05.08.23 | Sonntagsgruß von Andreas

Kein Kirchenaustritt gleicht dem anderen…

Gründe, aus der Kirche auszutreten, gibt es viele.

Da sind Hauptamtliche vor Ort, die etwas Wichtiges übersehen haben.

Da ist man wirklich auf das Geld angewiesen, das für die Kirchensteuer abgezogen wird.

Da ist der Skandal rund um den Missbrauch Schutzbefohlener und dessen Aufarbeitung bei uns im Bistum und weltweit.

Da ist die stetige anonyme Entfremdung zur Kirche.

Da ist die Entdeckung eines neuen spirituellen Heimatraumes.

Da hat jemand einfach keine Lust mehr auf Kirche.

Sicherlich gibt es noch viele Gründe mehr.

Verständnis für den Schritt kann ich durchaus aufbringen. Zumal mit diesem Schritt meistens kein Verlust des persönlichen Glaubens einhergeht, sondern im Gegenteil: manch einer entdeckt durch diesen Schritt sein persönliches spirituelles Selbstbestimmungsrecht, was ich für ein hohes Gut halte.

Zu denken geben mir Gespräche und Emails, in denen Menschen, die aktiv zu unseren Gemeinden vor Ort gehören, unsere Kirche verlassen. Hier sind es überwiegend Gründe, die über die Ortsgemeinde hinausgehen.

Das bewegt, weil durch die Verhaltensstarre in manchen Bereichen der Kirche Menschen von ihr weggedrängt werden, die sich vorher im höchsten Maße mit ihr identifiziert haben, sie in Gespräche und Begegnungen „verteidigt“ haben, die eigentlich, meistens ein Leben lang, engste Freunde gewesen sind.

Auch diesem Schritt kann ich großes Verständnis entgegenbringen, weil es darin den hochachtungsvollen Punkt gibt, sich selbst ehrlich zu machen.

Und doch bleibt etwas Schales zurück, ein beklommenes Gefühl.

Dieses Gefühl richtet sich nicht gegen die ausgetretenen Personen, sondern gegen unsere Kirche, die allen dogmatischen Beteuerungen zum Trotz wirklich nicht so bleiben kann, wie sie ist. Es sei denn, sie will in einer abgeschotteten Wagenburgmentalität die letzten Tage ihres Daseins fristen.

In dieser Gefühlslage dauert es etwas, bis wieder Hoffnung aufkeimt, dass die Kirche in ihrem Kern lebensbejahend und dynamisch, anpassungs- und wandlungsfähig ist, weil Jesus selbst so war und er es immer wieder schafft, Menschen in diesem seinem Geist zu erwecken.

In diesem Sinne ein nachdenklicher Sonntagsgruß,

Andreas Robben