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2018-03-30 | Gründonnerstag – der Tisch ist leer

[1]Die Gründonnerstags-Liturgie berührt mich jedes Jahr aufs Neue. Nach der Heiligen Messe wird alles abgeräumt, der Altar, die Kredenz, kein Tuch mehr, keine Blumen, keine Kerzen.

Die Osterkerze ist ohnehin längst erloschen. Schweigend entfernen Geistliche, Kommunionhelfer und Ministranten das liturgische Gerät.

Ich sitze in meiner Bank und staune. Dabei weiß ich, was kommt. Leere. Sie trifft mich jedes Jahr neu. Die Tore des Tabernakels stehen weit offen. Kein Kelch, keine Monstranz und kein Leib des Herrn.

[2]

Messdiener räumen den Altar ab.

[3]

Der Tabernakel – leer.

Jesus hat seinen Jüngern vor der Auslieferung noch einen Liebesdienst erwiesen, ihnen die Füße gewaschen und das letzte Abendmahl geteilt. Bald ist der Tisch leergegessen und Jesus allein: Die Jünger sind zwar in Seiner Nähe, aber mit ihren Gedanken woanders. Das Mahl hat sie müde gemacht.

Sie begreifen nicht, was Er ihnen mit auf den Weg gegeben hat: den Auftrag zu dienen und sich über das Abendmahl immer wieder auf diesen Dienst in Gottes unmittelbarer Nähe zu besinnen.

Schon am Ölberg lassen die Jünger Jesus mit seiner Angst allein. Dabei hat Er nur noch diesen einen Wunsch gehabt: Wachet und betet.

Und die Jünger? Sie schlafen – während die Weltgeschichte wenige Meter von ihnen entfernt auf ihren größten Umsturz zusteuert.

Jedes Mal frage ich mich: Schlafe ich auch? Habe ich, gesegnet mit einem satten Bauch, den Weckruf nicht gehört? Ist da jemand, der meine Nachtwache braucht?

Übersehe ich, dass mein Tisch leer ist? Abgeräumt. Alles weg, was zählt?

Immer wieder möchte ich erfahren, was zählt. Ich bin gespannt auf die kommenden Tage.

Herzlich eure
Turmflüsterin