Des Lobes voll über die Malteser
Von Delia Evers | Alfred Dellwisch durfte hochzufrieden sein. Nach einem eindrucksvollen Gottesdienst schaute der Ortsbeauftragte der Malteser bei der Jahresversammlung auf dicht gefüllte Reihen von Mitgliedern. Im Bonihaus plauderten alle angeregt, bis Alfred mit der unbestreitbaren Behauptung: „Wenn ihr leise seid, versteht ihr mich besser“, die Aufmerksamkeit auf seiner Seite hatte.
Er dankte allen, die sich im Vorfeld engagiert hatten, darunter Andrea und Maria, die den Raum hergerichtet hatten – und besonders noch mal bei Maria, die sich der Fenster erbarmt hatte. Zwar war während der Versammlung kaum noch ein Durchgucken, aber das lag nicht an Marias Wischkünsten, sondern an der Dunkelheit.
Als Gast begrüßte der Ortsbeauftragte Maria Freifrau von Boeselager, die zum ersten Mal in Aurich dabei war und sich auf Diözesanebene um die pflegerischen Aspekte in der Malteserarbeit kümmert. Ebenfalls aus Osnabrück dabei waren Diözesangeschäftsführer Ludwig Unnerstall und Ausbildungsreferent Stephan Meyer.
Willkommen hieß Alfred zudem von den Auricher Johannitern den Ortsgruppenbeauftragten Hans Hunfeld sowie Holger Hintz, der an wichtiger Stelle in Orga-Team und Betreuungsmanagement der Auricher Notunterkunft arbeitet.
In seinem Jahresrückblick erinnerte Alfred an den Wechsel in der Führung von Heinrich Hahnenkamp auf ihn vor einem Jahr, ein Übergang, der Heinrich mit einem Verdienstorden verschönt worden sei. Heinrich bekannte denn auch sogleich: „Der Orden trägt sich gut. Und meine Brust ist ein bisschen breiter geworden.“
Alfred berichtete über die Jahresarbeit in der Litauenhilfe, die u.a. Kontakte zu den dortigen Maltesern gefördert habe. Er ging weiter auf die inzwischen gut angelaufene Aktion Mobiler Einkaufswagen ein und freute sich an dem großen Fahrer- und Betreuerpool.
Er wechselte zur Flüchtlingshilfe, mahnte, dass bei aller Hilfsbereitschaft nichts überstürzt werden dürfe. Die Dinge wollten gut durchdacht und überlegt angegangen werden. So habe man in Ruhe mit insgesamt 50 Leuten das Haus an der Kirchdorfer Straße hergerichtet. Bei aller Anstrengung habe es immer wieder viel Spaß gemacht.
Selbst Veranstaltungen, die keine Volltreffer gewesen seien, hätten sich am Ende als Erfolg herausgestellt, so der Hirtenstall auf dem Weihnachtsmarkt. Durch einen Kontakt, der dort geknüpft werden konnte, seien inzwischen 50 Räder von Norderney Richtung Festland geschippert und hätten von den Maltesern in die Fahrradwerkstatt der Notunterkunft gebracht werden können.
Noch keine wirkliche Verwendung ist für die Kapelle in Sicht, die die Malteser gemeinsam mit Jugendlichen auf dem Kasernengelände wiederhergerichtet haben. Schade, aber vielleicht müssen auch hier erst noch Kontakte wachsen…
Alfred schloss seinen Vortrag, nicht räumliche Nähe zähle, sondern die Nähe zum Menschen. Dieses Leitwort – sowie Vortrag und Arbeit ihres Ortsbeauftragten – bestätigte die Versammlung mit kräftigem Applaus.
Die Ergebnisse einer diözesanweiten Umfrage stellte Ludwig Unnerstall vor. Stolz dürfe die Gemeinschaft darauf sein, dass die Zusammenarbeit zwischen den Ehrenamtlichen und den Hauptamtlichen als vertrauensvoll eingeschätzt werde. Zudem fühlten sich die Ehrenamtlichen bestärkend und ermutigend geführt. Beim Werben neuer Ehrenamtler gebe es noch Potenzial.
Bei der letzten Grafik warnte Unnerstall mit Blick auf Pfarrer Johannes Ehrenbrink und Pastor Carl Borromäus Hack: „Jetzt müssen Sie, Hochwürden, tapfer sein.“ Der Glaube sei vielen der befragten Malteser nicht so wichtig. In Aurich sehe das wohl anders aus, denn, so lobte Unnerstall: „Wer hat bei einer Ortsversammlung schon zwei Geistliche dabei.“
Die Ergebnisse der Umfrage würden demnächst in Workshops vertieft, um zu konkreten Handlungen zu kommen.
Stephan Meyer war des Lobes voll über die enge Zusammenarbeit zwischen Maltesern und Kirche in Neuauwiewitt. Das wünsche er sich auch für andere Ortsgruppen, aber so intensiv wie hier „erlebe ich das ganz, ganz selten.“ Vielleicht, so sinnierte der Ausbildungsreferent, „werde ich mir mal jemanden packen und nach Aurich bringen, damit er hier sieht, wie das gehen kann.“
Die nächsten 20 Minuten verweilte Stephan Meyer bei Schilderungen über den Aufbau einer Notunterkunft für Flüchtlinge in Diepholz. Vor allem die beiden Johanniter im Publikum erkannten viele der Schwierigkeiten wieder, die sie selbst bei der Herrichtung der ehemaligen Kaserne in Aurich hatten bestehen müssen. Nachdem Stephan Meyer bis hin zur Unterschicht für die Kiesdrainage auf einer versumpften Wiese die wichtigsten Tätigkeiten vorgestellt hatte, skizzierte Hans Hunfeld für die Johanniter prägnant die Arbeit in der Auricher Notunterkunft, in der zurzeit 197 Flüchtlinge, darunter 100 Kinder, leben.
Johannes Ehrenbrink dankte für die engagierte und offene Arbeit der Malteser und nannte stellvertretend den Ortsbeauftragten Alfred Dellwisch. Es sei gelungen, „durch überzeugendes Engagement“ Gutes auf den Weg zu bringen.
Gemeinsam gingen Johannes und Alfred auf die Anforderungen an die Litauenhilfe ein. Sie hätten sich verändert. Nicht mehr Kleidung werde in großem Stil gefragt, jetzt würden vor allem Lebensmittel gebraucht. Es sei billiger, sie in Deutschland zu kaufen und nach Litauen zu transportieren, als hier Geld zu sammeln und dort Lebensmittel zu erwerben.
Darum soll die nächste Sammlung bereits angepasst werden. Aufrufe werden noch veröffentlicht. Neben den Grundnahrungsmitteln sind Kinderspiele und Schulbedarf gefragt.
Gesammelt werden soll in allen Gemeinden am Samstag, 9. April, von 10 bis 12 Uhr.
Kein Zweifel: Arbeitslos werden Gemeinde und Malteser nicht.
Johannes Ehrenbrink hatte es im Gottesdienst – mit Blick auf eine keramische Darstellung der barmherzigen Dreieinigkeit* – so dargestellt:
„Alles dreht sich in diesem Bild um den Menschen. … Der dreifaltige Gott trifft sich im Raum des Menschen! Und der muss sich die Zuwendung nicht erkämpfen oder verdienen. Er muss sie sich nur gefallen lassen. Und bekommt dabei so unendlich viel!
Ich meine, dass die Keramik sehr präzise die Arbeit der Malteser wiedergibt, auch unsere Arbeit hier vor Ort. Es ist an uns, und wir versuchen es in unseren verschiedenen Aktionen immer wieder, Gottes Barmherzigkeit weiter zu verkünden, hinauszutragen in unsere Welt:
beherzt und zärtlich zuzupacken wie der Vater,
Liebe und Zuneigung zu zeigen wie der Sohn
und kraftvoll dreinzufahren, wo Leben vermodert, wo frischer Atem fehlt (wie der Heilige Geist).“
Um diese Kraft baten die Malteser im Gottesdienst.
* Schwester M. Caritas Müller aus der Schweiz hat die Keramik „Die barmherzige Dreieinigkeit“ vor Jahren in Ton modelliert.