Herz-Jesu-Freitag
Herz-Jesu-Verehrung entstand im 17. Jahrhundert
Am dritten Freitag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu und begeht an jedem ersten Freitag eines Monats den Herz-Jesu-Freitag. Die Herz-Jesu-Verehrung wirkt auf einen Teil der Gläubigen heute eher befremdlich.
Sie erlebte ihre Blüte im Mittelalter, nachdem im Jahr 1673 der französischen Nonne und Mystikerin Margareta Maria Alacoque, die vor einem Tabernakel kniete, Jesus Christus erschienen war und ihr die Verehrung seines Herzens aufgetragen hatte.
Dass das Herz-Jesu-Fest und der Herz-Jesu-Freitag heute weniger Zuspruch der Gläubigen finden als früher, wird auch mit der Entmythologisierung, der Versachlichung des menschlichen Herzens erklärt, das im Extremfall durch Transplantation ersetzt werden kann. Die Austauschbarkeit des Organs hat die Vorstellung vom Herzen als dem mystischen Sitz von Liebe und Barmherzigkeit verändert.
Für Arnold Janssen, den heiliggesprochenen Gründer des Steyler Missionswerks, stand das Herz Jesu im Zentrum seiner Theologie. Seine erste Zeitschrift benannte er nach ihm: „Kleiner Herz-Jesu-Bote“.
„Kleiner Herz-Jesu-Bote“ nannte der heiliggesprochene Arnold Janssen seine erste Zeitschrift.
Mit dem Herzen Jesu befasste sich der Mainzer Bischof Emanuel Freiherr von Ketteler über weite Strecken seiner berühmt gewordenen Predigt in Kevelaer, die er am 6. Oktober 1873 vor 25.000 Gläubigen hielt.
Ketteler (Bild) ermunterte die Gemeinde, „ein Herz, eine Seele“ zu sein wie die erste Christengemeinde. „Betet für die Kirche und betet endlich recht zum Herzen Jesu. (…) Versammelt Eure Kinder zum heiligsten Herzen Jesu. Gott hat versprochen, jedes Haus soll besonders gesegnet werden, wo die Andacht zum Herzen Jesu innig betrieben wird. Vater und Mutter, ehre du selbst das Herz Jesu, damit die Kinder lernen, das Herz Jesu zu ehren.“
Schon die ersten Christen sahen in der geöffneten Seite des Gekreuzigten, dort wo die Lanze eingedrungen war, den mystischen Hort, aus dem die Sakramente in die Welt flossen.
„Hinter der Herz-Jesu-Verehrung steht das Anliegen, in enger Verbindung mit der Liebe Jesu zu leben“, schreibt Marc Witzenbacher in der Monatszeitschrift „Magnificat“ über diesen Kult, den die französische Ordensschwester Margareta Maria Alacoque (1647-1690) zu einer besonderen Andachtsform entwickelt hat.
Jesus erscheint der hl. Margareta Maria Alacoque, Gemälde am Seitenaltar der Spitalkirche von Eferding, Oberösterreich
Margareta Maria war mit zehn Jahren an Kinderlähmung erkrankt und lebte schon als Kind in großer Religiösität. 1671 trat sie in den Konvent der Schwestern von der Heimsuchung in Paray-le-Monial (Burgund) ein. In der Ausübung ihrer tiefen Herz-Jesu-Verehrung erlebte die Nonne Auditionen und Visionen. 1675 erhielt sie im Rahmen dieser mystischen Erfahrungen von Christus den Auftrag, ein besonderes jährliches Herz-Jesu-Fest einzuführen.
Nachdem ihren Visionen zunächst mit großer Skepsis begegnet worden war, wurde die Ordensfrau schließlich von ihren Mitschwestern und vom Klerus als eine „begnadete Seele“ eingeschätzt. 1686 wurde in ihrem Kloster in Parayle-Monial zum ersten Mal ein Herz-Jesu-Fest gefeiert. – Ihre Heiligsprechung erfolgte 1920. Ihr kirchlicher Festtag ist der 16. Oktober.
Martin Willing