Teil II | 70 Jahre Elisabethschwestern in Aurich

2016-07-27 Schwestern7_1In einer Serie, die auf einem Text von Manfred-Franz Albrecht fußt, zeichnen wir die Geschichte der Kongregation der Schwestern von der Hl. Elisabeth und des Auricher Konvents am Georgswall nach.

Teil II

Nach dem I. Weltkrieg wurde die Arbeit der Kongregation der Schwestern von der Heiligen Elisabeth zunächst beträchtlich erleichtert durch die Weimarer Verfassung von 1919, weil Neugründungen nun keiner staatlichen Genehmigung mehr bedurften.

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Eine Elisabethschwester bei ihrer caritativen Arbeit.

Dies änderte sich dramatisch, als Anfang 1933 Hitler die Macht in Deutschland ergriff. Es kam zu einer Fülle von Maßnahmen gegen die katholischen Orden. Besonders die polnischen Niederlassungen hatten nach dem Überfall auf Polen zu Beginn des II. Weltkrieges 1939 unter den Nationalsozialisten  zu leiden.

Es wurden 80 von 123 Filialen geschlossen und 142 Kindergärten enteignet. Mehrere hundert Graue Schwestern von der hl. Elisabeth fanden während des II. Weltkrieges den Tod durch Kampfhandlungen, Lagerhaft, Entkräftung, Krankheit oder Ermordung.

In der Endphase des Krieges fanden 53 Graue Schwestern durch Gewalttaten den Tod, die zumeist von russischen Soldaten im Zusammenhang mit Vergewaltigungen begangen wurden. Sie wurden erschossen, erschlagen oder starben an den Folgen erlittener Misshandlungen.

Nach dem Krieg wurde die deutsche Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße-Linie vertrieben. Sie mussten ihre Heimat unter Demütigungen verlassen, konnten -wenn überhaupt- nur das nötigste Gepäck mitnehmen, wurden mit unbekanntem Ziel in die Westzonen transportiert und fanden sich zunächst in Sammellagern wieder.

Dieses Schicksal widerfuhr auch über 1.000 Grauen Schwestern von der hl. Elisabeth. Die Vertreibung der deutschen Schwestern war für die Kongregation auch mit dem Verlust zahlreicher Filialen verbunden, da sie nicht sofort mit polnischen Schwestern besetzt werden konnten. Die deutsche Generalleitung der Kongregation musste 1946 Breslau verlassen.

Über Berlin-Tempelhof (1946-1948) und Schlangenbad-Georgenborn bei Wiesbaden (1948-1952) bekam das Mutterhaus endlich im Juli 1952 in Reinbek einen neuen Standort. Indes hatten seit 1948 -in der Hochzeit des „kalten Krieges“- die polnischen Provinzoberinnen die Generaloberin wiederholt gebeten, ihren Sitz aus der Bundesrepublik nach Rom zu verlegen. Die politische Situation behindere die Kommunikation der polnischen Ordensprovinzen mit dem Generalat in Westdeutschland so sehr, dass der Zusammenhalt der Kongregation dadurch gefährdet werde. So wurde 1975 das Mutterhaus nach Rom verlegt.

Zur Zeit (Stand 2016) hat der Orden in Deutschland zwölf Niederlassungen, in der Regel in Verbindung mit Einsatzorten wie Krankenhäusern, Altenheimen und Gemeinden. Aurich war eine dieser Niederlassungen. Sie gehörte zur Norddeutschen Ordensprovinz mit Sitz in Reinbek.

Die Niederlassung Reinbek bei Hamburg, in der sich 1908 das Provinzhaus der Ordensprovinz Schleswig-Holstein ansiedelte, entstand 1883 durch Schenkungen von Konsul Adolf Schramm. Im Mai 1884 ließen sich die Grauen Schwestern in Reinbek auf Dauer nieder. Der Niederlassung war von Anfang an ein Krankenhaus angeschlossen. 1898 wurde ein Neubau errichtet.

Teil III