Von einem Traum und ganz viel Mut

Liebe Menschen in unseren Gemeinden, liebe Gäste, ein herzlicher Gruß zum vierten Advent! Weihnachten liegt auf der Zielgeraden, die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Es dauert keine Woche mehr und dann ist es da, das große Fest, auf das wir uns nun schon seit mehreren Wochen vorbereiten. Alles läuft auf das Fest hin, wir können es quasi schon riechen.

Selbst das Evangelium des heutigen Sonntags, hält die Botschaft von Weihnachten nicht mehr zurück. Da wird schon von der Geburt Jesu berichtet. – Allerdings steht nicht Jesus, sondern Josef als Hauptperson im Mittelpunkt des Berichtes. Es wird erzählt, dass er sich in einer schweren Situation befindet. Josef kann nicht verstehen, warum Maria schwanger geworden ist. Er kann sich nicht auf das Kind freuen und weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Er überlegt sich von Maria zu trennen, in aller Stille versteht sich. Denn das, was da geschehen ist, gehört sich nicht, brüskiert ihn.

Und da hat er einen Traum. Im Traum sagt ein Engel – ein Bote Gottes – dem Josef, was geschehen ist und geschehen wird. Uns Christen kommt es heute ganz vertraut vor, dass Maria von einem Engel die Botschaft erhält, dass sie schwanger ist und ein Kind erwartet.

Josef erfährt erst in seinem Traum davon. In einem wachen Zustand würde ihm die ganze Sache möglicherweise absurd erscheinen, unlogisch. Aber, ein Traum darf unlogisch sein. Die wenigsten Träume halten sich an Naturgesetze.

Josefs Traum zeigt Marias Schwangerschaft in einem anderen Zusammenhang. Die Situation wird in einem anderen Licht beleuchtet. Es kommen Aspekte ins Spiel auf die Josef in der Klarheit des Tages nicht gekommen wäre: Gott hat Pläne für das werdende Leben. So kommt Josef im Traum zu einer anderen Bewertung der Lage und zu einer Lösung. Ich würde sagen, dass Josef durch diesen Traum den Mut bekommen hat, den Weg mit Maria weiterzugehen. Er trennt sich nicht und bleibt.

Hier zeigt sich die wunderbare Kraft der Träume, sie wirkt bis in den Wachzustand und ermutigt Entscheidungen zu treffen und durchzutragen, auf die man durch Nachdenken nicht gekommen wäre oder die – rational betrachtet – unsinnig sind.

Manche sagen, »Gott spricht in unseren Träumen.«  Ich kann das nicht beurteilen, aber ich glaube daran, dass Gott derjenige ist, der unsere Logiken auf den Kopf stellt und der sagt: »Denk das mal ganz anders und nimm eine andere Perspektive ein. Betrachte es von der anderen Seite.«

Ich finde es schön, dass das ganze für Josef und Maria und Jesus gut gegangen ist.  Das Problem hat eine gute Wendung genommen, sie sind den Weg gemeinsam weiter gegangen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie die Geschichte weiter gegangen wäre, wenn Josef nicht den Mut gehabt hätte, dem Traum zu trauen. Josef nimmt den Traum ernst, denn als er erwacht, tut er was der Engel ihm aufgetragen hat. Das Ergebnis ist, dass neues Leben für alle drei möglich wird.

Ich wünsche Ihnen und mir den Mut, unsere Träume ernst zu nehmen, ihnen zu trauen und dass wir uns von Gott inspirieren lassen und unsere gelernten Antworten in einem neuen Licht sehen. Ein Text von Max Feigenwinter bringt es für mich auf den Punkt:

schweige und höre

Vielleicht geht dir
In der Mitte der Nacht ein Licht auf
Vielleicht ahnst du plötzlich
Dass Frieden auf Erden denkbar ist
Vielleicht erfährst Du schmerzhaft
Dass du Altes zurücklassen musst
Vielleicht spürst du
Dass sich etwas verändern wird
Vielleicht wirst du aufgefordert
Aufzustehen uns aufzubrechen
Schweige und höre
Sammle Kräfte und brich auf
Damit du den Ort findest
Wo neues Leben möglich ist.

Max Feigenwinter

(https://www.kirchspiel-dresden-west.de/fileadmin/user_upload/pdf/Hirten_auf_dem_Weg.pdf)