Es war Donnerstagnachmittag – Zeit für den mobilen Einkaufswagen

Der weit sichtbare gelbe Boni-Bulli kurvt
auf den Parkplatz des großen Marktes,
findet einen Platz für sich und spuckt fünf Mitfahrerinnen des mobilen Einkaufswagens
aus.

Die älteste von ihnen, eine über neunzig Jahre alte Dame strebt forschen Schrittes an ihrem Rollator dem Eingang zu. Dort wartet schon eine der Helferinnen mit dem Einkaufswagen auf sie. Die beiden starten ihre Einkaufstour durch den Supermarkt, die eine um sich für die nächsten vierzehn Tage mit Lebensmitteln einzudecken, die andere um die fein säuberlich auf einem Blatt Papier aufgelisteten Waren in den Wagen zu legen.

Es ist in der Obst- und Gemüseabteilung, als die alte Dame einen Zettel aus ihrer Jacken-tasche fischt und ihn der Helferin reicht mit der Frage: „Kennen sie das?“  Es ist ein aus einem Werbeprospekt herausgerissener Fetzen Papier, auf dem Werbung für ein alkoholisches Produkt gemacht wird, das es im Sonderangebot für 2.00 € günstiger als zum regulären Preis zu kaufen gibt. Bei dem Produkt handelt es sich um einen Aperitif, der sich mit Prosecco und Orange in einen leckeren Cocktail verwandeln lässt und der bei der Helferin Erinnerungen an laue Sommernächte in südlichen Gefilden wachruft. Sie ist total begeistert und denkt: Was für eine taffe Frau, die gönnt sich was – und sagt: „Natürlich kenne ich das“.

Nur langsam kommen sie voran, denn in jedem Gang muss noch mal geguckt werden, ob sich nicht noch etwas findet, was gebraucht wird und was noch nicht auf dem Zettel steht. Auch an der Fleischtheke dauert es meistens etwas länger, zum einen muss man oft ziemlich lange warten bis man dran ist, zum anderen fällt die Entscheidung manchmal auch schwer.

Dann – nach den Milchprodukten – nähern sie sich den Regalen mit den Alkoholika. Die Helferin sprintet schon mal los um das Produkt der Begierde zu ergattern und in den Einkaufswagen zu verfrachten. Als sie freudestrahlend mit der Flasche ankommt, fängt die alte Dame lauthals an zu lachen. Sie lacht so schallend, dass ihr die Tränen über die Wangen kullern und einige andere Kunden sich verwundert nach ihr umgucken. Irgendwann ist sie ganz erschöpft und muss sich erst einmal auf den Sitz ihres Rollators setzen um wieder zu Atem zu kommen. Dann sagt sie trocken: “Ich trinke keinen Alkohol!“

Die Helferin ist etwas ratlos und versucht zu erklären, dass auf dem Ausschnitt des Prospektes genau dieses Produkt zu sehen ist.

Nach längerem Kramen findet sich der Papierfetzen. Sie guckt ihn sich an, wendet ihn einmal und reicht ihn dann weiter. Und – oh Wunder, auf der Rückseite dieses Zettels steht keine Werbung für Alkohol, sondern für Gummibärchen.

„Die nasche ich immer so gerne beim Fernsehen“, freut sich die alte Dame. Jetzt muss auch die Helferin herzhaft lachen.

Nachdem die Gummibärchen in den Einkaufswagen gewandert sind, machen sich die beiden in bester Laune auf den Weg zum gemeinsamen Kaffeetrinken.

Text und Fotos: Elisabeth Funke