10.03.23 | Sonntagsgruß von Kerstin

Liebe Gemeinden, liebe Gäste!

Unterwegssein ist immer eine interessante Sache. Manchmal sind es die zufälligen Begegnungen mit Menschen, die ein »Aha-Erlebnis« bringen.

Vielleicht kennen Sie das auch, dass sich Reisende, die sich nicht kennen, auf einer langen Zugfahrt leicht öffnen und über sehr persönlich Dinge ins Gespräch kommen. Über anfänglich allgemeine Dinge hinaus kann es schon mal persönlich werden und es gibt Gespräche über das, was Menschen im Innersten angeht.

Möglicherweise liegt es daran, dass das Gesagte ein Stück in der Anonymität aufgehoben ist. Es ist ja egal, was ein fremder Mensch über mich denkt, wir sehen uns höchstwahrscheinlich nicht wieder. Die Begegnung dauert nur solange man das Abteil teilt. Ich werde nicht an meinen eigenen Worten gemessen und solange eine Resonanz da ist, tut es gut, sich weiter ins Persönliche vorzutasten.

Im Evangelium des heutigen Sontags gibt es auch so eine Begegnung. Zufällig treffen sich Jesus und eine Frau in der Mittagszeit am Brunnen. Sie kommen über Jesu Bitte, ihm Wasser zu geben, ins Gespräch und es wird persönlich. Sie sprechen über das Leben der Frau, das alles andere als geradlinig verlaufen ist.

Jesus hört zu und kommt mit ihr ins Gespräch. Hier geht es nicht um moralische Vorhaltungen. An keiner Stelle dieses Gespräches ist zu spüren, dass er die Frau zurechtweist, ihr ihr Leben vorhält. Er ergründet auch nicht, warum sie so geworden ist, wie sie ist.

Schnell sind sie dabei, sich auszutauschen, auf welche Weise sie an Gott glauben. Es ist ein Treffen auf Augenhöhe zwischen zwei glaubenden Menschen, so dass diese Begegnung Tiefe und Gewicht bekommt. Das Gespräch entwickelt sich zu einem »Aha-Erlebnis« für die Frau.

Am Ende des Austausches erkennt die Frau in Jesus den Messias, auf den das jüdische Volk wartet. Sie geht in den Ort und erzählt von der Begegnung und sie überzeugt von da an viele weitere Menschen, sich Jesus anzuschließen.

Wie das Leben dieser Frau weiter verlief, war dem Evangelisten nicht mehr wichtig aufzuschreiben. Aber wichtig war hier, dass es Jesus, nicht um eine moralische Bewertung geht, sondern darum, die Gegenwart Gottes zu erkennen, die so viel größer ist.

Vielleicht sind es manchmal die zufälligen, ungeplanten Erlebnisse, die uns Gottes Gegenwart in unserem Alltag spüren lassen. Das Gespräch in der Bahn, ein Satz meines Kindes, das Lächeln an der Supermarktkasse, der Blick meiner Partnerin/ Partners, der Brief des Freundes/ Freundin, …

Für die kommende Woche wünsche ich Ihnen/ Euch und mir »Aha-Erlebnisse« von der Gegenwart Gottes.

Kerstin Kröger