Ein Großereignis stieß auf großes Interesse
Von Markus Husen | Eindrücke über Eindrücke, Erfahrungen, Aktionen, Informationen, Entspannung, Komik und Gemeinschaft. All das bot der 100. Katholikentag unseren ostfriesischen Teilnehmern.
Mehrere Hundert Seiten stark war das Programmheft, aus dem an jedem Abend Angebote rausgesucht wurden, die den Jugendlichen am darauffolgenden Tag vorgeschlagen wurden. Am Freitagmorgen lautete der erste Punkt auf der Liste „Black Stories“. Black Stories ist ein Kartenspiel, bei dem der Spielleiter den Mitspielern eine Karte zeigt, auf der in Form eines Bildes und eines Satzes eine Situation dargestellt ist. Meist ist es das Ergebnis eines Verbrechens oder Unfalls. Die Teilnehmer müssen nun erraten, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Als Besonderheit des Katholikentages wurde dieses Spiel als Bibeledition angeboten und zog das Interesse all unserer Teilnehmer an. Leider betraf dieses Interesse nicht nur die ostfriesischen Jugendlichen. Schon eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung waren die Plätze belegt.
Somit haben sich die Jugendlichen sehr spontan dazu entschieden, die Veranstaltung „Barmherzigkeit verändert die Welt“ zu besuchen. Mit großem Interesse wurde der Vortrag, in dem es um Gastfreundschaft und Hilfsprojekte im Rahmen der Flüchtlingsarbeit ging, verfolgt. Besonders interessant und genauso bedrückend war der Bericht von Mohamad, der vor 7 Monaten über die Mittelmeerroute aus Aleppo (Syrien) nach Deutschland geflohen war. Die ersten drei Fluchtversuche scheiterten, da die Schlepper viel zu viele Menschen für ein Boot vorgesehen hatten und Mohamad daher drei Mal von Bord stürzte. Glücklicherweise konnte er jedes Mal ans rettende Ufer zurückschwimmen.
Nachdem über den Nachmittag die vielen Dauerangebote des Jugendzentrums erkundet wurden, stürmten neben unseren Jugendlichen etwa 15.000 Katholikentagesteilnehmer auf den Augustusplatz, um das große Konzert der Wise Guys zu sehen, welches im Rahmen der Katholikentage auch das letzte sein würde. Das Konzert war einfach großartig. Mit Texten, die jeder mitsingen konnte, versetzten die Musiker ihr Publikum in Begeisterungsstürme. Auch unsere Schützlinge waren hin und weg. Selbst Stunden nach dem Konzert trugen einige von ihnen noch das breite Lachen im Gesicht, welches sie sich während des Konzertes zugelegt hatten.
Ähnlich ereignisreich verlief auch der Samstag. Am Vormittag holte ein Teil der Gruppe das Spiel „Black Stories“ nach. Der andere Teil der Gruppe schaute sich einen Film über ein autistisches Mädchen an, in dem es um die Pflege und die Betreuung des Mädchens und um damit verbundenen Schwierigkeiten ging. Die Jugendlichen zeigten insgesamt ein sehr hohes Interesse für politische, soziale und gesellschaftliche Themen.
Den Nachmittag prägten die Wise Guys mit einem offenen Singen. Sie probten bekannte Stücke mit einem Publikum von ca. 1000 Gästen ein. Erwartungsgemäß stellten sich konzertähnliche Begeisterungsstürme ein.
Am Samstagabend wurde in der Kongresshalle ein sog. Poetry Slam-Wettbewerb veranstaltet. Ein Poetry Slam-Wettbewerb ist ein literarischer Vortragswettbewerb, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Diesem Vorhaben standen unsere Emder und Wiesmoorer jedoch etwas skeptisch gegenüber. Ganz nach der Weisheit „Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich!“. Aufgrund der Länge der Schlange vor dem entsprechenden Saal, war die Skepsis nochmal größer. Jedoch wurden spontan noch zwei zusätzliche Räume für das Publikum geöffnet und mit einer Videoübertragung versorgt. Viele humorvolle und zum Nachdenken anregende Texte wurden präsentiert. Es gab viele Texte, die auch die Jugendlichen ansprachen und sie teilweise in lautes Gelächter verfallen ließen. Somit war es am Ende ein wirklich toller Abschluss der Tage vor der sonntäglichen Abschlussmesse.
Nachdem die letzten Absprachen für die Räumung der Unterkunft, das Verladen des Gepäcks und die Abfahrt getroffen wurden, konnte der Abend enden. Als den Jugendlichen klar wurde, was sie alles noch zu packen hatten, konnten sie gar nicht früh genug zurück zur Schule kommen, um bloß nicht zu spät zum Bus zu kommen.
Am nächsten Morgen machten sich alle zu Fuß auf zur Helferunterkunft. Zusammen mit den grafschafter Teilnehmern, mit denen wir uns durch einheitliches T-Shirt auch sichtbar verbunden fühlten, stellten wir uns zum Gruppenfoto auf, bevor es zur Abschlussmesse ging.
Während der Messe wurde nochmal deutlich, welch großes Ereignis ein Katholikentag für eine atheistisch geprägte Stadt wie Leipzig ist, wo es um Fragen und Haltungen in der Flüchtlingsarbeit geht, wo es um Diskussionen zum Welthandelsabkommen TTIP geht und wo es um einen Glauben geht, der bis vor 27 Jahren vom staatlichen System nicht geduldet wurde.
Für unsere Jugendlichen waren diese Tage sehr beeindruckend. Sie haben viel von den Veranstaltungen mitgenommen, haben viele Einblicke in verschiedene Themen der Gesellschaft bekommen und hatten Freude daran den Katholikentag selbstständig zu erkunden. Insgesamt waren die Tage ein großer Gewinn.