Besuch der Alten Seilerei in Oldersum
Am 20.02. begrüßte der Museumsleiter Jose´ Hausmann sechzehn Klüngeltüngels auf der Oldersumer Reeperbahn, dem Museum „Alte Seilerei“.
Die Seilerei und Reepschlägerei wurde 1847 von Peter Bruns Diepen gegründet und war bis zur Einstellung des Betriebes 1979 in Familienbesitz. Bis zu diesem Zeitpunkt war sie voll funktionstüchtig. Die Firma Dieken gehörte zu den größten Zulieferbetrieben der Küstenfischerei und der ostfriesischen Fehnschifffahrt. Neben Tauwerk für Segelschiffe fertigte die Seilerei auch komplette Segel und Seilerwaren für die Landwirtschaft.
2001 kaufte die Gemeinde Moormerland die Kopfstation der Seilerei. Ein Jahr zuvor war die 200m lange Reeperbahn abgetragen worden.
In vielen Arbeitsstunden haben Ehrenamtliche mit Hilfe der Gemeinde Oldersum die historische Seilerei wieder hergerichtet, so dass an alten Maschinen und Handwerksgeräten die Handwerkskunst der Seiler „vom Hanf zur Trosse“ anschaulich dargestellt werden kann.
Das Seil ist eines der wichtigsten technischen Hilfsmittel der Menschheit. Schon beim Bau der Pyramiden haben Seile eine große Rolle gespielt. Ab dem 12. Jahrhundert gibt es Hinweise auf Bestehen des Seilerhandwerks und das Seil erreichte seinen hohen Stellenwert in der Arbeitswelt der Menschen.
Der Seiler fertigte hauptsächlich kurze und dünne Seile aus Hanf oder Flachs, die sich für die Landwirtschaft oder den Haushalt eigneten.
Für die Handels- oder Kriegsschifffahrt entwickelte sich der Beruf des Reepschlägers, der auf die Herstellung von dicken und schweren Tauen spezialisiert war. Die Reepschläger hatten vor allen in den Küstenstädten an Nord- und Ostsee ihr gutes Auskommen und waren gesellschaftlich hoch angesehen.
In der Seilerei in Oldersum wurden während ihrer Betriebszeit nur Naturfasern verarbeitet: Hanf war z.B. für die Segelschifffahrt ein beliebtes Rohmaterial Es ließ sich durch seine Länge von zwei Metern gut verarbeiten und faulte unter Wasser sehr langsam.
Die Kokosfaser, die aus der Bastfaserschicht der Kokosnuss gewonnen wurde, war noch widerstandsfähiger gegen Nässe. Die Taue aus Kokosfasern waren nicht nur besonders reißfest sondern auch sehr dehnbar.
Sisal ist eine grobe Bastfaser aus den Blättern einer tropischen Agavenart. Sie diente hauptsächlich zur Herstellung von Seilerwaren für den Haushalt und der Landwirtschaft. Die Seile waren rauer und brachen schneller als die anderen, waren aber auch in der Anschaffung des Rohmaterials kostengünstiger.
Manila ist ein Bananengewächs mit einer besonders reißfesten Faser, die sehr lange haltbar und besonders geschmeidig ist.
In den 1960er Jahren begann der Siegeszug der Chemiefasern, die sich, obwohl der Vorteil der Naturfasern ein biologischer Abbau ist, sehr schnell durchsetzte.
Um Seile herzustellen wurden die verschiedenen Fasern zunächst gereinigt, zu Garn gesponnen und dann zu größeren Strängen verdrillt.
An verschiedenen Gerätschaften erläuterte Hausmann der Gruppe anschaulich die Bearbeitung der Fasern und die Herstellung der Seile, bevor er zum Schluss noch ein buntes Springseil anfertigte.
Nachdem die Klüngeltüngels in eisiger Kälte eine Stunde lang den Ausführungen des Museumsleiters gelauscht hatten, konnten sie sich bei der Teetafel aufwärmen und leckeren Krintstuut genießen.
Am 20.März 2025 gibt es Grünkohl im Kukelorum.
Text: Elisabeth Funke
Fotos: Maria Klein