07.03.25 | Sonntagsgruß von Andreas

„Happy new Fastenzeit!“

Ja, es ist wieder so weit! Für die neue Fastenzeit alles erdenklich Gute, viel Glück und vor allem: Gesundheit! Neue Fastenzeit, neue Chance!

Der Beginn einer Fastenzeit erinnert mich an den Anfang eines neuen Jahres. Motivation ist da, das Leben zu ändern und das Ändern auch zu leben. Der Wunsch nach Veränderung kommt nicht selten aus einer Unzufriedenheit. Ich weiß, dass dies oder das nicht gut für mich ist. Ich sollte damit aufhören, am besten sofort. Von Vorteil ist, dass die Fastenzeit ja „nur“ 40 Tage dauert (Sonntage ausgenommen), ein neues Jahr allerdings 365 Tage lang ist. Das sollte ja wohl klappen…

„Wenn Motivation der Ernüchterung weicht“ – so könnte meine persönliche Schlagzeile zum ersten Fastensonntag lauten. Klappt halt doch nicht einfach so. Zu viel vorgenommen? Doch lieber kleine Schritte gehen? Oder besser gleich Micro-Schritte? „Weißt du noch ‚damals‘, vor 14 Tagen, als wir dachten, alles würde besser werden?“ – so meine persönliche Schlagzeile zum zweiten Fastensonntag.

Sicherlich nicht alle, aber doch einige werden Fastenzeiten oder Jahreswechsel so oder so ähnlich erleben. Als Kind fastete ich Süßigkeiten. Das war okay. Seitdem ist mir das Konzept des Fastens allerdings fremd geworden. Ich finde es ehrlich toll, wenn andere damit etwas anfangen können, muss mir aber auch eingestehen, dass es nicht zu meinem Lebensrepertoire gehört.

Wenn ich an Fastenzeit denke, fallen mir Dinge ein, auf die wir scheinbar schleichend mehr und mehr verzichten müssen: Schutz und Sicherheit vor rechtsextremistischen Auswüchsen, vor rassistischer, sexueller und weltanschaulicher Ausgrenzung, Akzeptanz von Vielfalt und Toleranz, vielleicht sogar auf den Frieden hier bei uns. Wirkt sich dieser Verzicht auf mein Inneres aus, so machen sich Nöte, Beklemmungen und Sorgen breit (natürlich gepaart mit dem Wissen, dass es Anderen schlechter geht als mir).

In der Fastenzeit brauche ich alle Kraft, mich dagegen aufzubäumen, mich dagegen zu wehren. Ich brauche Kraft für die Suche nach dem Guten, nach Menschen, die weiterhin an eine bessere Welt glauben und sich dafür einsetzen. Diese Menschen gibt es auf den großen Bühnen dieser Welt und auch in unserer Nähe. Wie cool wäre es, so einen Menschen auch dann zu sehen, wenn ich in den Spiegel schaue.

Weil das Menschen- und Vielfaltfreundliche immer in Gefahr ist und weil viel Kraft dabei draufgeht, diese Gefahr zu bannen, ist eigentlich immer Fastenzeit, nicht nur 40 Tage im Jahr (Sonntage ausgenommen), sondern 365 Tage im Jahr.

Nicht ganz so erbaulich dieser Sonntagsgruß, leider. Auch hier wird an Erbaulichkeit gefastet. Dennoch wünsche ich allen Lesenden Hoffnung und Lebensmut, Kraft und Zusammenhalt, am besten mit vielen anderen zusammen.

Andreas Robben