3.1.16 | Komplizierte Gebrauchsanleitung

Heute hören wir im Evangelium den Johannesprolog zum Heilsgeschehen an der Krippe von Bethlehem: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“

Generationen von Theologen haben sich die Köpfe über den anspruchsvollen Text heiß geredet. Gern gönne ich ihnen ihre klugen Auseinandersetzungen über die Gliederung des Prologs, Funktionen und Symbolwörter. Gerade heute morgen habe ich mich in eine entsprechende Auslegung eingelesen, die für ein breites Publikum gedacht ist. Ich habe sogar ein bisschen verstanden, aber es hat mich in keiner Weise erbaut oder wenigstens sacht angerührt. Es las sich wie die Gebrauchsanleitung einer komplizierten Maschine.

In keinem einzigen Wort spiegelte sich die Schönheit und Tiefe des Evangeliums wider.

Ich klappte die Auslegung entnervt zu. Vielleicht besteht ihre heimliche Aufgabe ja darin, alle Entnervten zu den Predigern in die Kirchen zu führen. Denn „Gebrauchsanleitungen“ auch zu komplexeren Evangelien habe ich in Neuauwiewitt bisher nicht gehört, wohl Worte über ihre Schönheit und ihre Tiefe.

Herzlich eure
Turmflüsterin