Glaube im Gespräch

Der Abend zum Thema Künstliche Intelligenz und Glaube lockte am 03. April zahlreiche Gäste ins Bonihaus. Michael Brendel, Studienleiter am Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen, führte durch einen spannungsreichen Dialog zwischen technologischem Fortschritt, Verantwortungsvollen Umgang und theologischer Reflexion.

Brendel zeigte auf, wie Tools wie ChatGPT, Bildgeneratoren und Musik-KI bereits heute kreative Prozesse revolutionieren – von der automatisierten Textproduktion bis zur Generierung täuschend echter Bilder. Gleichzeitig warnte er vor den Folgen einer unkontrollierten KI-Entwicklung: Ohne staatliche Regulierung drohten Manipulation, Desinformation und ein Verlust menschlicher Autonomie. Die Zuhörer:innen diskutierten intensiv, wie KI-gestützte Systeme bereits jetzt Bildung, Berufswelt und selbst zwischenmenschliche Kommunikation stärker und stärker prägen.

Im zweiten Teil stand eine theologische Gretchenfrage im Mittelpunkt: „Kann eine KI Gebete formulieren – und damit sogar Gläubige ansprechen?“ Ein Live-Test mit ChatGPT demonstrierte: Ja, die KI generiert auf präzise Prompts/Befehle hin durchaus formale Gebetstexte. Doch Brendel betonte die Grenzen: „KI hat keine Spiritualität, kein Bewusstsein für Transzendenz. Sie kombiniert nur Daten – ohne zu verstehen, was ‚Glaube‘ bedeutet“.

Die rege Diskussion unter den Gästen zeigte, wie sehr das Thema KI die Gemüter bewegt. Brendels Fazit: „KI ist eine Provokation für den Glauben, weil sie unsere Sprache – das ‚göttliche‘ Mittel der Verkündigung – technisch kopiert. Aber sie kann uns auch zwingen, neu über das zu reden, was uns als Menschen ausmacht“.

Der Abend endete mit einem Appell: Christ:innen müssten die ethische Debatte um KI aktiv mitgestalten – bevor Algorithmen über Werte entscheiden, die unsere Gesellschaft prägen.

Nach dem Abend überreichte Tino unter großem Applaus ein kleines Täschchen, gefüllt mit Leckereien aus dem Eine-Welt-Laden.

Text und Fotos: Markus Husen