Besuch im Hospizhuus in Leer
„Waas? Ihr wollt das Hospiz besuchen, freiwillig? Wie kann man, das ist doch total traurig und deprimierend! Oh nein, das wäre nichts für mich!“ So oder ähnlich waren Reaktionen auf das Vorhaben der Klüngeltüngels, das Hospizhuus in Leer zu besuchen, und so ist sicher bei vielen die erste Reaktion.
Trotzdem machten sich 28 interessierte Klüngeltüngels im Januar auf den Weg nach Leer, um sich über die Hospizinitiative im Allgemeinen und speziell die in Leer zu informieren. Sie wurden herzlich begrüßt von Frau Ute Fleßner, der Leiterin des Hospizhuus. Wie in Ostfriesland üblich, gab es zunächst (und auch zwischendurch) leckeren Tee mit Keksen.
Gegründet wurde die Hospizinitiative Leer 1999 und begann mit Sterbebegleitung, Trauerbegleitung und Öffentlichkeitsarbeit. 2009 konnte das erste stationäre Hospiz in Ostfriesland eröffnet werden. Das Gebäude ist ganz auf die Bedürfnisse seiner Gäste zugeschnitten mit einem kommunikativen Mittelpunkt, wo man sich trifft zu Gesprächen, zum Essen und Feiern oder Entspannen vor dem Kamin. Darüber hinaus gibt es einen Raum der Stille.
Inzwischen arbeiten hier 36 festangestellte und über 100 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und (einige) Mitarbeiter. Sie betreuen die Gäste palliativpflegerisch und bieten psychosoziale sowie spirituelle Begleitung und Fürsorge in gelebter Gemeinschaft. Die Zusammenarbeit mit Ärzten ist selbstverständlich.
Die Hospizbewegung möchte unheilbar kranke Menschen dabei unterstützen, ihren Lebensweg selbstbestimmt und in Würde zu Ende gehen zu können. Die Lebensqualität der schwerkranken Menschen und ihrer Angehörigen soll erhalten bzw. wieder hergestellt werden. Die 12 Gästezimmer sind so geräumig, dass die Angehörigen hier auch mit übernachten könnten, es gibt aber auch ein Angehörigenzimmer. Alle Zimmer haben eine Terrasse, die auch mit dem Bett zugänglich ist.
Frau Fleßner informierte die Gruppe über die vielschichtige Arbeit der Initiative. Sie stützt sich auf 4 Säulen:
– Die Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen in ihrem häuslichen Umfeld
– Die Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen im Hospizhuus
– Die Begleitung in der Trauer
– Die Öffentlichkeitsarbeit und Weiterbildung.
Basis der ambulanten und stationären Hospiz- und Trauerarbeit ist: Zeit schenken, Da-Sein und Da-Bleiben, Zuhören, Verstehen, Begleiten.
Gut eineinhalb Stunden erzählte Frau Fleßner und führte anschließend noch durch einige Gebäudeteile, u. a. auch in ein gerade leer stehendes Gästezimmer. Wenn ein Kranker gestorben ist, wird im allgemeinen Bereich eine Kerze angezündet, die so lange brennt, bis der Verstorbene abgeholt wurde.
Zum Abschluss nahmen alle noch einmal im Kreis Platz, und sie stellte die Frage, wie wir uns fühlten.
Traurig und deprimiert? Auf keinen Fall, im Gegenteil, alle hatten einen total positiven Eindruck und gingen mit dem Gefühl, hier ohne Angst ihre letzten Tage verbringen zu können.
Es war ein kurzweiliger und sehr beeindruckender Nachmittag, ein Besuch, der sich in vielerlei Hinsicht gelohnt hat, war die einhellige Meinung.
Für Februar planen die Klüngeltüngels einen Besuch im Museum „Alte Seilerei“ in Oldersum.
Text und Fotos: Hildegard Lüken