Lischka, Hans-Jürgen † | Pfarrer

Nachruf auf den Pfarrer i.R. in Neuauwiewitt

Während einer Pfarrgemeinderatssitzung von St. Ludgerus Aurich am 1. Oktober 2015 hatte Pfarrer Johannes Ehrenbrink die Mitglieder darüber informiert, dass Pfarrer i.R. Hans-Jürgen Lischka schwer erkrankt sei. In den Schlusssegen nach der Sitzung für einen guten Weg schloss Johannes Ehrenbrink Hans-Jürgen Lischka mit ein, dem er kurz zuvor die Krankensalbung gespendet hatte.

1-Hans-Juergen LischkaAm Freitagvormittag, 2. Oktober 2015, starb Hans-Jürgen Lischka nach schweren Stunden. Zwischen der Diagnose einer unheilbaren Krankheit und dem Tod hatten nur wenige Wochen gelegen.

Hans-Jürgen Lischka während eines ökumenischen Gottesdienstes.

Hans-Jürgen Lischka, Pfarrer aus dem Erzbistum Berlin, hatte 2007 seine letzte eigene Gemeinde im brandenburgischen Luckenwalde-Jüterborg verlassen. Er war aus gesundheitlichen Gründen entpflichtet worden und nach Wittmund-Eggelingen zu seinen Freunden Angelika und Andreas Fahl gezogen.

Von hier aus hatte er sich regelmäßig in den Gottesdienstplan der Pfarreiengemeinschaft Neuauwiewitt einbinden lassen und zudem Heilige Messen z.B. in Leer, Weener und Moormerland gefeiert und dadurch die Geistlichen vor Ort immer wieder entlastet. Er war auch kurzfristig eingesprungen, wenn Not am Mann war.

Lischka war 1941 als einer von fünf Söhnen einer Arztfamilie in Berlin zur Welt gekommen. 1960 legten er und sein Zwillingsbruder ihre Reifeprüfung ab. Hans-Jürgen Lischka verpflichtete sich für sechs Jahre als Berufssoldat und kam in den Nord-Westen – ein Landstrich, der ihm auf Anhieb mit seinen nicht gerade südländisch-temperamentvollen Menschen und seiner Kargheit zusagte. Er diente in Delmenhorst, Oldenburg, Brockzetel und Hohenkirchen.

Nach der Zeit beim Bund studierte er Elektronik. Dann wechselte er das Fach. Ein anderer Funke war übergesprungen: Lischka studierte in Paderborn Theologie. Angelika Fahl erinnert sich: „Eigentlich war er immer Seelsorger für andere gewesen, auch beim Bund schon.“ Er habe zuhören und sich auf andere einlassen können. „Sie haben ihm ihre Sorgen und Nöte ganz selbstverständlich offenbart.“

Ende der 1970er-Jahre schloss er in der Pfarrei Mater Dolorosa in Berlin-Lankwitz seine Diakonatszeit ab und wurde am 7. Juli 1979 zum Priester geweiht. 1985 ernannte der Bischof ihn zum Pfarrer in St. Richard Berlin-Neukölln. Dort wohnten damals Angelika und Andreas Fahl, die „immer schon in der Kirche engagiert gewesen waren“.

1--Hans-Juergen-vor1999„Vom ersten Augenblick an“ lernten die beiden und der neue Pfarrer sich schätzen.

Der Kontakt hielt, als die Familie – inzwischen waren vier Kinder angekommen – 1988 nach Ostfriesland zog. Fortan verbrachte Hans-Jürgen Lischka bei den Fahls seinen Urlaub.

Hans-Jürgen Lischka in den 1990er-Jahren.

Er hatte gesundheitliche Schläge zu verkraften. So wurde er 2007 von seinen Aufgaben in Brandenburg entpflichtet. Die Fahls luden ihn nach Eggelingen ein. „Wir gründeten eine ‚Alten-WG'“, erzählt Angelika Fahl lächelnd. Die Kinder waren aus dem Haus. Platz gab es genug.

Hans-Jürgen Lischka blieb auch im Dienst für unsere Pfarreiengemeinschaft mit dem Dickschädel behaftet, den er immer schon getragen hatte. Angelika Fahl: „Hans-Jürgen war streitbar und ist, wenn er von etwas überzeugt war, den geraden Weg gegangen, auch wenn das zu Kontroversen führte.“

Er war gern in kleinerer Gesellschaft guter Freunde; doch am liebsten blieb er wohl allein und feilte „als Schreibtischtäter“ an seinen Predigten. Er freute sich an PS-starken Maschinen, gab Gas auf schweren Hondas oder BMW, sauste durch die ostfriesische Landschaft oder Skandinavien und genoss ganz für sich die intensiven Sinneseindrücke seiner Ausflüge. Zuletzt fuhr er noch eine 500er-Vespa.

Wohl ab dem Sommer war er nicht mehr sicher auf den Beinen. An eine Krankheit dachte niemand. Als er vor wenigen Wochen die Diagnose erhielt, mochte er nicht glauben, was die Ärzte ihm sagten. Er hatte die Krankheit nicht gespürt und „war selbst wohl am meisten überrascht“, sagt Angelika Fahl, „er hat gerne gelebt.“

Als feststand, dass ihm nur noch sehr wenig Zeit blieb, „nahm er das mit Hingabe an.“ Angelika Fahl zitiert Hans-Jürgen Lischka: „Wenn Gott mich ruft, dann gehe ich.“ Ihre Einschätzung: „Er war ganz bei sich. Er brauchte nichts mehr.“ Sie hatte ihm ein Kreuz und eine Bibel in Bettnähe legen wollen. Er lehnte ab. Er war bereits darüber hinaus.

Gleichwohl freute er sich daran, im Sterben nicht allein zu sein. Angelika und Andreas Fahl, zwei seiner Brüder, darunter der Zwillingsbruder, dessen Frau und ein Freund waren abwechselnd bei ihm und begleiteten ihn auch auf dem allerletzten schweren Wegstück.

Die Gemeinden verabschiedeten sich von Hans-Jürgen Lischka in einem Requiem in St. Bonifatius Wittmund. Die Seebestattung fand später im Familienkreis statt.

Text: Delia Evers

Vita Hans-Jürgen Lischka

• 1941 (3. Mai) Geburt in Berlin
• 1960 Abitur in Berlin-Steglitz
• Sechsjährige Bundeswehrzeit
• Studium der Elektronik an der TU Berlin
• Studium der Theologie in Paderborn, Eintritt ins Priesterseminar Paderborn
• 1978 Diakonweihe in Berlin, Diakonstelle in Mater Dolorosa in Berlin-Lankwitz
• 1979 Priesterweihe in St. Canisius Berlin-Charlottenburg
• 1979 Kaplan in St. Matthias in Berlin-Schöneberg
• 1983 Kaplan in Herz Jesu in Berlin-Zehlendorf
• 1984 Kaplan in St. Ludwig in Berlin-Wilmersdorf
• 1985 Pfarrer in St. Richard in Berlin-Neukölln
• 1992 Pfarrer in St. Salvator in Berlin-Lichtenrade und ab 1994 Pfarradministrator der Pfarrei Hl. Märtyrer in Berlin-Tempelhof
• 2000 Pfarradministrator in St. Conrad in Berlin-Schöneberg
• 2004 Pfarrer in St. Joseph in Luckenwalde und St. Hedwig in Jüterborg in Brandenburg
• 2007 Entpflichtung durch den Bischof von Berlin und Brandenburg von allen Ämtern; danach Vertretungen im Dekanat Ostfriesland
• 2015 Erkrankung und Tod