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Der Papst ist in Krakau

2016-07-28-Weltjugendtag1 [1]Von Markus Husen | Am Dienstag wurde der Weltjugendtag 2016 in Polen feierlich eröffnet. Etwa 500.000 Jugendliche und junge Erwachsene strömten auf die Blonia-Wiese im Zentrum Krakaus.

Die Woche in Krakau begann relativ ruhig. Nach der Ankunft aus Allenstein am Montag wurden zunächst die beiden Unterkünfte der Osnabrücker Gruppe bezogen. Zwar sorgte die draußen gelegene Dusche in einer der Unterkünfte kurz nach dem Betreten des Platzes für einiges Verwundern und Entsetzen, jedoch waren die Meisten nach der anstrengenden Fahrt viel zu müde, um sich darüber im Vorfeld schon zu sorgen. Schließlich waren die Unterkünfte ansonsten perfekt auf den erwarteten Ansturm vorbereitet und gut ausgestattet.

Nach der ersten Nacht besichtigten die Jugendlichen mit den Teamern die Stadt, die unterschiedlichen Orte der einzelnen Veranstaltungen, die vielen Kirchen Krakaus, sie probierten die typischen Weltjugendtags-Essensausgaben aus und stimmten sich mit Gesängen auf die abendliche Eröffnungsfeier ein. Die Stadt ist in diesen Tagen angefüllt mit unterschiedlichsten Nationalgesängen, Rufen, Fahnen der Länder, Städte und Kirchengemeinden und mit Menschen aller Nationen, die tanzend durch die Straßen gehen und sich gegenseitig bejubeln.

Eine polnische und prunkvolle Kirche im Herzen Krakaus. [2]

Eine polnische und prunkvolle Kirche im Herzen Krakaus.

Leider spielte das Wetter auf dem Hinweg zur Eröffnungsfeier nicht mit, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat. Auf der Blonia-Wiese angekommen, wurden die Regencapes – wie bei gutem Wetter üblich – zum Sitzen auf dem Rasen verwendet und die Messe begann mit mitreißenden und tanzbaren Liedern. Der Abend schloss damit ab, dass alle 500.000 Menschen mit wehenden Fahnen und der üblichen Weltjugendtagsstimmung bis in die tiefe Nacht über abgesperrte Straßen zurück in die Unterkünfte zogen.

Regencapes dienten zunächst zu Schutz vor Regenwasser... [3]

Regencapes dienten zunächst zu Schutz vor Regenwasser…

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… dann als Sitzunterlage

Am Mittwoch gab es für die Osnabrücker das freiwillige Angebot, in das Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu fahren. Es wurden dort spezielle Routen auf dem Gelände für Weltjugendtagspilger gekennzeichnet, sodass das ganze Lager zu sehen war. Ein mehr als bedrückender Ort. Baracke reiht sich an Baracke. Eine kleine Tafel gab Aufschluss über die verübten Gräueltaten hinter den verschlossenen Türen der Gebäude.

Auch den Jugendlichen war die Betroffenheit anzusehen. [5]

Auch den Jugendlichen war die Betroffenheit anzusehen.

Der ganze Ablauf von der Ankunft eines Gefangenen bis zu seiner Tötung wurde uns an dem entsprechenden Ort dargelegt. Der zweite Besuch im Lager Auschwitz-Birkenau übertraf dennoch alle Eindrücke und Erfahrungen aus dem ersten Lager um Längen.

Eine unserer kundigen Teamerinnen berichtete von einem zurückliegenden Besuch der Lager. [6]

Eine unserer kundigen Teamerinnen berichtete von einem zurückliegenden Besuch der Lager.

Im Anschluss an die beiden Besuche fand ein Abschluss im Begegnungszentrum in Auschwitz statt. Eine ansässige Ordensfrau berichtete von der Bedeutung dieses geschichtsträchtigen Ortes für sie und für alle Anwohner. Außerdem gab es Raum, die eigenen Erfahrungen in Worte zu fassen und vor Gott zu bringen. Ein gemeinsames Essen und viele Nebengespräche rundeten diesen eindrucksvollen Nachmittag ab. Am Abend fand vom Sanktuarium Johannes Paul II. ein Pilgerweg der Barmherzigkeit zum Sanktuarium der Göttlichen Barmherzigkeit (Hl. Schwester Faustina, eine Nationalheilige Polens) statt. Dort feierte Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann aus dem Bistum Speyer mit den deutschen Pilgergruppen eine Jugendvesper. Jugendliche aus den unterschiedlichen Bistümern Deutschlands hatten Gelegenheit imposante Glaubenszeugnisse abzulegen, bevor gemeinsame Psalmgebete mit teilweise bekannten, teilweise neuen Liedern aus dem WJT-Pilgerheft begleitet wurden.

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Gut gelaunte Pilger starten in eine Katechese der besonderen Art.

Der gestrige Donnerstag begann für alle deutschen Pilger in der Katechesekirche in einem kleinen Örtchen namens Narama. Dieser Ort liegt etwa eine halbe Stunde von Krakau entfernt. Anhand der Weltjugendtagsbotschaft des Papstes legte Weihbischof Christoph Hegge in flammender Manier die allumfassende Liebe Gottes und das Geschenk der Versöhnung dar. Während der Katechese gab es – passend zum Thema – Gelegenheit zum Beichtgespräch. Im Anschluss an die Katechese kam es in weniger als fünf Minuten zur Gründung eines Spontanchores, der die Messe begleitete.

Auch Bischof Hegge griff zum Schlusslied zur Gitarre. [8]

Auch Bischof Hegge griff zum Schlusslied der Katechese zur Gitarre.

Das Highlight des heutigen Tages war jedoch die Begrüßung unseres Papstes Franziskus. Alle Pilger trafen sich wie gewohnt auf der Blonia-Wiese und verfolgten auf Großbildschirmen die Fahrt des Papstes durch die Stadt. Überraschenderweise tat er dies mit der Straßenbahn. Nach dem Umstieg auf das sog. Papamobil fuhr er durch die wartende und jubelnde Menge zur Bühne. Es war ein unglaubliches Ereignis. Die Menschen stiegen sich gegenseitig auf die Schultern, ab einer Höhe von etwa zwei Metern waren nur noch Handys und Kameras zu sehen. Menschen brachen in Freudentränen aus.

Der Papst wurde empfangen, wie ein Superstar. [9]

Der Papst wurde wie ein Superstar empfangen.

Kurz nachdem er die Bühne betrat und auf einem mehr als pompösen „Stuhl“ Platz nahm, stellten sich alle Kontinente mit Musik und Tanz in einem unglaublichen Ausmaß vor. Viele Pilger erwarteten sehnsüchtig die Predigt des Papstes zum Evangelium von der zuhörenden Maria und der schuftenden Martha. Es war eine Predigt, die sich gewaschen hatte. In klaren Worten äußerte Franziskus seine Freude, aber auch seine Bedenken gegenüber Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Er freue sich über den großen Einsatz und über das große Temperament, das gerade in diesen Tagen deutlich würde. Jedoch mache ihm die Haltung mancher 22- oder 23-jähriger Erwachsenen zu schaffen. Sie würden sich wie Rentner verhalten, die den Antrieb zur Veränderung und zu einem barmherzigen Handeln bereits aufgegeben hätten, ohne überhaupt richtig angefangen zu sein. Die Jugend flüchte sich in Welten, in denen nur der Kick für einen Moment entscheidend sei. Das Leben in Fülle, das nur durch Jesus und durch den Kontakt mit ihm existieren könne, sei ihnen völlig fremd. Papst Franziskus ist also seinem sehr klaren, aber gleichzeig aufbauenden Predigtstil treu geblieben und hat damit viele Pilger fasziniert.

Papst Franziskus richtet sich in seiner Predigt direkt an die Jugendlichen. [10]

Papst Franziskus richtet sich in seiner Predigt direkt an die Jugendlichen.

 

Bis Sonntag erwarten die Pilger gespannt einige weitere Auftritte und Predigten des Papstes. Ich werde Sie darüber, wie immer, auf dem Laufenden halten.