01.04.22 | Sonntagsgruß von Andreas

Ernst geht’s bisweilen zu im Leben. Der Krieg in Europa, die Pandemie in der Welt. Dann ein ganz persönlicher Schicksalsschlag. Aktuell bin ich nicht direkt und unmittelbar von einem persönlichen Schicksalsschlag betroffen.

Indirekt aber schon.

In meinem Alltag gibt es viele Berührungspunkte mit Schicksalsschlägen anderer. Auch und gerade in der vergangenen Woche. Zu Beginn meines beruflichen Werdegangs habe ich versucht, „professionell“ zu lernen, wie ich als Ansprechpartner damit umgehen sollte. Aber soll ich ihnen was sagen? Geholfen hat es mir bzw. meinem Gegenüber nicht. Dann habe ich mich bemüht, das Gelernte zu vergessen. Mein Ziel war es, nicht als Profi auf Schicksalsschläge zu reagieren, sondern als der, der ich bin. Damit war ich der Not viel näher als je zuvor. Denn jetzt konnte ich Sprachlosigkeit teilen. Ich konnte zu meiner Hilflosigkeit stehen und musste sie nicht durch professionalisierte Worthülsen und Zuhörstrategien  überspielen. Damit ging es mir besser und den Menschen, mit denen ich zu tun hatte, auch. Was in so gut wie jeder schicksalshaften Situation mehr als hilfreich war, waren andere Menschen, die auch greifbar und in der Nähe waren. Die Umarmung einer Nachbarin, der Sohn, der jetzt über seinen Schatten springt, die Freundin, die mitweint. Oft empfinde ich die menschliche Nähe um den Schicksalsschlag herum auch für mich so tröstlich, dass mir selbst bisweilen die Augen feucht werden. Und so bin ich immer auf der Suche nach Menschen, die mit-tragen, mit-weinen, mit-trauern. Nach meiner Erfahrung kann dir niemand, nicht einmal Gott, erklären, warum und wieso das alles so kommen musste. Auf eine kognitive Erklärung müssen wir so oft verzichten. Aber nicht auf das, was wirklich hilft: zusammen-stehen, zusammen-gehen, beieinander sein. Das brachte manchmal auch helle Momente hervor. Ich erinnere mich an ein tränenüberflutetes Gesicht, in dem sich doch plötzlich die Mundwinkel hoben und Lächeln angedeutet wurde. Traurig und selig zugleich. Wenn man es so sagen darf: das war schön, inmitten allen Ernstes, den es bisweilen in unserem Leben gibt…

Nachdenkliche Grüße aus dem Pfarrhaus,

Ihr und euer Andreas Robben