15.12.24 | Sonntagsgruß von Markus
Liebe Leserinnen und Leser,
Zwar bin ich kein großer Freund des Autorennsports, ich bin jedoch fasziniert, mit welcher Schnelligkeit und Präzision die jeweiligen Technikerteams einen Boxenstopp abfertigen. Ohne Diskussion weiß jeder, was er innerhalb weniger Sekunden zu tun hat, und hat dies eingeübt bis in den kleinsten Handgriff.
Ich selber weiß nicht immer, was ich in kritischen Situationen zu tun habe. Wenn Menschen in Panik geraten, neigen sie zur Flucht oder zu blindem Aktionismus. Sie tun Dinge, über die sie später vielleicht lachen, wenn z.B. alle in rauen Mengen Klopapier kaufen.
Ein kleines Beispiel habe ich in dieser Woche kurz vor unserer Erstkommunionstunde am Fußball-Kickertisch erlebt. Der Punktestand war relativ unausgeglichen, sodass eigentlich klar war, welche Mannschaft gewinnen wird. Da ich aber gerne mit der Stunde beginnen wollte, habe ich gesagt: „Die Mannschaft, die das nächste Tor schießt, gewinnt das ganze Spiel, unabhängig vom Punktestand.“ Und plötzlich wurde nur noch wild am Kicker herumgedreht, sodass alle plötzlich die Kontrolle über den Ball völlig verloren haben und das nächste Tor eher dem Zufall geschuldet war.
In Krisenzeiten sind viele Menschen ratlos und fragen „Was sollen wir tun?“. Auf hochkomplexe Fragen suchen wir nach möglichst einfachen und klaren Antworten.
Auch die Zeit, aus der der Evangelist Lukas berichtet, ist von vielen Krisen und Unsicherheiten geprägt und viele Menschen machen sich auf den Weg zu Johannes dem Täufer. Dieser Johannes hat die Menschen damals fasziniert, denn er war jemand, der Fragen beantwortete, der keine langen und undurchsichtigen Traktate von sich gab, sondern klare und konkrete Antworten lieferte.
Aber schauen wir mal genau hin, was für Antworten Johannes im heutigen Evangelium eigentlich gibt: Er sagt: Ihr habt zwei Gewänder? Gebt dem eins, der keines hat.
Und zu den Zöllnern sagt er: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist. Als ob es den Zöllnern nicht vorher bewusst gewesen wäre.
Und zu den Soldaten sagt er: Misshandelt niemanden, Erpresst niemanden…
Die Antworten wirken fast wie Binsenweisheiten, Selbstverständlichkeiten? Eigentlich ist es doch genau das, was uns der gesunde Menschenverstand auch sagt. Um solche Antworten zu erhalten, braucht man keine Klimmzüge zu veranstalten.
Wir kennen aber auch alle die schwierigen Fragen, die Grenzfälle und auch Grauzonen, in denen nur sehr schwer zu entscheiden ist, was richtig und was wichtig ist. Wir stehen manchmal hilflos vor solchen Fragen, die unser weiteres Leben und vielleicht auch das Leben unserer Mitmenschen maßgeblich verändern können.
Um aber insbesondere diese komplexeren und aufreibenden Fragen zu klären, die Johannes hier nicht direkt anspricht, legt er mit seinen einfachen Antworten den Grundstein. Die Antworten des Johannes sind eine der Grundlagen auf denen eine christliche Haltung und ein friedliches Zusammenleben möglich ist.
Vielleicht ist es so: Glücklich der Mensch, der einen Johannes hat, der ihm seine Fragen beantwortet. Glücklicher aber ist der Mensch, der begriffen hat, dass er die Antworten schon lange weiß. Und noch glücklicher ist der, der die Kraft und auch den Mut hat, nach seinen Antworten wirklich zu leben. Womit wir bei dem Thema „Gaudete – Freuet euch“ wären.
Ihnen und Euch allen wünsche ich einen fröhlichen dritten Advent!
Markus