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Litauenreise: Plackerei bei 38 Grad im Schatten

[1]Das Wetter in Litauen legte Mittwoch einen Zahn zu. Dienstag 35 Grad? Das war das Vorspiel. Pünktlich zur Schweiß treibenden Abladeaktion von Sofas, Tischen und anderen Großteilen wurde es wärmer: 38 Grad im Schatten.

Die Neuauwiewitter waren quasi schon „weggeschwommen“, als sie nach kurzer Nacht und noch kürzerem Frühstück bei Pfarrer Rytis in Alytus ihren ersten Einsatzort erreichten. Schnell waren auch Didi und Hilmar mit ihrem 40-Tonner zur Stelle. Hilmar steuerte ihn, ohne ein einziges Mal auch nur um Zentimeter nachbessern zu müssen, durch die engste Hofeinfahrt über den engsten Hof. So bescherte er den Auspackerinnen und Auspackern kürzeste Wege.

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Hilmar kommt mit dem 40-Tonner um die Ecke.

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Und er zirkelt ihn passgenau, ohne dem Tannenbaum ein Nädelchen zu krümmen, an den Abladeort.

Bald war eine Feuerwehrkette gebildet. Lebensmittelpakete für die Arbeit von Caritas und Schwestern flogen von Hand zu Hand, so dass der Flugwind die Neuauwiewitter mit kleinsten Abkühlungen beschenkte. Steffi rannte gefühlt die halbe Zeit mit Paketen voller Wasserflaschen durch die Gegend und ließ durch die Münder nachfüllen, was durch die Poren verlorengegangen war, damit niemand umkippte.

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Feuerwehrkette für Lebensmittel.

Klogänge hatten Seltenheitswert. In der Blase kam kaum noch was an. Das Gros strömte aus Gesichtern, Achselhöhlen und anderen drüsenbewehrten Körperzonen ins Freie. Didi, schwere Arbeit von Hause aus gewöhnt, hatte hellsichtig ein Fläschchen Deo mitgebracht, verzog sich zwischendurch zum Fahrzeug, hob die Arme und sprühte drauf los. Hmm, roch er gut!

Bewegt waren die Schweißströme und buchstäblich bewegend die vielen Hände, die anpackten.

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Augustas mit seinem Fußball.

Eine junge Mutter dreier Kinder stand mit ihrem Jüngsten erwartungsvoll im Ladebereich. Schwester Jolanta hatte für sie auf ihre unnachahmliche Art („wenn’s denn möglich ist“) ein Sofa geordert. Rita hatte das Sofa gespendet und zeigte der begeisterten Mutter, wie sie es zu einem Schlafsofa erweitern kann. Der kleine Augustas bekam noch einen Fußball geschenkt und freute sich sehr. Jolanta erzählte von der Armut der  Familie ohne Mann und Vater. Die Mutter habe ihr gesagt: „Es gibt Tage, da habe ich nicht einmal ein Stück Brot.“

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Was machen die da?

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Sie scharen sich um das Sofa, das Rita in Null-Komma-Nix zu einem Schlafsofa verwandelt.

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Bis zum Abtransport dient es müden Packmenschen zum Ausruhen.

Nach zwei Stunden Packerei und Plackerei ging es weiter zu Pfarrer Valdas und seiner ewigen Baustelle. Er bekam – ebenfalls per Feuerwehrkette – jede Menge Seminarstühle und Tische aus den Lastern frei ins Haus geliefert. Zudem freute er sich über Lebensmittel.

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Stühle für Valdas.

Der Schweiß der Fleißigen floss noch reichlicher, inzwischen auch bei den besonders kraftvoll und unermüdlich zupackenden Jugendlichen. Schnell war ein Eimer mit kaltem Wasser herbeigeholt. Sven dachte sich das Teil als Badewanne, kniete nieder, beugte sich vor und ließ sein komplettes Haupt kopfüber im Eimer verschwinden. Er fand Nachahmer, u.a. in Dechant Arunas.

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Sven senkt sein Haupt.

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Und taucht mit nasser Birne wieder auf.

Die Karawane zog weiter.

Zu den Maltesern von Alytus.

Auch hier waren Lebensmittel heiß begehrt, zudem sehr viele Hygieneartikel und Hilfsmittel wie Rollstühle, Rollatoren und Krücken aller Art.

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Hilfsmittel für die Malteser in Alytus.

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Die Nachtschränkchen kamen auch gut an.

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Virginja hat ihr Lebensmittellager wieder voll.

Als Dankeschön spielten die Malteser vorzüglich Tischlein-deck-dich: Das Mittagessen für die Gäste aus Ostfriesland war vorzüglich. Nach einer schnellen Hotelvisite mit Duschgang, um wenigstens vorübergehend den Schweiß loszuwerden und frische Klamotten anzuziehen, ging es gleich weiter zur Kirche von Dechant Arunas.

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Dechanrt Arunas ließ sich anstecken und freute sich wie ein kleiner Junge über seine Tat.

Hier feierten die Malteser aus Alytus und die Unseren einen schlichten, schönen Jubiläums-Gottesdienst. Zehn Jahre gibt es die Malteser in Alytus. Der Hilfsverein dankte Gott für all das Gute, das in dieser Zeit geleistet werden konnte. Und er dankte für die Wohltäter und Freunde aus Deutschland.

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Die Malteser aus Ostfriesland zogen mit Banner ein und aus.

Nach der Heiligen Messe ging es zurück in das Malteserzentrum, wo Kinder und Jugendliche in aufwendig gearbeiteter, traditioneller Kleidung als Auftakt der „weltlichen“ Jubiläumsfeier ein Konzert auf alten Instrumenten gaben. Hörenswert waren die melancholischen Melodien; zu einer flotteren unter ihnen ließ sich herrlich eine Polonaise tanzen.

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Konzert der Extrasorte.

Das war schön anzusehen. Vor allem für die, die in den dichten Stuhlreihen ganz hinten saßen und nicht in Verlegenheit kamen, bei den Hochtemperaturen Hochform auf dem Parkett zeigen zu müssen.

Petras, Schauspieler und vor allem Sohn von Wirbelwind Viginija, rief immer neue Rednerinnen und Redner nach vorn. Sie stellten sich mitten in den Raum, redeten frei und zeigten mit jedem Wort, wie viel Herzlichkeit hier bei den Maltesern zu Hause ist. Immer wieder im Mittelpunkt stand Leiterin  Onute, genannt Ona.

Mit viel Rührung und Achtung gedachte die Festgesellschaft ihres vor drei Jahren verstorbenen Mannes Algis, der die Malteser mit aufgebaut hatte. Der Bürgermeister sprach und dankte auch den Gästen aus Deutschland. Manchmal beginne Hilfe mit kleinen Taten und großem Herzen und wachse sich dann zu großen Taten aus. Wie immer in diesen Tagen übersetzte Birute kenntnisreich.

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Horst bei einer Pause zwischen der Plackerei.

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Elisabeth und ihr dringend verdientes Auszeitchen.

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Arunas mit Wasserflasche und Hochsitz beim Verschnaufen.

Pfarrer Johannes Ehrenbrink wurde nach vorn gerufen und unvorhergesehen um ein Grußwort gebeten. Es fiel gut aus. Johannes sagte, es sei oft einfach, etwas zu beginnen; viel schwerer sei es, über lange Zeit – wie jetzt bei den jubilierenden Maltesern – bei der Stange zu bleiben und Rückschläge, die nicht ausblieben, kreativ aufzufangen und sich vielleicht auf Neues einzulassen. „Das habt ihr zehn Jahre lang mit viel Herzblut und Begeisterung getan!“

Malteser-Chef Alfred Dellwisch bedankte sich angesichts der vielen Gäste für die Einladung, das Fest mitfeiern zu dürfen. „Das macht uns auch ein bisschen stolz.“ Begeisterung löste er mit dem Gastgeschenk aus, das der Osnabrücker Diözesangeschäftsführer der Malteser Ludwig Unnerstall organisiert und mitgebracht hatte: zwei lebensecht wirkende Übungspuppen für die Erste-Hilfe-Ausbildung. Soetwas, war mehrfach zu hören, habe man sich heimlich seit langer Zeit gewünscht.

Viele weitere Weggefährtinnen und Weggefährten der Malteser dankten für eine gute Zeit mit vielen guten Werken. Immer wieder erwähnt wurde die Suppenküche, mit der alles angefangen hat und die unsere Malteser und unsere Pfarreiengemeinschaft heftig unterstützt haben.

Es gab leckeren Malteserkuchen und am Abend noch ein Büffet, bei dem auch die Flüssigkeitsreserven noch einmal aufgefüllt werden konnten. Denn am Donnerstag steht das Abladen schwerer Gerätschaften am Krankenhaus in Kaunas an.

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Gruppenbild nach dem Gottesdienst.