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Klüngeltüngels von Fernsehsender enttäuscht

[1]Das klang spannend: einmal dabeisein, wenn ein Fernsehsender live produziert. Mit dieser Erwartung fuhren die Klüngeltüngels in guter Besetzung nach Friedeburg zum Friesischen Rundfunk (FRF).

Früh ging es los. Schließlich wurden die Fünfundzwanzig um 13:30 Uhr zu einem Schnitzelbuffet im hauseigenen Speisesaal des Senders erwartet.

Pünktlich waren die Unseren zur Stelle, sahen sich in Ruhe um und ergatterten im Saal Logenplätze: Von dort aus konnten sie direkt in den verglasten Senderaum schauen und alles mitbekommen. Dachten sie…

Nach den Aurichern drängten noch gut 60 Interessierte aus Ganderkesee an die Esstische, munter begrüßt von Senderchef, Moderator und Geschäftsführer Karl-Heinz Sünkenberg. Der sagte gleich, dass sein Sender derzeit nichts Aktuelles aus der Region bringen könne. Der Umzug des FRF von Sande nach Friedeburg sei nicht abgeschlossen. Mitte April solle der normale Betrieb weitergehen.

Sünkenberg tröstete: „Für ne Funkhausführung reicht es auf jeden Fall aus.“

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Karl-Heinz Sünkenberg (vor den Regalen stehend) begrüßte im noch nicht ganz fertigen Speisesaal seine Gäste.

Er war vorbereitet, jedenfalls als Küchenchef. Denn im Haus ist er „Mädchen für alles“. Er hatte am Morgen schon mit eigener Hände Kraft knapp 100 Schnitzel aus Schweine-Oberschalen geschnitten und geplättet. Und er plauderte – zwecks späterer Sendung – in eine Kamera:

„Wir bekommen heute jede Menge Gäste hinsichtlich einer Funkhausführung. (…) Nach dem Essen gehen wir dann rüber.“ Rüber? Sünkenberg zeigte auf den Technikraum, „und dann halte ich einen kleinen Vortrag über den Friesischen Rundfunk. … Wir machen das so’n bisschen fernsehmäßig.“

So hatten sich das die Klüngeltüngels ebenfalls gedacht, doch es kam anders…

Kehren wir noch einmal an die Pfannen der Sender-Küche zurück. Sünkenberg witzelte über breitgeklopftem Fleisch: „Die Schnitzel sind die einzigen im Friesenland, die über’n Tellerrand gucken.“

Minutenlang stellte er seine Arbeitsschritte am Herdfeuer vor und bekannte: „Das habt ihr aber schon 1000 Mal irgendwo anders im Fernsehen gesehen.“

Wohlan: Das 1001. Mal ging auch noch, vor allem, da der Moderator, einsam vor der Schnitzelpfanne stehend, einen feurigen Monolog hielt.

Hier der O-Ton: „Kann man alles alleine … muss. Man kann natürlich mit ganz vielen Menschen arbeiten … man kann’s auch alleine … da es hier aber wirklich … um … äh … Schnitzel mit Kartoffeln geht … die Kartoffeln habe ich vorhin schon gemacht … sind schon bei Michaela in der Pfanne … und … äh … Schnitzel ist, glaub ich, des Deutschen Lieblingsgericht…  glaub ich … und ich mach gerne Schnitzel.“

Der Mann hatte seine eigenen Vorstellungen, wie Kollegen anderer Medien, die gerade nichts auf der Pfanne haben, zu ihren Themen kommen.

„Wir sind ja ein Regionalsender. Und trotzdem müssen wir immer nach Themen suchen. Was interessiert die Leute? Ihr merkt doch selber, wo ihr wegschaltet, das passiert doch nicht nur bei uns. Das passiert doch auch anderen Sendern, dass es zu langweilig ist. Wir haben immer das Problem, Themen zu finden und auch zu bebildern. So’n Zeitungsredakteur, der greift zum Telefon, interviewt den Bürgermeister, holt aus’m Archiv sein Bild, und macht das vielleicht noch ein bisschen größer, wenn ihm weniger einfällt, und schon ist die Seite voll.“

Wer hätte das gedacht! So einfach geht das bei den Printkollegen (wenn Sünkenberg wüsste, dass die „Zeitungsfuzzis“ gerade das umgekehrte Problem haben und vor lauter Stoff und Themen nicht wissen, was sie weglassen und wo sie kürzen sollen, würde er vermutlich das Medium wechseln).

Nein, Spaß beseite: Karl-Heinz Sünkenberg und sein Team geben ihr Bestes, um auch jetzt während der Bauphase des neuen Funkhauses jeden Abend 30 Minuten Programm neu zu füllen (derzeit ausschließlich mit Streifen über den Baufortschritt). Und so frohlockte er: „Bis heute hat sich noch kein Zuschauer darüber beschwert, dass es das aktuelle Programm nicht mehr gibt. Die finden es total toll, dass es diese Serie [über den Baufortschritt] gibt.“

Sünkenberg sprach freudig weiter, dies sei „das billigste Format, was wir je produziert haben, wir haben keine Treibstoffkosten mehr, wir brauchen nicht mehr rausfahren.“

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Eine Kamerafrau filmte, während Sünkenberg referierte. Das gab wenigstens ein bisschen Live-Gefühl.

Es lebe der Journalismus! Wenn nötig, billig und frei von Fremdberührung!

Sünkenberg bat um Fragen. Es kamen viele. Das war unterhaltsam und manchmal informativ.

Die Klüngeltüngels blieben höflich. Das Beste würde ja noch kommen. Die Führung! Doch plötzlich bedankte sich Sünkenberg, fand, dass alle einen tollen Nachmittag gehabt hätten und komplimentierte die Gruppen aus dem Saal.

Ungläubige Gesichter bei den Klüngeltüngels. Nix Schneideraum, nix Staunen über die Technik und nix Führung, obwohl Sünkenberg sie zu Beginn doch selbst noch einmal angekündigt hatte? Nix!

Das war zweifellos der zweifelhafteste Witz des Tages. Zum Schnitzelessen waren die Klüngeltüngels eigentlich nicht gekommen.

Wie hatte Sünkenberg richtig gesagt: Sein Sender mache alles locker, nicht verkrampft, „wir machen auch mal’n Witz, auch wenn er blöd ist“.

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Vor Enttäuschung über die entgangene Führung drückten sich FRF-Besucher ihre Nasen an der Scheibe des Sendestudios platt.

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Die frechen Klüngeltüngels warfen auf eigene Faust einen schnellen Blick ins Studio.

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Der Moderatorenplatz beim Fernsehsender.

Das große Engagement der FRF-Mannschaft, für das nordwestliche Niedersachsen im Kabelnetz einen neuen Regionalsender nach schwerem Start wirtschaftlich auf die Beine zu bekommen, in allen Ehren: Aber so gewinnt man keine Fans für’s friesische Fernsehen.

Wer mehr über den Sender wissen möchte (Geschichte, Umzug, Sendungen, Reichweite) klickt hier [7]. Ein Link zum Film über’s Schnitzelbraten mit Besuch der Klüngeltüngels beim FRF ist hier [8] hinterlegt.

Einen schönen Abschluss gab’s nach dem frühen Abmarsch dann doch noch: Die Klüngeltüngels schoben einen Spaziergang im Neuenburger Urwald ein und waren Gast zum Kaffeetrinken in der Rutteler Mühle: Das war ein lohnenswertes Ausflugsziel. Das Mittagessen lag ein bisschen zurück; der hausgebackene Kuchen mundete besonders gut.

Text: Hildegard Lüken, Delia Evers
Fotos: Delia Evers

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Bei herrlichem Wetter ließ es sich wunderbar spazieren.

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Urwaldeulen mitten im Neuenburger Urwald.

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Einige Klüngeltüngels setzten für ihren Nachmittag schlicht einen neuen Rahmen. Hier stehen sie vereint mit teils über 300 Jahre alten Bäumen im Neuenburger Urwald.