Tietz, Ute † | Sie war immer auf bestmögliche Lösung aus

In der Nacht zu Donnerstag, 27. Februar 2020, ist Ute Tietz gestorben. Eine schwere Krankheit hatte sie ab Mitte 2019 immer weiter geschwächt. Mit den Familien Tietz und Hahnenkamp  trauern vor allem ihre jungen Freunde. Weiterlesen

Guter Dienst von Irmgard Rademacher und Margret Theesfeld

Am Sonntag ging eine Ära zu Ende. Über 30 Jahre lang haben Margret Theesfeld und Irmgard Rademacher monatlich den Seniorennachmittag vorbereitet, Gesprächsthemen ausgesucht und für Kuchen und Kaffee gesorgt. Weiterlesen

Theaterfamilie Gassenhauer | Erfahrungen fürs Leben

Die Theaterfamilie Gassenhauer ist ein inklusives und generationsübergreifendes Theaterprojekt, das seine Wurzeln in der katholischen Kirchengemeinde St. Ludgerus Aurich hat. Erdacht ist es für Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen sozialen und schulischen Bezügen kommen. Viele von ihnen haben physische und psychische  Gewalt erlitten. Sie leben in Familien mit und ohne Familienhelfer, bei ihren Großeltern, in Wohngruppen oder therapeutischen Einrichtungen.

Die Kinder und Jugendlichen brauchen emotionale und soziale Unterstützung. Ihre Vorerfahrung zieht Verhaltensauffälligkeiten wie Konzentrationsschwäche, mangelndes Durchhaltevermögen und Schuleschwänzen nach sich. Das Selbstwertgefühl ist wenig ausgeprägt. Andere Jugendliche grenzen sie aus. Bei der Berufswahl und in der Berufsausbildung haben sie erhebliche Nachteile.

Durch die dramatischen Entwicklungen weltweit kommen heimatsuchende Jugendliche aus fremden Herkunftsländern hinzu. Sie haben Traumata durch Krieg und Flucht erlitten. Vermittelt werden sie zum Teil über das Leinerstift, das viele unbegleitete Jugendliche in Obhut genommen hat.

Familienmitglieder der Gassenhauer sind zudem Erwachsene, die die jungen Menschen mit Unterstützungsbedarf begleiten. Das leisten sie mithilfe des Theaterprojekts.

Leiterinnen sind Isburga Dietrich und Dr. Elke Warmuth.

Getragen wird das Projekt durch den Verein zur Förderung von Kinder- und Jugendtheater in Aurich e.V.  „Familie Gassenhauer“. Klaus Schütze ist der Vorsitzende und freut sich über Spenden auf das OLB-Konto mit der IBAN: DE63280200508447654800 | BIC: OLBODEH2XXX.

Das Theaterprojekt

Die Erwachsenen organisieren eine Theateraufführung, die die Kinder und Jugendlichen über Monate einbindet, und nutzen die Fähigkeiten, die die Darsteller mitbringen. In Spiel und Tanz mit großen und kleinen maßgeschneiderten Rollen lernen sie nebenbei Schlüsselkompetenzen wie Ausdauer und Zielstrebigkeit, Eigenverantwortung und Respekt, Offenheit und Flexibilität.

Gemeinsam schaffen sie es, Vorurteile abzubauen. Die Heimatsuchenden lernen Kultur und Sprache und finden Weggefährten. Inklusion gelingt fast nebenbei.

Die Jugendlichen beenden das Projekt mit dem Erfolgserlebnis „öffentlicher Auftritt“ – wie bei einem Profi-Ensemble auf einer Bühne vor echtem Publikum. Erfahrung und Erfolgsgeschichte begleiten sie ihr Leben lang.

Die Vorgeschichte

Elke Warmuth und Isburga Dietrich haben schon immer gern Theater gespielt und in ihrer Gemeinde St. Ludgerus Aurich mit Weggefährten „unauffällige“ Jugendliche auf die Bühne gelotst. Viele Unterstützer aus diesen Jahren begleiten bis heute mit ihrem Engagement die Gassenhauer. Inklusion auch hier: Menschen unterschiedlicher Generationen arbeiten zusammen.

Die Gassenhauer starteten im März 2013 mit 20 Jugendlichen. Seither proben einmal wöchentlich bis zu 40 Familienmitglieder auf der Bühne der IGS Aurich.

Theaterpädagoge Claus Gosmann begleitet die Arbeit seit Jahren. Weitere Familienmitglieder sind Musiker Jann Janssen und Tanzpädagogin Dr. Katharina Lühring. Jann Janssen verleiht mit seinen Text- und Musikkompositionen jedem Stück der „Familie Gassenhauer“ die richtige Note und vertieft über seine Musik die Inhalte des Theaterspiels. Dr. Katharina Lühring setzt seine Musik und Texte in Bewegung um. Sie bringt die Gassenhauer in Schwung und unterstreicht mit ihren Choreographien ausdrucksstark Musik und Wort.

2014 führte die Theaterfamilie ihr erstes Theaterstück „Soko Aurich“ auf.

2014 Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Schirmherrin von startsocial, ehrte im Bundeskanzleramt nach einem bundesweiten Wettbewerb 25 Initiativen für ihr ehrenamtliches, soziales Engagement. Sieben herausragende Projekte wurden als „Hilfe für Helfer“ mit Geldpreisen von jeweils 5.000 Euro ausgezeichnet, darunter die Theaterfamilie Gassenhauer (Kurzporträts der sieben Besten; Video Preisverleihung mit Laudatio Angela Merkel).

2015 folgte das Werk „Die Kiese“. 40 Jugendliche waren beteiligt – unter anderem an einem öffentlichen Demonstrationszug durch die Auricher Innenstadt. 1500 Zuschauer erlebten später begeistert die schauspielerischen Fähigkeiten der Akteure in der Stadthalle. Link 1. Link 2.

2016 gaben sich die Gassenhauer „nicht keimfrei“: Zum Welthygienetag führten sie sich in einem Stück für Kreisvolkshochschule und Senioren- und Pflegestützpunkt Niedersachsen wie Staphy­­lo­kokken auf.

2017 brachten sie vor großem Publikum die Märchenoper „Das Goldene Herz“ auf die Bühne der Stadthalle und zeigten, was viele von ihnen selbst erlebt hatten: Ausgrenzung, physische und psychische Gewalt, auch Krieg und Flucht – im Märchen wie manchmal im Leben mit versöhnlichem Ausklang. Link 1. Link 2.

2018 spielte die Theaterfamilie auf Bitten der Alzheimer Gesellschaft Aurich/Ostfriesland zum Welt-Alzheimertag in der Stadthalle das selbst geschriebene Stück „Wenn du verschwindest“.  Link 1.

2019 wiederholte die Theaterfamilie auf vielfachen Wunsch mit teils neu geschriebenen Rollen und Texten das Stück „Wenn du verschwindest“ – wiederum in der vollen Stadthalle.

2020 wurden die Gassenhauer für den Deutschen Amateurtheaterpreis nominiert – mit der Chance, vom bereits sicheren dritten Platz noch auf den ersten Platz vorzustoßen. Für die Bewerbung erstellten sie ein Video, dessen Entstehung hier hinterlegt ist: Link 1 und Link 2.

Trauer | Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder

Text zu einem ökumenischen Gottesdienst für verstorbene Kinder, der 2016 auf der Neuauwiewitt-Seite veröffentlicht wurde und die Bedeutung eines solchen Gottesdienstes beschreibt.

Von Delia Evers | Eltern auf der ganzen Welt fürchten mehr als alles andere den frühen Tod eines eigenen Kindes. Dieses Trauma haben Mütter und Väter erlebt, die jeweils zum zweiten Fastensonntag eines Jahres in Aurich zu einem Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder eingeladen werden.

Seit 2003 organisieren Christen jährlich ostfrieslandweit diesen ökumenischen Gottesdienst. Einige von ihnen haben selbst Kinder verloren. Sie wissen, dass die Trauer sie ihr Leben lang begleitet. Sie verändert sich, lässt nach, flammt auf und lässt die Betroffenen nicht los. Manchmal fühlen sie sich noch Jahre nach dem Tod ihres Kindes in die Anfänge ihrer Trauer zurückgerissen.

Trauerbegleiterin Erna Campen aus dem Orga-Team hat selbst ein Kind verloren. Sie sagt: „Man will die Trauer nicht loswerden. Wenn sie weg wäre, wüsste ich nicht, ob die Beziehung zu meinem Kind Bestand hätte.“ Ihre Tochter ist Mitte der 1990er-Jahre gestorben. „Man kann nur lernen, es auszuhalten. Die Trauer wird zum Bestandteil des Lebens.“

1-Gedenkgottesdienst1

Pfarrer Johannes Ehrenbrink, Pastorin Gretchen Ihmels-Albe, Trauerbegleiterin Erna Campen, Diakonin Anke Kaun und Jana Siebert als betroffene Mutter (nicht auf dem Foto sind Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr und Präses Hilke Klüver).

Der Gottesdienst möchte trauernden Eltern, Geschwistern und Großeltern, Verwandten und Freunden Raum für ihre Trauer geben – gleich ob sie ein Ungeborenes verloren haben, ein Säugling den plötzlichen Kindstod gestorben ist, ein Kind durch Unfall oder Krankheit zu Tode kam oder betagte Eltern ein erwachsenes Kind hergeben mussten.

Jeder, das ist die Erfahrung des Orga-Teams, trauert auf eigene Weise. So ist der Gottesdienst offen und fordert nichts: erst recht keine Stärke und kein Zusammenreißen. Stärke haben die verwaisten Eltern ohnehin längst an den Tag legen müssen, sonst hätten sie den Verlust kaum verkraftet.

Der Gottesdienst will nicht wie bei einer Beerdigung Möglichkeit zum Abschiednehmen sein. „Hier geht es um Gedenken“, sagt Jana Siebert aus dem Orga-Team, die ihr Töchterchen durch Plötzlichen Kindstod verloren hat.

Erna Campen berichtet von der Hemmschwelle einiger Eltern, nach der Beerdigung ihres Kindes in die Kirche zu gehen, weil sie fürchten, dass dann „alles wieder hochkommt“. Doch die Resonanz auf den Gedenkgottesdienst zeige, dass gerade er den Trauernden gut tue.

Für Pastorin Gretchen Ihmels-Albe ist wichtig, dass die Trauer öffentlich ausgesprochen werden darf. So wird sie in der Gemeinschaft mitgetragen. Dechant Johannes Ehrenbrink sagt: „Die gemeinsame Trauer vieler Menschen schafft Verbundenheit.“ Die Betroffenen spüren allein durch das ähnliche Schicksal Solidarität. Schon dieser Beistand, der untereinander nicht einmal Worte braucht, verringert die Last.

Genau das hat einigen Verwaisten gefehlt. Sie wurden in ihrer Trauer allein gelassen, nicht verstanden und mit den wohlmeinenden Ratschlägen derer traktiert, die dachten, Trauer könne man nach Ablauf eines Jahrs beerdigen: „Nun ist dein Kind schon so lange tot…!“ „Lenk‘ dich mal ab!“ „Mach was richtig Schönes!“ „Jetzt muss es langsam gut sein.“

Es ist nicht gut. Das Kind bleibt gestorben, „gleich ob es vor einem Monat, einem Jahr oder 30 Jahren gehen musste“, sagt Johannes Ehrenbrink. Erinnerungen und immer wieder Gedanken daran, wie das Kind jetzt aussähe, wie es eingeschult würde, einen Partner fände und vielleicht eigene Kinder großzöge, gehen den Lebensweg der verwaisten Eltern mit bis an ihr eigenes Ende.

Längst ist der Gottesdienst für viele Trauernde zu einer festen Größe im Jahr geworden. Sie werden von Teammitgliedern am Kirchenportal begrüßt und bekommen Teelichte gereicht, die sie in aller Ruhe im Altarraum an der Osterkerze entzünden und aufstellen können.

Johannes Ehrenbrink erzählt: „Manche Eltern sind jedes Jahr dabei, andere kommen nur einmal.“ Und manchmal, sagt Gretchen Ihmels-Albe, „weinen Männer dort zum ersten Mal.“

Einen der berührendsten Momente während des Gottesdienstes schildert Diakonin Anke Kaun. Jeder Besucher erhält eine papierne Träne, auf die er, wenn er mag, den Namen des verstorbenen Kindes und gern ein paar persönliche Gedanken schreibt. All die Tränen – und damit das Leid der Angehörigen – werden im Altarraum niedergelegt und vor den Höchsten gebracht.

Anke Kaun sagt: „Dann nehmen wir jede Karte sehr behutsam in die Hand“, denn jede papierne Träne steht für die Trauer von Menschen um ein gestorbenes Kind. „Das berührt uns jedes Mal selbst ganz tief“, berichtet Erna Campen.

In einer ruhevollen Zeremonie verlesen Teammitglieder die Namen der Kinder – manchmal auch von Karten, die Eltern vor dem Gottesdienst selbst liebevoll hergestellt haben. Anke Kaun: „So gestalten Eltern den Gottesdienst mit.“ Für die meisten Besucher ist das Verlesen der Namen der persönlichste Moment. Ihr Kind ist nicht vergessen. Es wird – auch auf Erden – bei seinem Namen gerufen.

Fünf Kinder werden genannt und nach einem Kyrie-Ruf wiederum fünf Kinder – bis alle Namen verlesen sind. Die Karten werden an einen Lebensbaum gehängt.
Wichtiger Bestandteil der Feier ist die Musik. Das Ostfriesische Kammerorchester spielt unter Leitung von Christoph Otto Beyer ruhige, klassische Stücke. Den Kontakt hat Jana Siebert hergestellt.

1-Anlehnung

Trauernde während des Gedenkgottesdienstes 2015 in St. Ludgerus Aurich.

Und natürlich singen die Besucher des Gottesdienstes selbst. Einige Lieder haben sich seit Jahren bewährt und bilden eine ganz eigene, gefühlvolle Ansprache. Liederzettel zum leichteren Mitsingen liegen aus.

Während des Gottesdienstes wird eine Kollekte gehalten. Das Geld hilft, die wichtige Trauerbegleitung übers ganze Jahr sicherzustellen. Ansprechpartnerin ist Erna Campen, die für trauernde Menschen da ist (Tel. 04943 – 92 40 04 oder Erna-C@t-online.de).

Immer wieder hat das Team die Erfahrung gemacht, dass Eltern die erlebten und erlittenen Geschichten mit ihren Kindern erzählen möchten. Manche tun dies zum allerersten Mal, obwohl sie ihr Kind Jahre zuvor verloren haben. Gelegenheit zum Reden haben sie nach dem Gottesdienst.

Entstanden ist die Initiative für Ostfriesland 2003, nachdem Erna Campen mit einem Wagen voll trauernder Eltern bei einem Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder in Bremen gewesen war. Diese stärkende Begleitung wollten sie auch zu Hause anbieten und brachten sie auf den Weg.

Seither bereitet ein Team in beinah unveränderter Besetzung die Gottesdienste ökumenisch vor: Trauerbegleiterin Erna Campen, Pfarrer Johannes Ehrenbrink, Pastorin Gretchen Ihmels-Albe, Diakonin Anke Kaun, Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr, Präses Hilke Klüver und Jana Siebert als betroffene Mutter.

Der Gottesdienst bietet keine Patentrezepte für Trauerarbeit. Denn es gibt keine. Das Team sucht und fragt selbst und will allenfalls „vorsichtig Anregungen ins Gespräch bringen, um nicht nur in der Trauer zu bleiben“, sagt Johannes Ehrenbrink. „Wir können unseren Glauben anbieten.“

Trauernde Menschen sind in ihrem Gefühlsleben nicht eingeschränkt, im Gegenteil: Sie leben mit der ganzen Palette – vom Schmerz bis zur Lebensfreude, von dunklen Tagen bis zu hellerer Hoffnung.

Taufe

Anmelden zum Taufgespräch

Wenn Sie Ihr Kind taufen lassen wollen, wenden Sie sich einige Wochen vorher zwecks Terminabsprache und für das Taufgespräch an das Pfarrbüro oder an einen der Geistlichen.

Immer häufiger haben auch Erwachsene den Wunsch, sich taufen zu lassen.
Bitte wenden Sie sich auch in diesem Fall an den Pfarrer: Kontakt.