Besuch der Klüngeltüngels im Museum Norddeich- Radio
Viele Menschen in Ostfriesland erinnern sich noch gut an die Zeit, als zu Weihnachten die ganze Familie vor dem Radio hockte und zuhörte, wenn dem Vater, Sohn oder Ehemann auf hoher See Grüße aus der Heimat übermittelt wurden.
Die Sendung „Gruß an Bord“ ging ans Herz und machte Norddeich Radio bekannt. Ab 1953 ging die Grußsendung am Heiligabend über den Äther. Bei der Botschaft, die von Bord kam, rauschte, knackte und knisterte es un sie schwankte bis an den Rand zur Unverständlichkeit. Aber, so weit das Schiff auch weg war, die Grüße kamen an und rührten die Angehörigen nicht selten zu Tränen.
Jeder deutsche Seemann kannte den Seefunksender Norddeich Radio. Er gewährleistete eine zuverlässige Kommunikation zwischen Reedereien und Schiffen. Er war Ansprechpartner in Not- und Gefahrensituationen auf See und eine Brücke in die Heimat über Tausende von Seemeilen hinweg. Über die Frequenzen von Norddeich-Radio war jedes Schiff erreichbar, egal wo es auf den Weltmeeren unterwegs war. Und jedes Schiff konnte die Küstenstation anmorsen und später sogar mit ihr sprechen.
Der Sender in Ostfriesland war die Antwort des Kaiserlichen Deutschlands auf die britische Vormachtstellung im Seefunk. Die Engländer waren die ersten, die elektromagnetische Wellen und Morsezeichen für Kontakte zwischen ihren Schiffen und den Küstenfunkstellen nutzten. Die deutsche Post folgte am 1.Juni 1907 mit einer eigenen Station: Norddeich Radio.
Der Funker kannte nur zwei Eingabetasten –kurz oder lang. Durch die Kombination dieser Zeichen ließ sich das gesamte Alphabet in akkustische Impulse umsetzen. Diese Art der Nachrichtenübermittlung war bis zur Einführung des Sprechfunks in der Mitte des 20. Jahrhunderts, konkurrenzlos. Gute Funker brachten es auf 120 Zeichen pro Minute und mehr – fehlerfrei.
Ende 1998 ging die Ära des Seefunks zu Ende: die Küstenfunkstelle Norddeich-Radio stellte ihren Betrieb ein.
Zur Erinnerung an die traditionsreiche Zeit der Küstenfunks erfolgte 2012 die Gründung des Museums Norddeich-Radio, das sich in einem historischen Speichergebäude mitten in der Stadt Norden befindet und am 20. August Ziel von 21 Klüngeltüngels war.
Die Mitglieder des Museum-Vereines sind zum großen Teil einstige Mitarbeiter von Norddeich -Radio.
Einer davon ist der ehemalige Seefunker und jetzige Vorsitzende des Vereins Fritz Deiters. Deiters erläutert den Besuchern anschaulich die Arbeitswelt von sich und seinen früheren Kollegen.
Fast alle Geräte, die im Museum zu sehen sind, wurden von der früheren Sendestation Norddeich-Radio übernommen. Die Geräte werden von den Mitgliedern liebevoll gepflegt und sind zum großen Teil betriebsbereit.
Nach fast zweistündiger Führung hatten alle Kaffeedurst und so war es gut, das s im Cafe ten Cate Plätze reserviert waren. So konnte dieser spannende Nachmittag geruhsam bei Kaffee und Kuchen ausklingen.
Am nächsten 20. besuchen wir mal wieder die Kunsthalle in Emden. Als Sonderausstellung gibt es: „Die Schönheit der Dinge“ – Stilleben von 1900 bis heute. Herzliche Einladung an alle.