2014-08-10-Turmgeflüster
Von Delia Evers | Jesus ist selbst hier mitten unter uns (Samstag)
Heute feiern wir den Namenstag der Heiligen Teresia Benedicta vom Kreuz. Viele kennen sie besser unter ihrem weltlichen Namen Edith Stein. Die promovierte Philosophin war als Erwachsene vom jüdischen zum katholischen Glauben konvertiert (siehe auch den neuen, ausführlicheren lexikalischen Eintrag zu Edith Stein).
Zwei Ereignisse hatten ihren Umschwung ausgelöst. Ein befreundeter Bekannter starb. Sie wollte die Witwe trösten und erfuhr von der Katholikin und ihrer Glaubenskraft unversehens selbst Trost. Die zweite Begebenheit: Sie stieß auf eine Biographie der Heiligen Teresa von Avila. Edith Stein war im Inneren so erschüttert, dass sie sich taufen ließ.
Sie dozierte an der Universität in Münster, bis ihr 1933 wegen ihrer jüdischen Wurzeln jegliches Lehren verboten wurde. Sie trat in den Kölner Karmel ein und wirkte dort als Teresia Benedicta a Cruze (Teresia, die vom Kreuz gesegnete). Nach der Reichspogromnacht floh sie in das holländische Kloster Echt, wo die Gestapo sie zusammen mit ihrer Schwester Rosa am 2. August 1942 verhaftete. Die Oberin soll sie verraten haben, um ihr Kloster vor der Schließung zu bewahren.
Selbst auf dem Weg zu den Gaskammern von Auschwitz blieb sie fest im Glauben: „Jesus ist auch hier mitten unter uns.“ Heute jährt sich der Tag ihrer Ermordung. Am 9. August 1942 wurden die beiden Schwestern vergast. Papst Johannes Paul II. sprach Teresia Benedicta am 11. Oktober 1998 heilig und ernannte sie ein Jahr später zu einer der Patroninnen Europas.
Aus Leid wuchs Gutes.
Herzlich
eure Turmflüsterin
Ich weiß jetzt… (Freitag)
Heute Morgen las ich in einer Traueranzeige in den Ostfriesischen Nachrichten einen Satz, der statt eines Psalms oder eines anderen Sinnspruchs am Kopf dieser Annonce stand. Offenbar hatte der Verstorbene ihn im Oktober 2013 selbst ausgesprochen. Der Satz hatte so viel tröstende Kraft, dass er nun über allem stehen durfte: „Ich weiß jetzt, dass es einen Gott gibt.“
Kraftspendende Eindrücke (Donnerstag)
Bislang haben uns keine exclusiven Informationen von unseren Rom-Pilgern erreicht. Alles gut: Vermutlich ist der geistliche Begleiter der Unseren beim gestrigen Blind-Date in der Innenstadt vorübergehend verschütt gegangen. Kein Grund zur Panik angesichts der 50.000 deutschen Minis samt Betreuern: Carl B. Hack taucht immer wieder auf.
Blind-Date? Gestern waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Überraschungstreffen eingeladen. Um 18.30 Uhr, pünktlich wie es sich für uns Deutsche gehört, stimmten alle in ein Lied ein, lösten munter die Reihen auf und liefen in „fremde“ Gruppen, stellten sich vor und plauderten. Themen gab’s genug. Lag die Audienz beim Papst doch erst frisch zurück.
So traf Theo auf Gabi, Gunnar auf Thomasine und Carl Borromäus auf… Wir wissen es nicht.
In jedem Fall danken wir ihm schon jetzt für die Zeit, die er gemeinsam mit den Jugendlichen aus unserer Pfarreiengemeinschaft in Rom verbringt – ein stunden- und nachtschlafraubendes Gewerk.
Allen in Rom kraftspendende Eindrücke und eine glückliche Heimkehr!
Herzgeschehen der Kirche (Mittwoch)
In den letzten Tagen haben auch die Minis aus dem Bistum Osnabrück und aus unserer Pfarreiengemeinschaft Rom erobert, wie die Webseite katholisch.de berichtet. Gestern erlebten sie ihre Audienz mit Papst Franziskus. Darüber wird Pastor Carl B. Hack noch persönlich berichten.
Aus dem Herzen sprach Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann den rund 50.000 Ministranten. Er sagte beim Auftaktgespräch in Rom, die Messdiener und Messdienerinnen leisteten einen bedeutsamen Beitrag für die katholische Kirche in Deutschland. Es sei „weltmeisterlich“, wie viele junge Leute in Rom zu der Wallfahrt zusammengekommen seien und welche „Begeisterungskraft“ unter den Messdienern spürbar sei.
Die Erfahrung, dass sie mit ihrem Dienst am Altar nicht alleine stünden, sondern zu einer großen Gruppe gehörten, sei wichtig für die Messdiener. Ihre Arbeit führe sie „ins Herzgeschehen der Kirche“. Mancher habe dadurch „seine Berufung entdeckt, wie er Christus in dieser Welt dienen und nachfolgen kann“.
Ich freue mich für alle Minis, die das erleben: voller Freude an der Seite von 50.000 anderen bei einem kunterbunten Treffen mit Christus auf dem Weg zu sein.
Unsere litauischen Freunde sind da (Dienstag)
Unsere litauischen Freunde aus Kaunas sind da! Gemeinsam mit ihnen sind bis Donnerstag schöne Unternehmungen geplant – und viele gesellige Zusammenkünfte.
Heute, Dienstag, ist jedermann herzlich eingeladen zu einem Gottesdienst um 18 Uhr in der Auricher St.-Ludgerus-Kirche; anschließend gehts zu einem Abend der Begegnung ins Bonihaus. Schon jetzt steht fest: Wie in den Vorjahren gibt es viele gute Gespräche (teils mit Händen und Füßen als Übersetzer vom Deutschen ins Litauische und umgekehrt) und bestimmt viel Spaß.
Wie gesagt: Alle sind eingeladen.
Unseren Gästen ein herzliches Willkommen!
Malven am Straßenrand (Montag)
Unlängst besuchte ich Verwandtschaft am Niederrhein. Ich kam über eine vierspurig ausgebaute Bundesstraße. Gerade war ein Mensch mit Mähmaschine dabei, die Grünstreifen neben der Fahrbahn zu schneiden. Schon lange, bevor ich in seine Nähe kam, hatte ich die Schnitttechnik bewundert.
Auf dem Randstreifen standen alle paar Meter ganze Inseln von rosafarbenen Malven. Der gute Mann hatte sie gesichtet, sich gegen eine Radikalrasur entschieden und seine Maschine hübsch um die Malven herummanövriert – ein echter Naturfreund. Sicher wird er für seinen speziellen Schnittkurs etwas mehr Zeit gebraucht haben; ebenso sicher war ich nicht die einzige, die sich über die Blütenpracht gefreut hat.
Ostfriesengruß für den Heiligen Vater (Samstag und Sonntag)
Voller Freude über ihre Mini-Wallfahrt sind auch junge Leute aus unserer Pfarreiengemeinschaft nach Rom aufgebrochen. Dort werden sie von Pastor Carl B. Hack begleitet. Wer wissen möchte, was die Reisenden so alles erleben, klickt die Webseiten an, die im Haupttext angegeben sind. Und natürlich berichtet auch unsere Neuauwiewitt-Webseite.
Eine beeindruckende Zeit wünscht
eure Turmflüsterin
Eines wissen wir jetzt schon: Wie die Unseren den Papst begrüßen, nämlich mit diesem Banner.
Von Delia Evers | Ihr Wackeren, die ihr hinausziehen dürft (Freitag)
Heute vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Vielerorts beteiligte sich damals die Kirche an der Kriegsbegeisterung. In Kevelaer, meiner Heimatstadt am Niederrhein, riefen die Geistlichen zu Kriegsandachten auf; einige verkündeten zugleich, man solle den Herrgott um Kriegsglück für das eigene Vaterland bitten.
Martin hat vor Jahren für Kevelaer nachgezeichnet, was damals in der Marienstadt passierte. Sicher ist es in weiten Teilen exemplarisch für die Euphorie auch in anderen Städten. Es wurden ähnliche Parolen ausgegeben, ähnliche Erlasse veröffentlicht, Jugendliche zum Ernten auf die Weizenfelder geschickt, während die Väter und Großväter auf etwas anderen Feldern abgeschlachtet wurden.
Wer nachlesen möchte, wie damals der Alltag in Kevelaer aussah, folgt diesem Link.
Ein Auszug sei hier bereits veröffentlicht. Das „Kevelaerer Volksblatt für Thron und Altar“ schrieb am 8. August 1914:
► „Die Mobilmachung und die Kriegsnachrichten haben wie andernwärts, so auch hier, helle Begeisterung erweckt, die ganz besonders in zahlreichen Meldungen von Freiwilligen zum Ausdruck kommt. Es sollen annähernd 200 aus unserer Heimatgemeinde sein. Diese Zahlen sprechen für sich und stellen den tapferen, vaterlandstreuen Söhnen des Niederrheins das glänzendste Zeugnis aus. (…) Auf Wiedersehen, auf baldiges frohes Wiedersehen, Ihr Wackeren, die ihr hinausziehen dürft, die Reihen jener Tausenden zu vermehren, die schon gerüstet und gewappnet an des Reiches Grenzen stehen. Auf Wiedersehen, Ihr Getreuen! Wir empfehlen euch dem Schutze des Allmächtigen und seiner gnadenreichen Mutter, der ‚Trösterin der Betrübten‘ und wollen unsere Gebete so lange fortsetzen, bis wir euch wohlbehalten wieder in unserer Mitte haben. Auf Wiedersehen!“
Und eine Woche später:
► „‚Not lehrt beten‘, Not weckt aber auch Liebe. Schwere Zeiten sind gekommen über unser liebes Vaterland, unsere Herzen seufzen tief auf. Aber Freude durchdringt uns, wenn wir schauen allgemein die Flammen hl. Begeisterung derer, die hinausrücken ins Feld der Ehre zum schweren Kampf und Streit, sowie derer, die daheim bleiben, und da beten, daß der l. Gott schütze und segne unser Vaterland und unsere Truppen. Christliche Liebestätigkeit ist allüberall wirksam, wo es gilt, Not zu lindern oder ihr vorzubeugen.“
„Die Flammen heiliger Begeisterung“ für den Krieg! Mir dreht sich der Magen um.
Gut, dass Gläubige heute in Aurich für den Frieden gebetet haben.