Klüngeltüngels in KZ-Gedenkstätte Engerhafe

Im November hatten sich die Klüngeltüngels ein ernstes Thema als Ziel gewählt: Eine große Gruppe Interessierter nahm an einer sehr informativen Führung in der KZ-Gedenkstätte Engerhafe teil.

Nur zwei Monate bestand dieses Außenlager des KZ Neuengamme von Oktober bis Dezember 1944, aber 188 Männer kamen in dieser kurzen Zeit ums Leben:

In der Ausstellung hängen Bilder von vielen der zu Tode gekommenen Häftlinge: Witold Pyrek wäre gern länger für seine Tochter da gewesen.

Polen, Niederländer, Letten, Franzosen, Litauer, Sowjetrussen, Deutsche, Esten, Belgier, Italiener, Spanier, Tschechen, Slowenen und Dänen.

Die etwa 2000 Häftlinge waren beim Bau des Panzergrabens um Aurich eingesetzt und gekennzeichnet durch auf die Kleidung gemalte gelbe Kreuze; die Bevölkerung nannte sie Gelbkreuzler.

Hitler hatte den Bau des „Friesenwalles“ zur Abwehr einer befürchteten Landung alliierter Truppen an der Nordseeküste befohlen.

Aurich war zur Festung erklärt worden und sollte unter anderem durch den Panzergraben geschützt werden.

Von diesem Graben ist in Sandhorst noch ein Stück zu sehen.

Die Männer, die ihn ausgehoben haben, standen im Wasser, waren in Lumpen gekleidet, ständiger Nässe und Kälte im Dreck und den Schikanen des Wachpersonals ausgesetzt.

Sie waren völlig entkräftet und zu pausenloser Arbeit gezwungen.

Das Erdreich musste von den erschöpften Männern im Graben mit unzureichendem Gerät meterhoch über die Grabenkante geworfen werden.

Arbeit im Graben: Die Häftlinge standen im kalten Winterwasser.

Die Gefangenen mussten täglich etwa zwei Kilometer von Engerhafe bis nach Georgsheil laufen, wurden mit dem Zug nach Aurich transportiert, und von dort liefen sie noch einmal mindestens drei Kilometer durch die Stadt zur jeweiligen Einsatzstelle am Panzergraben.

Die tägliche Strecke: vom KZ zu Fuß zum Bahnhof Georgsheil, von dort aus mit dem Zug bis zum Bahnhof Aurich und weiter zu Fuß mitten durch die Stadt zur „Baustelle“.

Abends verlief der Rückweg entsprechend. Allein der Weg zur Arbeit war eine schreckliche körperliche und seelische Strapaze für die unterernährten, verdreckten und unzureichend bekleideten Häftlinge.

1952 wurden die Toten in den Massengräbern durch eine alliierte Kommission exhumiert und zum großen Teil identifiziert.

Die sterblichen Überreste wurden in kleinformatigen Särgen auf dem Gelände des Massengrabes in drei Gräberfeldern neu bestattet und die Gräberfelder durch Hecken gekennzeichnet.

Vor den Gräbern der zu Tode gekommenen KZ-Häftlinge.

Diese Kennzeichnung wurde in den 1960er Jahren durch gärtnerische Umgestaltungen aufgelöst. 1990 wurde dort ein Mahnmal mit den Namen der Opfer errichtet, angeregt und entworfen von dem Maler Herbert Müller, der auch die Ausstellung durch viele Bilder ergänzt und bereichert hat.

Der Verein Gedenkstätte KZ Engerhafe e. V. arbeitet seit 2009 daran, in Engerhafe eine Gedenkstätte zu errichten, die laut Satzung „den umgebrachten und überlebenden Häftlingen gewidmet werden soll in Achtung ihrer Würde, die man ihnen hatte nehmen wollen“.

Im historischen Pfarrhaus ist eine Ausstellung über das KZ mit Dokumenten und Kunstobjekten eingerichtet; dazu gehören auch der KZ-Friedhof und das ehemalige KZ-Gelände.

Im Gulfhof nebenan konnten die Klüngeltüngels die oft schwer erträglichen Informationen  bei intensiven Gesprächen verarbeiten.

Text: Hildegard Lüken, Fotos: Delia Evers

Installation in einem Ausstellungsraum, den Jugendliche auch mit eigenen Werken gestaltet haben. „Das letzte Abendmahl“ über einer Rekonstruktion des KZ Engerhafe in der KZ-Gedenkstätte.

Bild eines Jugendlichen.