2017-03-08 | Wer verführte in Schöpfungsgeschichte wen?

„Verführerische Schlange“, so war im Kirchenboten ein Text überschrieben. Es ging um die Schöpfungsgeschichte und um Eva, die sich von der Schlange verleiten ließ, vom Baum der Erkenntnis zu essen…

… und dann noch Adam dazu brachte, das göttliche Gebot ebenfalls zu missachten. Aber war sie eine Verführerin? Die Autorin bot eine andere Deutung der Geschichte an: Eva sei nicht Verführte und Verführerin gewesen; sie habe vielmehr als „Mutter aller Lebendigen“ für Adams Ernährung gesorgt.

Hääähh? Eva reichte den Apfel weiter, damit Adam was auf die Rippen bekam? Glaub‘ ich nicht! Das Paradies war vollgestopft mit köstlichen Früchten. Vor allem mit erlaubten Früchten! Adam hätte nur hinlangen müssen. Dafür hätte er Eva nicht gebraucht.

Adam greift selber zu.

Eine weitere Deutung zitierte die Autorin aus dem Mittelalter: Die Schlange sei mitnichten weiblich, sondern männlich gewesen („mit Blick auf ihre Form auch irgendwie verständlich“) und habe es auf Eva abgesehen gehabt.  Somit würde, folgert die Autorin, aus dem letzten Akt von Adam und Eva im Paradies eine Dreiecksgeschichte.

Wörtlich: „Und der Verführer ist jetzt männlich. So geht sie auch, die Geschichte mit der Schlange.“

Als ich das gelesen hatte, musste ich erst einmal schlucken. Was soll dieser Versuch, existenzielle Schuld zwischen den Geschlechtern zu verschieben?

Wenn wir im 21. Jahrhundert noch immer Männer gegen Frauen und Frauen gegen Männer ausspielen, brauchen wir nicht nur einen Weltfrauentag, um Würde und Rechte zu wahren, sondern bald auch einen Weltmännertag.

Herzlich eure
Turmflüsterin