Glaube im Gespräch – AfD und Co. und ihre Strategien
Der Vorsitzende der Caritas im Bistum Osnabrück, Dr. Gerrit Schulte, machte sich gestern Abend auf in das ferne Ostfriesland und referierte zum Thema „Rechtspopulismus“. Eine Veranstaltung, die Lust auf mehr machte.
Aus allen vier Gemeinden NeuAuWieWitts kamen ab 17:30Uhr 24 Interessentinnen und Interessenten ins Bonihaus, um sich zunächst mit einem kleinen Imbiss zu stärken und ins Gespräch zu kommen. Nach einer kleinen Verspätung traf auch Herr Schulte ein. So gleich nahm Steffi Holle ihn in Empfang. Ein bekanntes Gesicht erleichtert das erste Ankommen doch sehr. Die offizielle Begrüßung erfolgte dann nicht weniger herzlich von der PGR-Vorsitzenden Beate Eggers. Somit konnte der Gesprächsabend in gemütlicher Runde beginnen.
Sehr lebensnah und greifbar umriss Herr Schulte zunächst den Begriff „Rechtspopulismus“ und konnte – trauriger Weise – unzählige Beispiele insbesondere aus der Politik sowohl auf nationaler Ebene, auf EU-Ebene und auf weltweiter Ebene nennen. Im Zentrum des Abends stand die AfD. Nachdem kurz die geschichtliche Entstehung der Partei geschildert wurde, ging Herr Schulte auf ihre Strategien ein. Zum einen ist festzustellen, dass die AfD und viele andere rechtspopulistisch gesinnte Instanzen vermehrt soziale Netzwerke im Internet nutzen. Auf diese Weise bringen sie ihre Ideologien und sog. Fake-News innerhalb von Sekunden und weltweit an die Öffentlichkeit. Das ist ein Grund, warum nahezu täglich von neuen Twitter-Meldungen des US-Präsidenten zu hören ist. Besonders junge Menschen sind über die klassischen Medien, wie Fernsehen, Zeitungen oder Bücher immer weniger zu erreichen. Daher werden die neuen Medien für die Verbreitung von Meinungen und Stimmungen in der Gesellschaft immer relevanter. Darüber hinaus suchen sich diese Parteien Themen aus, die in der Gesellschaft Unsicherheit und Angst verbreiten. Sie wählen Themen, die von den etablierten Parteien ungern behandelt werden, weil sie so komplex sind, dass keine schnellen und einfachen Lösungen möglich sind. Doch diese einfachen Lösungen, beispielsweise in Flüchtlingsfragen, sind u.a. bei der AfD zu finden. Es sind Lösungen, die jeder Menschenwürde, jedem christlichen Verständnis und jeder Ethik fern sind.
Im anschließenden gegenseitigen Austausch wurde deutlich, dass nicht nur Politiker oder kleine Gruppen weit weg von Aurich rechtspopulistische Tendenzen verbreiten. Viele Anwesende berichteten von eigenen Erfahrungen mit Freunden und Bekannten. Daher stellte sich die Frage, wie konkret ein Umgang damit in diesen oft sehr unangenehmen Gesprächen aussehen kann. Am Beispiel der Ausladung bzw. Nichteinladung der AfD vom kommenden Katholikentag in Münster wird die Problematik deutlich. Wird die Partei nicht eingeladen, stellt sie sich als Kämpfer gegen eine vermeintliche Meinungsdiktatur des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) dar. Wird die Partei jedoch eingeladen, bekommt ihre menschenverachtende Position eine öffentliche Plattform. Beides hat eine Langzeitwirkung.
Im Grunde kann es in solchen Gesprächen nur helfen, offensiv zu versuchen, die Argumentation des Gegenübers zu entkräften und so klar wie möglich Stellung zu beziehen. Dies bedarf jedoch viel Mut und eine gute Sachkenntnis zu den entsprechenden Themen. Zum Abschluss des Abends machte Herr Schulte auf Fortbildungsangebote des Bistums aufmerksam, in denen der argumentative Widerstand gegen sog. Stammtischparolen trainiert werden kann.
Mit einer gefüllten Tragetasche aus der Nähwerkstatt bedankte sich Beate Eggers bei Herrn Schulte und rundete den Abend ab. Es war eine sehr lohnenswerte Veranstaltung, die einige Zuhörer dazu motivierte, sich weitergehend mit diesem Thema zu beschäftigen.
Text und Fotos: Markus Husen