wissen,
aber weniger Urteilsvermögen,
mehr Experten,
aber größere Probleme.

Wir rauchen und trinken zu viel,
lachen wenig, fahren zu schnell,
regen uns unnötig auf,
sehen zu lange fern,
stehen zu müde auf,
lesen wenig,
denken selten vor,
halten keine Zwiesprache mehr.

Wir haben unseren Besitz vervielfacht,
aber unsere Welt reduziert.
Wir wissen, wie man den Lebensunterhalt verdient,
aber nicht wie man lebt.
Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt,
aber können wir den Jahren auch Leben geben?

Wir kommen zum Mond,
aber nicht mehr zu der Tür des Nachbarn.
Wir haben den Weltraum erobert,
aber nicht den Raum in uns gefüllt.
Wir können Atome spalten,
aber nicht unsere Vorurteile.

Es ist die Zeit, in der es wichtiger ist,
etwas darzustellen als zu sein.
Wo Technik einen Text wie diesen
in Windeseile in alle Welt tragen kann
und wo Sie die Wahl haben:

Etwas zu ändern
oder das Gelesene schnell zu vergessen.