Gebet für Europa an den Vater der Menschheit

Gemeinsam beten für Europa – Das möchte die Solidaritätsaktion Renovabis zur Wahl des europäischen Parlaments in diesen Tagen. Sie begleitet die Wahl geistlich durch das folgende Gebet…

… das Pfarrer Johannes Ehrenbrink während der letzten Pfarrgemeinderatssitzung in St. Ludgerus Aurich als Impuls vortrug.

Gebet für Europa

von Carlo Maria Kardinal Martini (1927–2012)

Vater der Menschheit,
Herr der Geschichte!

Sieh auf diesen Kontinent,
dem du die Philosophen, die Gesetzgeber und die Weisen gesandt hast,
Vorläufer des Glaubens an deinen Sohn, der gestorben und wieder auferstanden ist.

Sieh auf diese Völker, denen das Evangelium verkündet wurde,
durch Petrus und durch Paulus,
durch die Propheten,
durch die Mönche und die Heiligen.
Sieh auf diese Regionen,
getränkt mit dem Blut der Märtyrer,
berührt durch die Stimme der Reformatoren.
Sieh auf diese Völker, durch vielerlei Bande miteinander verbunden,
und getrennt durch den Hass und den Krieg.

Gib, dass wir uns einsetzen
für ein Europa des Geistes,
das nicht nur auf wirtschaftlichen Verträgen gegründet ist,
sondern auch auf menschlichen und ewigen Werten:
Ein Europa, fähig zur Versöhnung,
zwischen Völkern und Kirchen,
bereit um den Fremden aufzunehmen,
respektvoll gegenüber jedweder Würde.

Gib, dass wir voll Vertrauen unsere Aufgabe annehmen,
jenes Bündnis zwischen den Völkern zu unterstützen und zu fördern,
durch das allen Kontinenten zuteil werden soll
die Gerechtigkeit und das Brot,
die Freiheit und der Friede.

AMEN.

Sechs Heilige, drei Frauen und drei Männer, wurden von Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. zu Patronen Europas erklärt. Wer sind diese Heiligen, die auf dieser Renovabis-Ikone gemeinsam dargestellt werden? Und welche Rolle spielen sie für uns heute? Die Patronen und Patroninnen verkörpern in ihrer Verschiedenheit und in ihrem Wirken den Reichtum der gemeinsamen europäischen Geschichte wie der Kirchengeschichte.

Die Heiligen und ihre Attribute

Der hl. Benedikt von Nursia (5./6. Jh., um 480-547 im heutigen Italien) dargestellt als Abt (d.h. Vorsteher eines Klosters) mit Stab und einem Buch: der von ihm verfassten Klosterregel, die nicht nur die Grundlage des Benediktinerordens, sondern des abendländischen Mönchtums wurde. Benedikt ist auch Patron der Schulkinder und Lehrer.

Die hll. Kyrill und hl. Method (9. Jh.) haben als Missionare beginnend auf dem Gebiet des heutigen Tschechien und der Slowakei (Großmähren) maßgeblich zur Christianisierung des östlichen Europa beigetragen. Method ist dargestellt als Bischof, denn er wurde 869 Erzbischof von Pannonien und Mähren. Kyrill (Mönch, Priester) hält eine Rolle mit Schriftzeichen in der Hand, denn er schuf ein Alphabet für die altslawische Sprache (glagolitische Schrift).

Die hl. Birgitta (14. Jh., um 1303-1373) gründete den Birgittinenorden. Sie ist dargestellt mit der zur Tracht des Ordens gehörenden Bügelkrone, die an die Wunden Christi erinnern soll, einem Pilgerstab – sie unternahm einige Pilgerreisen, und einem Schriftstück in der Hand, das für ihre rege diplomatische Korrespondenz steht.

Die hl. Katharina von Siena (14. Jh., 1347-1380) dargestellt mit Dornenkrone (dies geht auf eine ihrer Visionen zurück), Lilie (Symbol für Jungfräulichkeit) und Buch, das auf ihren Titel als Kirchenlehrerin verweist.

Die hl. Edith Stein / Ordensname: Teresia Benedicta vom Kreuz (20. Jh., 1891-1942), trat 1933 in Köln in den Karmelitinnenorden ein. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung wurde sie 1942 von den Nationalsozialisten ermordet. Sie wird mit einer Schriftrolle (Thora, heilige Schrift der Juden), einem Judenstern und einem Kreuz dargestellt.