2020-03-31 | Christus – Konstante ohne Kontaktverbot

Vor wenigen Tagen habe ich ein neues Wort gelernt. Weghoffen. Ein Kommentator sagte: „Wir können die Krise nicht weghoffen.“ Der Satz hat mich beschäftigt.

Wir Christen hoffen gern. Wir haben eine Versicherung gegen alles Elend: „Ich bin bei euch bis ans Ende aller Tage.“ Das hat Christus uns – als Seine Versicherung – mit auf den Weg gegeben. Nur ist dies keine Versicherung, die uns im Schadensfall frei von Kosten und Anstrengung stellt. Ja, Christus ist bei uns; an Ihm können wir uns ausrichten. Und nein: Er ist nicht für die Schadensregulierung zuständig. Das sind wir Menschen, auch in der Corona-Pandemie.

Unsere Konstante bleibt ohne jedes Kontaktverbot Christus. Er hat in Zeiten, in denen die Paragraphen-Auslegung von Gesetzen helfende Nähe verhinderte, Nächstenliebe gewagt und praktiziert. So hat Er gegen Gesetzesvorgaben am Sabbat geheilt und sich einem Aussätzigen genähert. Gottesliebe und Nächstenliebe vereinte Er zu seinem höchsten Gebot.

Not weghoffen, das war nicht Sein Ansatz. Christus traute sich was. Er tat was. Viele Menschen folgten Ihm und folgen Ihm gerade in dieser Zeit. Sie bringen sich an Krankenbetten, in Geschäften und an anderen Orten selbst in Gefahr und arbeiten bis zur Erschöpfung. Manche helfen gegen alle Regel ohne Schutzkleidung, weil keine verfügbar ist. Sie wirken in Hospitälern, die – ebenfalls gegen alle Regel – hoffnungslos überfüllt sind.

Nächstenliebe gibt es auch eine Nummer kleiner und gleich wertvoll. Hauptsache, wir tun etwas: andere anrufen, Briefe schreiben, erklären wie man eine Gottesdienstübertragung streamt, Hilfe anbieten, Habe teilen wie der Junge mit den Broten und den Fischen, beten und bitten – letzteres auch, weil Beten und Bitten die eigene Haltung und den eigenen Glauben klärt.

Niemand weiß, was nach der Pandemie kommt. Manche meinen, die Welt sei dann eine bessere. Aber geht unsere Gesellschaft wirklich gestärkt aus der Krise hevor? Es gibt ja die Hamsterer, die Ignoranten und die Preistreiber, die noch aus der Knappheit lebensrettender Schutzkleidung Kapital schlagen. Die „bessere Gesellschaft“ nach Corona ist kein Selbstläufer. Viele werden finanziell aufholen wollen, was sie privat und beruflich eingebüßt haben. Ellbogen werden gefragte Körperteile sein.

Auch diese Gefahr können wir nicht weghoffen, aber wir können ihr begegnen und mit offenen, vielleicht neuen Augen auf den Menschen schauen, der unsere Zuwendung und unser Teilen braucht, damit Brote und Fische auch ihn nähren. Vielleicht lebt er ganz weit weg und vielleicht ganz in unserer Nähe,

sagt herzlich eure
Turmflüsterin