Malteser: „Unser Einsatz hat Gesichter“

Im Gottesdienst zur Jahreshauptversammlung der Malteser Aurich-Wiesmoor sagte Pfarrer Johannes Ehrenrbrink: „Unser Einsatz hat Gesichter“ und griff das Leitmotiv des Hilfsdienstes auf: … weil Nähe zählt.

Nähe zu Menschen, die in irgendeiner Form Hilfe brauchen, sei wichtig, und Nähe untereinander nicht minder. „Wir können nicht isoliert die vielfältigen Aufgaben wahrnehmen. Wir brauchen die Nähe, die Unterstützung, die wohlwollende Begleitung der anderen“, sagte er.

Und noch eine Nähe zähle, „die zu Jesus Christus“. Deshalb sei es gut, die Zusammenkunft mit einem Gottesdienst zu beginnen und die Nähe Jesu Christi zu feiern.

In seiner Predigt skizzierte er beunruhigende Entwicklungen in der Welt, nannte den Egoismus als Ursache, der darauf aus sei, andere schlecht zu machen, ihre Würde, ihre Geschichte und auch ihre Grenzen nicht zu respektieren. Er bat die Malteser, wachsam zu bleiben und dem „Ich zuerst!“ ein entschiedenes „Die andere zuerst!“ oder „Der andere zuerst!“ entgegenzusetzen. Durch die vielfältige Arbeit vor Ort werde im Kleinen ein Gegenpol zu den schlimmen Entwicklungen in der Welt geschaffen.

Die Malteser versammelten sich bewusst unter dem Kreuz. Denn vor allem die Nähe Jesu zählt. Und kein Zweifel: Der Einsatz hat Gesichter.

Mit guten Worten unterfüttert wechselten die Malteser von der Kirche ins Bonihaus (wo es später mit deftigem Grünkohl nebst Beilagen noch mehr zu „futtern“ gab…).

Als die Malteser sich fürs Foto im Altarraum versammelten, zeigte Pfarrer Johannes Ehrenbrink, was er auf den Schultern trug: eine Stola mit Malteserkreuz.

Hier hatten Maria Dellwisch, Ulrike Schär und der Ortsbeauftragte der Malteser, Alfred Dellwisch, einen schwer umlagerten Kaffee-Tisch und einen hübsch dekorierten Versammlungsort hergerichtet. Zuletzt trat noch Schwester Claudia ein. Alfred fragte: „Kommen noch mehr Schwestern?“ Nein. Kamen nicht. Alle Drei waren da, und mit einer Vermehrung ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen. Alfred lachte; es konnte losgehen.

Wie die vielfältige Arbeit der Malteser aussieht, skizzierte Alfred erfrischend kurz und prägnant. Er nannte u.a. die Dienste für zwei geflüchtete Familien, die mit ungebrochen hohem Einsatz an der Kirchdorfer Straße betreut werden, desweiteren die Dienste für die litauischen Freunde und für den Mobilen Einkaufswagen.

Das Haus an der Kirchdorfer Straße ist gerade noch einmal an die Lebensverhältnisse der elf Bewohner angepasst worden. Für alle Beteiligten sind familiäre Freiräume entstanden, die zu einem guten Klima beitragen.

In Litauen haben sich die Schwerpunkte verschoben. Verstärkt wird mit Ordensschwestern in Kaunas und Alytus sowie mit den Maltesern in Alytus zusammengearbeitet. Gebraucht werden nicht mehr Kleider, sondern haltbare Lebensmittel, Hygieneartikel, Papier, Schulhefte, Stifte und Möbel. Im Frühjahr wird ein Sammeltag angeboten, der noch bekannt gegeben wird – u.a. über einen Flyer.

Blick in die Versammlung auf Helfer und Helferinnen: Daniela Rajahkumar, Marlies Weinmann und Hans Lüken.

Johannes betonte erneut, dass es bei allem Tun darum gehe, eine Gegenströmung zu vielen unguten Tendenzen in Gang zu setzen. Er sei überzeugt: „Nicht Egoismus wird auf Dauer Zukunft haben, sondern ein Verhalten, das die anderen im Blick hat. Und diese Strömung wird stark sein, wenn an vielen Orten Menschen sich so einsetzen, wie es hier die Malteser und andere tun. Ich bin dafür sehr dankbar.“

Dieser Einsatz habe Gesichter. „Es sind eure Gesichter und noch viele mehr, die heute nicht hier sind.“ Jedes Gesicht gehöre einem einmaligen Menschen mit Talenten, Stärken, Begrenzungen und Schwächen. Gestärkt durch diese Unterschiedlichkeit „müssen wir unsere Arbeit tun und stark sein.“ Es gehörten dazu die Auseinandersetzung und das Ringen um den richtigen Weg.

Johannes sprach das hiesige Netzwerk an. Darin hätten eine ungemein wichtige Rolle jeweils mit ihren Teams Tina Hardy im Haus für Kinder und Familien, Steffi Holle im Caritasverband, der Verein Subito, die Öffentlichkeitsarbeiter u.a. mit Hildegard Lüken, die Anpackerkreise, die Schwestern, die Johanniter, mitunter das THW und natürlich die Malteser auf Bezirks- und Bistumsebene sowie alle vier Gemeinden und die Pfarreiengemeinschaft Neuauwiewitt.

Stellvertretend für die vielen Gesichter nannte er zwei Namen: Alfred Dellwisch und Horst Stamm. Er sprach die beiden direkt an: „Manchmal stehen eure Autos tagelang hier oder an der Kirchdorfer Straße. Dann seid ihr im Einsatz, jetzt gerade wieder, um die Wohnsituation an der Kirchdorfer Straße zu entzerren.“ Man könne kaum beschreiben, was die beiden investierten und wie sie zugleich immer wieder auch andere motivierten. „Ihr habt den Überblick!“

Da setzte es einen kräftigen Applaus, und Gelächter gab’s zudem, als Johannes die beiden charakterisierte: Sie seien am Werk mit „Übersicht, meist Gelassenheit, manchmal etwas nachdenklich der eine und manchmal mit etwas mehr Feuer der andere…“

Alfred Dellwisch und Horst Stamm, „…manchmal etwas nachdenklich der eine und manchmal mit etwas mehr Feuer der andere…“.

Diözesangeschäftsführer Ludwig Unnerstall berichtete über „60 Jahre Malteser-Diözesanverband Osnabrück“. Zum Jubiläum würden Monat für Monat Dienste der Hilfsorganisation präsentiert. Die erste Vorstellung, Herzenswunsch-Krankenwagen, liege gerade hinter ihnen. Sterbenden Menschen würden letzte Wünsche erfüllt. Der Wagen  bringe sie bestens betreut zu Wunschorten. Gern könne er auch von den hiesigen Maltesern für Fahrten angefordert werden.

Unnerstall wies auf die Kreuztracht des Diözesanverbands in der ehemaligen Malteser-Kommende Lage-Rieste am 10. April hin; und er kündigte das großes Johannesfest am 24. Juni rund um das Heimatmuseum in Haselünne an. Bei diesem Patronatsfest der Malteser zelebriere Weihbischof Johannes Wübbe die Heilige Messe. Landtagspräsident Bernd Busemann halte den Festvortrag. Die Moderation liege bei Ludger Abeln.

Weiter geht es mit einem öffentlichen „Johannesmarkt“ und später mit einem Helferfest für alle Ehrenamtlichen und Mitarbeiter.

Den hiesigen Maltesern gab er mit auf den Weg: „Danke, dass es hier bei euch so richtig, richtig gut klappt.“ Sichtlich beeindruckt waren auch der Kreisbeauftragte Georg Henrichs aus Lingen und der Diözesan-Litauenbeauftragte Werner Bensmann.

Gäste, die eine weite Anreise auf sich genommen hatten, um in Aurich dabei zu sein: v.l. Diözesangeschäftsführer Ludwig Unnerstall, der Diözesan-Litauenbeauftragte Werner Bensmann und der Kreisbeauftragte Georg Henrichs aus Lingen. Im Hintergrund Schwester Claudia, Uli Kötting, Steffi Holle und Ulrike Schär.

Zur Arbeit der Malteser viel beigetragen haben drei Männer, die in den letzten Monaten verstorben sind: Johannes Funke, Hans Pohl und Andrei Resh. Es war wohltuend, wie sich über die drei mitten während der Versammlung ein kleines Erinnerungsgespräch entspann.

Besonders auch während des nächsten Pfingsttransports werden sie in den Gedanken vieler dabei sein. Bis dahin gilt es, möglichst viel an Hilfsware zusammenzutragen. Dazu gehören Krankenhausbetten. Ein Hospital in Kaunas braucht 1000 Stück. 13 sind schon da.

Es bleibt viel zu tun, und Alfred Dellwisch ermunterte sich: „Da müssen wir noch ein paar Jahre durchhalten, bis wir alle Betten beisammenhaben.“ Johannes rechnete schnell: „Es fehlen nur noch 987“.

Gute Gespräche nach der Versammlung: v.l. Pfarrer Johannes Ehrenbrink, Alfred Dellwisch und Ludwig Unnerstall.