Neuen Mut fassen – trotz Unsicherheit
Liebe NeuAuWieWittler, liebe Gäste,
ich freue mich, dass Ihr Euch einen Moment Zeit nehmt, um mit mir über das nachzudenken, was uns/mich bewegt. Gerade in Zeiten wie diesen, wo vieles unsicher scheint und die Nachrichten oft Sorgen bereiten, tut es gut, kurz innezuhalten und den Blick zu weiten. Ich möchte Euch ein paar Gedanken mitgeben – nicht als politische Botschaft, sondern als Einladung, gemeinsam nachzudenken.
Im heutigen Evangelium (Lk 5, 1–11) begegnen wir Simon Petrus und seinen Fischerkollegen. Sie hatten die ganze Nacht gearbeitet, sich angestrengt – und doch nichts gefangen. Frust, Zweifel, vielleicht auch Resignation machen sich breit. Doch dann fordert Jesus sie auf, nochmal rauszufahren und die Netze auszuwerfen. Petrus ist skeptisch – aber er lässt sich darauf ein. Das Ergebnis ist überwältigend: Die Netze füllen sich über alle Maßen.
Mich beeindruckt an dieser Geschichte besonders eines: Petrus hätte auch ablehnen können. Er hätte sagen können: „Das bringt doch nichts, ich weiß, wie das hier läuft.“ Aber er bleibt offen, wagt es, sich auf eine neue Perspektive einzulassen. Und genau das führt zu einem Durchbruch.
Ich glaube, wir stehen als Gesellschaft gerade oft an einem ähnlichen Punkt. Viele von uns sind müde von Diskussionen, genervt von politischen Streitereien, besorgt über die Entwicklungen in unserem Land. Besonders jetzt, wo die Bundestagswahl näher rückt, spüre ich eine große Unsicherheit bei vielen Menschen. Manche haben Angst vor einem politischen Rechtsruck, andere sorgen sich, dass ihre Meinung nicht mehr gehört wird.
Mir ist wichtig, an dieser Stelle ganz klar zu sagen: Es geht mir nicht darum, für eine bestimmte Richtung Werbung zu machen oder Menschen wegen ihrer politischen Haltung in eine Schublade zu stecken. Ich glaube, dass viele Wählerinnen und Wähler ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen treffen – egal, ob sie sich etwas links oder rechts der Mitte verorten. Was mich jedoch beschäftigt, ist der Ton, mit dem wir manchmal über Politik sprechen. Schnell wird pauschal verurteilt, wird über „die da“ gesprochen, ohne hinzuhören.
Aber so wie Petrus damals die Netze nochmal auswarf, obwohl er unsicher war, lade ich uns alle ein, genau hinzuschauen. Denn eines ist für mich auch klar: Extreme Positionen – egal in welche Richtung – sind nicht akzeptabel. Sie spalten, zerstören den Dialog und nähren Misstrauen, anstatt Brücken zu bauen. Wir brauchen keine Angst voreinander, sondern den Mut, miteinander ins Gespräch zu kommen – auch dann, wenn es unbequem ist.
Vielleicht können wir diesen Sonntag nutzen, um uns selbst zu fragen: Wo urteile ich vorschnell über andere? Wo könnte ich einen Schritt auf jemanden zugehen, der anders denkt als ich? Und wo braucht es einfach die Geduld, darauf zu vertrauen, dass sich Dinge manchmal erst mit der Zeit klären?
So wie die Jünger damals den Mut hatten, sich auf Jesu Einladung einzulassen, können auch wir offen bleiben für neue Perspektiven. Und vielleicht erleben wir dann Momente, in denen sich unser Blick weitet und sich plötzlich Möglichkeiten zeigen, die wir vorher nicht gesehen haben.
Ich wünsche Euch einen Sonntag voller guter Begegnungen, ehrlicher Gespräche und vielleicht auch kleiner Entdeckungen, die Euren Horizont erweitern.
Herzlichste Grüße,
Daniel