06.06.25 | Sonntagsgruß von Kerstin
Wenn man an Feiertage denkt, landen Weihnachten und Ostern oft ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Pfingsten dagegen bleibt manchmal im Schatten, vielleicht weil es weniger emotional aufgeladen ist. Doch Pfingsten ist ein dynamisches Fest: Es geht um Aufbruch, Ermutigung – und Vielfalt in Einheit.
In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie die Jünger:innen 50 Tage nach Jesu Auferstehung mutlos beisammensitzen. Ihre Zukunft scheint ungewiss. Plötzlich geschieht etwas, das sie kaum in Worte fassen können: Sie spüren eine neue Kraft – wie ein frischer Wind, der durch ihre Angst weht, wie ein Feuer, das ihre Herzen entflammt. Sie finden den Mut, von ihrer Hoffnung zu erzählen. Und das Erstaunliche: Menschen aus verschiedensten Ländern verstehen sie – trotz aller sprachlichen Unterschiede. Was sie vereint, ist das Vertrauen, dass Gott am Werk ist. Petrus sagt: Das, was wir erleben, ist Gottes Geistkraft – sie verbindet, tröstet und beflügelt.
Diese uralte Geschichte hat Kraft. Wir können sie tagtäglich erleben. Und zwar dort, wo Menschen trotz Unterschiedlichkeit gemeinsam füreinander oder eine Sache einstehen.
Etwa, wenn in Friedensinitiativen in Kriegs- und Krisengebieten Menschen verschiedener Religionen zusammenarbeiten – nicht, weil sie alles gleichsehen, sondern weil sie das Leben schützen wollen. Oder wenn Jugendliche in Schulprojekten Wege entwickeln, Konflikte gewaltfrei zu lösen – und dabei erfahren, wie viel Stärke in Zuhören, Verstehen und Versöhnen steckt.
In solchen Momenten kann spürbar werden, was Pfingsten meint: Gottes Geistkraft hilft, Grenzen zu überwinden – nicht, indem sie Unterschiede auslöscht, sondern indem sie das Verbindende stärkt: den Mut, Brücken zu bauen, wo Gräben klaffen.
Pfingsten erzählt davon, dass Einheit nicht Gleichheit heißt. Im Gegenteil – die Verschiedenheit der Menschen ist kein Hindernis, sondern eine Bereicherung. Gottes Geistkraft öffnet Räume, in denen jede und jeder mit der eigenen Stimme sprechen kann. Wo Ängstlichkeit Zuversicht weicht, und neue Gemeinschaft entsteht.
Vielleicht liegen gerade darin die Herausforderung und die Schönheit von Pfingsten: offen zu bleiben für das, was verbindet – ohne das Trennende zu leugnen. Und zu vertrauen, dass Gottes Geist Menschen zusammenführt, über Sprachen, Kulturen, Meinungen und Grenzen hinweg.
Am Pfingstmontag sind alle, die mögen, eingeladen das Verbindende mit unseren evangelischen Geschwistern zu feiern. In unserer Pfarreiengemeinschaft finden jeweils um 11:00 Uhr zwei Gottesdienste statt. In Wittmund an der Peldemühle und in Neustadtgödens an der Wedelfeldmühle. Herzliche Einladung dazu!
In diesem Sinn wünsche ich im Namen des ganzen Pastoralteams »Frohe Pfingsten!«
Kerstin Kröger