22.05.21 | Sonntagsgruß von Daniel

Liebe Mitglieder der Pfarreiengemeinschaft Neuauwiewitt! Heute kommen die Grüße zum Sonntag mal wieder aus Wiesmoor. Dieses Wochenende feiern wir Pfingsten, den Geburtstag der Kirche.

An einem Geburtstag ist es ja üblich, dass man dem Geburtstagskind herzlich Glück wünscht und die Geschenke überreicht. Eigentlich ist es nicht üblich, dem Geburtstagskind kritisch zu begegnen. Aber unsere Kirche ist halt kein normales Geburtstagskind. In diesem Fall ist es sogar so, dass das Geburtstagskind sich ein Ständchen gewünscht hat, dass zu kritischem Fragen einlädt.

In den meisten Gottesdiensten rund um Pfingsten wird die Pfingstsequenz gesungen oder gesprochen. Das Original dieser Sequenz wird dem Erzbischof von Canterbury Stephan Langton zugeschrieben und ist um das Jahr 1200 entstanden. Die aktuelle deutsche Version ist 1971 entstanden. In dieser Fassung gibt es zwei Textstellen an denen ich immer wieder hängen bleibe:

„Dürrem gieße Leben ein…“ und „…lenke, was den Weg verfehlt.“

Die erste Passage entspricht meiner Meinung nach genau dem, was ich mir für die Zeit nach der Pandemie wünsche. Dem Alltag wieder Leben eingießen. Nicht nur dem kirchlichen Alltag, sondern auch dem „normalen“. Wieder unbeschwert rausgehen, Menschen treffen, feiern und einfach Dinge machen, die  uns jetzt 15 Monate mehr oder weniger verwehrt waren. Im Endeffekt ist dies auch die Formel für die „Wiederbelebung“ des kirchlichen Alltages. Nur wird es da nicht reichen, die Außengastronomie zu öffnen und die Leute strömen fröhlich wieder zurück. Es wird unsere Aufgabe sein, das kirchliche Leben so zu gestalten, dass spürbar wird, was in den letzten Monaten so sehr gefehlt hat. Einfach die Blaupause von 2019 aufzulegen, wird aus meiner Sicht nicht genug sein.  Da kommt Arbeit auf uns zu, Arbeit auf die ich mich richtig freue.

Leider kann ich diese Geburtstagsfeier nicht ohne kritischen Teil begehen. Da kommen wir zur zweiten Passage aus der Pfingstsequenz, wörtlich übersetzt: „Lenke, was vom Weg weg ist!“. Hier ist der Heilige Geist besonders gefordert. Ich möchte jetzt nicht alle Irrwege aufzählen, die in den letzten Jahren beschritten worden sind. Es ist ja nicht so, dass sich die Kirche nur in die falsche Richtung bewegt. Aber wenn ich nur mal die Entscheidungen und Verfehlungen der letzten Monate anschaue, dann helfen die nicht unbedingt dabei dem „Dürrem Leben einzugießen“. Daher würde ich diese Bitte an den Heiligen Geist aus der Pfingstsequenz:„Lenke, was den Weg verfehlt.“, einfach gerne mal den Entscheidungsträgern unserer Kirche mit auf den Weg geben. Und falls die deutsche Übersetzung dort nicht bei jedem sofort ankommt, hier nochmal in der Amtssprache: „Rege quod est dévium.“ (aus der Originalfassung)

In diesem Sinne wünsche ich der Kirche alles Gute zum Geburtstag und Ihnen und Euch frohe Pfingsten und ein schönes langes Wochenende.

Herzlichst Ihr/Euer Daniel