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Teil 1 | Kreuzweg in St. Ludgerus – Einführung, 1. Station

[1]In der St.-Ludgerus-Kirche erzählen Kreuzweg-Bilder vom Leben und Sterben Jesu. Max Freyland hat sie in den 1980er- und 1990er-Jahre gemalt. Sie wirken bedrückend und tröstlich aktuell. In einer Serie stellen wir sie vor.

„Bilder tun sich in diesen Stationen auf“, sagt Dr. Max Freyland. Sie zeigen Jesus vor 2000 Jahren auf dem Weg nach Golgatha, während ihm die Geißeln der heutigen Zeit zusetzen, Verfolgung, Gewalt, Fremdenhass, Unterdrückung, Terror, Krieg und Massenvernichtung.

In einer der Darstellungen liegt Jesus auf einem Obduktionstisch in einem kahlen Leichenraum. Alles wirkt kalt und klagt eine Medizin ohne Menschlichkeit an. Unwillkürlich mögen viele in dieser Zeit an jene Patienten denken, die während der Corona-Pandemie todkrank „ausgemustert“ [2] werden, weil sie alt sind und an Beatmungsgeräten den jüngeren Patienten weichen müssen. Max Freyland sagt über seinen Kreuzweg: „Aus den Bildern spricht Jesus zu uns. Seht, ich trage dies alles für euch, denen diese Leiden unerträglich sind. Die wehrlosen Opfer von Diktaturen, Terrorismus, Fanatismus, Rassenwahn und religiösem Eiferertum begegnen uns auf dem langen Weg zur Hinrichtungsstätte; nicht nur getragenes, geteiltes Leid wird erfahren, sondern auch Trost.“

In den nächsten Tagen stellt die Redaktion der Webseite die einzelnen Stationsbilder vor. Jedes hat seine eigene Kraft. Jede und jeder liest seine eigenen Erfahrungen hinein und heraus. „Die Bilder sollen die Herzen der Betrachter aufbrechen, damit sie die furchtbaren Leiden der Menschen erkennen können. Die Qualen von unzähligen Menschen aller Zeiten sind die übermenschliche Passion des Gottessohnes. Wenn wir das glauben, dann macht der Kreuzweg Jesu einen Sinn, dann verlangt er in Bildern und Gleichnissen nach zeitgemäßen Darstellungen und Interpretationen“, sagt Max Freyland. So stoßen wir auf Panzer, ein Stück Berliner Mauer, zerbombte Städte, NS-Konzentrationslager und brennende Ölwüste.

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Dr. med. Max Freyland kam in Ludwigshafen zur Welt, studierte Anfang der 1960er-Jahren Physik in Münster und Karlsruhe, schloss ein Studium der Medizin in Bonn und Köln an und bildete sich zum Facharzt für Innere Medizin weiter. 27 Jahre lang praktizierte er von 1976 bis 2003 als niedergelassener Kardiologe in Aurich. Seit 2003 ist er im Ruhestand.

Max Freyland (bei Kriegsende ein Kind von sechs Jahren) lädt Betrachterinnen und Betrachter der Kreuzwege dieser Welt ein, sich der Passion mit eigenen Gedanken und Wahrnehmungen zu nähern. „Vielfach ist der Kreuzweg, den wir bis in die kleinste Dorfkirche wiederfinden können, zur bildhaft dargestellten Gebetsformel erstarrt, und erst wenn wir uns gleichsam von der Gebetsformel lösen, über die zugrunde liegende Passion nachdenken, bekommen wir einen neuen Zugang zur bildnerischen Abstraktion des Leidens Jesu.“

Text und Porträtbild: Delia Evers; Stationsbilder: Max Freyland

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Erste Station. Jesus wird zum Tode verurteilt.

I. Station – Jesus wird zum Tode verurteilt
Das Urteil ist gesprochen. Das Recht muss dem Willen der Mehrheit weichen. Die Menge spricht dieses „Recht“, der Richter ist nur Werkzeug. Das Geschrei der Vielen übertönt die Klage. Wissend verstecken sie sich in der Menge, die sie bilden, und zeigen auf den vermeintlich Schuldigen. Der Mann rechts neben der Säule könnte Judas sein, der Jesus-Verräter. Vielleicht ist es Petrus, der Jesus-Verleugner. Und vielleicht ist es einer von uns. Den Schriftsteller und Kritiker Walter Jens erschütterte dieses Bild, als Josef Antony ihn vor Jahren während der Wissenschaftstage in die St.-Ludgerus-Kirche führte.

Kreuzwegbeschreibung St.-Ludgerus-Kirche Aurich
Einführung und I. Station [5]
II., III. und IV. Station [6]
V. und VI. [7]Station [7]
VII., VIII. und IX. Station [8]
X., XI. und XII. Station [9]
XIII. und XIV. Station [10]
XV. Station [11]