Liebe NeuAuWieWittlerInnen und Gäste unserer Pfarreiengemeinschaft,

heute kommt der Sonntagsgruß mal wieder aus Wiesmoor. Normalerweise versuche ich bei meinen Grüßen zum Sonntag die liturgischen Texte des Wochenendes aufzugreifen und darüber zu „sprechen“. Diesmal drehen sich meine Gedanken um ein anderes Thema.

Die Meisten wissen ja vielleicht, dass ich aktuell noch bis nächstes Jahr, in meiner Berufseinführung, der Assistenzzeit bin. In diesen drei Jahren lernt man das Handwerkzeug der pastoralen Arbeit kennen, dass einem nicht im Studium vermittelt werden kann. Einen großen Anteil hat dabei ein Kurs, der sich mit der Pastoralpsychologie beschäftigt. Rhetorik, Gesprächsführung, Gruppendynamik und Rollen sind einige der Lernfelder in diesem Kurs. In der letzten Kurswoche war das Thema „Umgang mit Krisen und Konflikten“.  Die grundsätzliche Idee des Kurses ist es seinen Werkzeugkoffer mit Werkzeugen zu füllen, die man dann  auspacken kann, wenn eine Situation es erfordert. Und was soll ich sagen, manchmal funktioniert das sogar. :)

Ein kleines Werkzeug würde ich gerne mit ihnen teilen, eins aus dem Feld der Kommunikation. Dieses Werkzeug versuche ich persönlich gerne zu nutzen, auch wenn das nicht immer gelingt. Es geht darum seine eigene und die „innere Landkarte“ des Gesprächspartners/ der Gesprächspartnerin ernst zu  nehmen. Vermutlich nutzen wir das eigentlich schon instinktiv, aber dennoch ist es gut, bewusst damit umzugehen. Wenn ich merke, dass mein Gegenüber sauer ist, halte ich mich zurück oder gehe erst gar nicht in das Gespräch. Aber nicht alles ist so offensichtlich wie in dem Fall Wut oder Ärger. Die innere Landkarte steht für unsere ganz persönliche Sichtweise, zusammengesetzt aus Erfahrungen, Einstellungen, Werten und Glaubenssätzen. Und die sehe ich ja nun wirklich nicht auf den ersten Blick. Ich habe meine eigene Landkarte aber mein Gegenüber hat natürlich ein ganz andere. Keine Angst, ich möchte jetzt nicht in irgendwelchen psychologischen Theorien abdriften. Was ich aber möchte, ist das wir uns bewusst machen, dass mein Gegenüber seine eigene Landkarte hat und natürlich nicht genauso reagiert wie ich es würde. Beherzigt man diesen Gedanken in Gesprächen, fällt es mir viel leichter, Dinge nicht gleich persönlich zu nehmen, allein der Versuch mein Gegenüber zu verstehen hilft, um Spannung aus vielen Situationen zu nehmen. Das gelingt mir natürlich auch nicht immer, aber spätestens in der Reflexion darüber, hilft es mir die meisten angespannten Situationen für mich aufzulösen.

Als kleinen Impuls zu diesem Werkzeug verlinke ich ein Lied (Alle Geschichten von Tiemo Hauer)und lade sie dazu ein, sich die Zeit zu nehmen und das Gelesene mit dem Lied wirken zu lassen.

Im Refrain dieses Liedes heißt es:


Die haben alle Geschichten und die kann man nich sehenAlso sein mal nich so hart zu denenDie haben alle ’nen Tag hinter sich, wenn sie abends im Supermarkt stehenAlso sein mal nich so hart zu denen
Auch du hast Geschichten, die die andern nich sehenAlso erwarte nicht zu viel von denenAuch du hast’n Tag hinter dir, wenn du Abends im Supermarkt stehstLass uns ein paar Meter gehen, dann kannst du das alles erzählen

In diesem Sinne und mit der herzlichen Einladung zumindest im übertragenen Sinn ein paar Meter mit mir zu gehen, wünsche ich Euch/Ihnen einen schönen Sonntag und eine schöne Woche.

Herzlichst Euer/Ihr Daniel