Ein herzlicher Glückwunsch an die Johanniter

Ihre neue Dienststelle weihten Sonntag die Auricher Johanniter ein – auch im Beisein einiger Malteser aus St. Ludgerus Aurich. Das Wort Dienststelle untertreibt allerdings ein bisschen.

Tatsächlich bewohnen die Johanniter seit Sonntag offiziell ein durchdachtes und bestens ausgestattetes Haus im Gewerbegebiet am Zweiten Leegmoorweg in Tannenhausen.

Sie begannen die Feierlichkeiten um 10 Uhr etwas anders als geplant nicht mit einem Open-Air-Gottesdienst (weil die vielen Gäste ziemlich nass geworden wären), sondern mit einer Binnen-Feier. Schön eng war’s, und gut war’s. Ortsverbandspfarrerin Cathrin Meenken blieb bei ihrer Predigt im Bild der Bauerei bzw. der Bauphase. Und es war sympathisch, dass wie im echten Leben auch in der Predigt-Dramaturgie ein bisschen schief lief. Ein Stein, den sie als Anschauungsmaterial bereit gelegt hatte, entsorgten „Raumpfleger“ so, wie einst die Fettecke von Joseph Beuys entsorgt worden war. Ein Sack Mörtel fehlte ebenso.

Aber das machte nichts, denn Predigt und Bau hatten und haben alles, was für ein gutes Gelingen wichtig ist.

Thomas Kappenhagen, frisch ernannter stellvertretender Ortsbeauftragter, führte durch die Räume. Darin wimmelte es von Menschen. Viele hatten einen Migrationshintergrund. Sie fühlten sich offenkundig sehr wohl und bewegten sich selbstverständlich zwischen den anderen. Frauen hatten für’s Büffet Köstlichkeiten aus ihren fremdländischen Küchen herbeigezaubert (auch jede Menge Teekuchen aus ostfriesischer Produktion fand sich auf den Tischen).

Ein bunt-internationales Treiben herrschte zur Eröffnung. International bestückt war auch das Büffet.

Bunt-international? Während des Rundgangs durch die Dienststelle traf die Turmflüsterin Helene Frieden, Leiterin Stabsstelle Integration im Johanniter-Regionalverband Weser-Ems: Sie berichtete von der intensiven Migrationsarbeit der Johanniter-Unfall-Hilfe. In ihrem Büro überklebte sie ein Kalenderfoto mit dieser Weisheit: Unterschiede machen uns bunt.

Thomas Kappenhagen erzählte vom Projekt „Erste Hilfe ohne Grenzen“, das ein wichtiger Baustein zur Integration sei.

Geflüchtete oder zugewanderte Menschen lernen über dieses Projekt Merkmale unserer Gesellschaft kennen, z.B. Hilfsbereitschaft und Zivilcourage. Im Notfall sind solche Werte Bürgerpflicht. „Das Projekt ist damit ein wichtiger Baustein zur gesellschaftlichen Teilhabe.“

Auch Sprachvermittlung im praktischen Tun spielt bei der Ausbildung eine Rolle. Inzwischen, sagte Thomas Kappenhagen, werden fertige Kurs-Absolventen bereits geschult, um ihrerseits Geflüchtete, Asylbewerber, Migranten und Deutsche zu trainieren.

Einen besonderen Dienst stellte Thomas Kappenhagen im Außengelände vor. Die Johanniter betreiben eine eigene Reiterstaffel. Auf speziell geschulten und geprüften Privatpferden sind u.a. die Sanitäterinnen Lena Rabenstein und Hanna Jürgens unterwegs. Sie schwärmen bei Einsätzen in schwierigem Gelände oder z.B. bei Open-Air-Ereignissen aus und sind dabei so flexibel wie eine Polizei-Reiterstaffel. Die Sanitätsausstattung für den Notfall transportieren die Pferde in speziell ausgearbeiteten „Satteltaschen“.

Das neue, gemietete Heim bietet mit seinen Seminar- und Übungsräumen, Besprechungs- und Bürozimmern, Umkleiden und Materiallagern beste Voraussetzungen. Alles macht einen freundlich-funktionalen Eindruck. Dort lässt sich gut miteinander arbeiten – frei nach dem Leitwort der Johanniter: Aus Liebe zum Leben.

Wer die Arbeit der Johanniter sieht und die der Malteser kennt, könnte sich eine engere Kooperation wünschen. Es gibt eindeutig Schnittmengen, die zu einer Zusammenarbeit einladen.

Text und Fotos: Delia Evers

Johanniter und Malteser sind nicht nur bei Einsätzen wie hier in Aachen ein gutes Gespann (das Foto dient als starker Wandschmuck im neuen Johanniter-Heim in Aurich).