Gute Mischung zwischen Kirche und Brauerei

Kultur, Geschichte und Vergnügen – eine gute Mischung. Das jedenfalls dachten die Klüngeltüngels über ihr März-Treffen, das sie nach Bagband zu einer Besichtigung der alten Kirche und des „Ostfriesenbräus“ führte.

Die älteste urkundliche Erwähnung Bagbands stammt vom 17. März 1454. Der Name ‚Bagband’ beschreibt die Lage des Dorfs auf einem erhöhten Landrücken, der durch fließendes Wasser umschlossen ist. Im Oktober 1900 wurde die Kleinbahnstation in Betrieb genommen.

1919 erhielt der Ort eine genossenschaftliche Stromversorgung. Mehr als hundert Landwirte gründeten 1910 die Molkereigenossenschaft Bagband, die zeitweise bis zu 25 Millionen Liter Milch im Jahr verarbeitete. Wegen Aufgabe vieler kleinerer Milchbetriebe stellte sie ihre Tätigkeit 1992 ein.

Im Juli 1972 wurde Bagband in die neue Gemeinde Großefehn eingegliedert.

Vor dem Besuch der alten Kirche gruppierten sich die Klüngeltüngels noch um den „Hartog Hinnerk Steen“ auf einem Platz neben der Kirche, ein gut 50 cm hoher Feldstein, eine Erinnerung an Herzog Heinrich von Braunschweig, der 1514 bei der Belagerung der Festung Leerort, an dessen Verteidigung auch Bagbander Bauern beteiligt waren, durch eine Kanonenkugel tödlich getroffen worden war.

Die Klüngeltüngels am „Hartog Hinnerk Steen“ in einem Minipark vor der Bagbander Kirche. Sie erlebten eine gute Mischung. In der Bildmitte mit weißem Schal übrigens Hildegard Lüken, die den Ausflug einmal mehr erstklassig vorbereitet hatte. Fotos: Delia Evers

Anschließend führte Reinhard Tammen, Mitglied der Martin-Luther-Gemeinde, die Gruppe durch die alte Kirche.

Madonnenfigur im Strahlenkranz.

Sie wurde Mitte des 13. Jahrhunderts auf einer künstlichen Anhöhe (Warft) aus Steinen im Klosterformat gebaut und hat die Form eines rechteckigen Langschiffes.

Ursprünglich stand nordwestlich der Kirche ein Glockenstuhl mit drei Glocken.

Er musste wegen Baufälligkeit Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen werden und wurde durch einen neuen, etwa 50 m hohen Kirchturm am Westgiebel ersetzt und ist heute ein Wahrzeichen von Bagband.

Im Innern der Kirche befinden sich einige Plastiken aus dem 15. Jahrhundert: eine Kreuzigungsgruppe und eine Doppelmadonnenfigur im Strahlenkranz.

Der Taufstein aus Bentheimer Sandstein stammt aus dem 13. Jahrhundert und gilt als das älteste Stück dieser Kirche. Die Kanzel mit den vier Evangelisten entstand 1654.

Die Klüngeltüngels stimmten einen Kanon an: „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn.“ Das klang richtig gut.

Detailansicht der „Madonna im Strahlenkranz“ – sie hatte es einigen von den Klüngeltüngels angetan. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde von einem niederrheinischen Künstler geschaffen. Der Name ist nicht überliefert.

Reinhard Tammen (3.v.l.) führte durch die Kirche. Im Bildhintergrund eine Kreuzigungsgruppe aus dem 15. Jahrhundert.

Oberhalb des Altars befindet sich eine einmanualige Orgel von Heinrich Wilhelm Eckmann aus dem Jahr 1775. An der Emporenbrüstung sind Jesus, die vier Evangelisten und die zwölf Jünger abgebildet.

Nach vielen interessanten Informationen spazierten die Klüngeltüngels zum nächsten Programmpunkt: Die historische Landbrauerei mit Brauhaus. Hier ist die Heimat des zweimalig mit dem goldenen European Beer Star ausgezeichneten „Landbiers dunkel“!

Blick in die Gaststube.

1998 waren erste Schritte zur Gründung von „Ostfriesen Bräu“ auf dem Grundstück der alten Molkerei getan worden. Innerhalb eines Jahres wurden die alten Räumlichkeiten der Milchproduktion zu einer Braugaststätte mit Brauereimuseum umgebaut.

Im Zuge des Umbaus wurde eine Brauerei eingerichtet. Diese besteht aus historischen Gerätschaften, die zum Teil aus der vorvergangenen Jahrhundertwende stammen. So ist z. B. das Sudwerk aus dem Jahr 1906. Hiermit wurde und wird bis zum heutigen Tag Bier gebraut, allerdings nur noch zu besonderen Anlässen.

Im Brauereigasthof erwartete die Gruppe in einem separaten Raum schon der nette Günter Becker, Brauereisachkundiger, Hausmeister und Mann für alle Fälle, der die Klüngeltüngels bei einem Kaffee, der bei dem nassen Wetter zum Aufwärmen nötig war, viel erzählte über das Bierbrauen, über Zutaten und Geschichte, weiblichen (nur der wird verwendet) und männlichen Hopfen usw. Auf sehr humorige Art erfuhren die Zuhörer viel Wissenswertes.

Günter Becker zeigte historisches Braugerät.

Margret, Marlies und Ina schnupperten an Hopfen und rümpften die Nase: Puh, daraus soll süffiges Bier werden?

Renate las einen Wandanschlag über gesundheits- und schönheitsfördernde Eigenschaften von Bier und erklärte sie begeistert Wolfgang.

Dann ging es hinüber in das Brauereimuseum zu Sudpfanne und Sudwerkzeugen, Kühlschiff und Berieselungskühler, Gärbottich und was sonst zum Brauen benötigt wird. Anhand der alten Lagerfässer wurde die Reifung erklärt, wurden Flaschenabfüllung und Etikettiermaschine und vieles mehr gezeigt.

Die Zeit verging wie im Fluge, und nach so viel Theorie musste nun auch das Bier probiert werden. Dazu gab es ein leckeres Essen und viel Spaß und Unterhaltung, bis sich alle Klüngeltüngels wieder auf den Heimweg machten, schon mit der Vorfreude auf das nächste Treffen im April.

Text: Hildegard Lüken, Fotos: Delia Evers

Bierfässer in ovaler Form. Vor langer, langer Zeit hatten Kinder in solche Fässer klettern müssen, um sie von innen zu reinigen. Damit die Fässer bei den Putzbewegungen nicht unaufhaltsam ins Rollen kamen, wurden die Fässer oval gebaut.