Klüngeltüngels im November unterwegs

Immerhin 17 Klüngeltüngels trauten sich bei regnerischem Wetter zum Novembertreffen. Man merkt, dass Corona sich wieder kräftig ausbreitet, jeder ist vorsichtig und hält sich zurück oder bleibt gleich

von allen Zusammenkünften weg. Wetterbedingt nahmen die Teilnehmer für eine kurze Einführung im Saal Platz – natürlich mit Abstand und Maske. Manfred F. Albrecht wollte ja schon im letzten Jahr eine Führung machen zu den Auricher Friedhöfen, das hat er jetzt nachgeholt. Und es wurde ein sehr interessanter Spaziergang, eine kurze Zusammenfassung hat Manfred auch zusammengestellt!

„Landläufig wird der November als „Totenmonat“ bezeichnet. Dazu tragen nicht allein die Totengedenktage bei. Auch das sich verfärbende und fallende Laub sowie die düstere Stimmung, die das Wetter in diesem Herbstmonat oft hervorruft, lassen sich mit dem Gedanken an die Endlichkeit von allem, was lebt, in Einklang bringen. Beim Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit und dem Totengedenken sind Gedanken zum „Gottesacker“ nicht fern. So hatten die Klüngeltüngels in diesem Monat ein adäquates Thema:

 Memento mori   –   Ein Novemberspaziergang“

 Nach einem kurzen Abriss der Begräbniskultur folgte ein Spaziergang zu den fünf Begräbnisorten Aurichs.

 An der Westseite der heutigen Hafenstraße, Ecke Burgstraße, der „Lüttje Karkhoff“, der schon seit ein paar hundert Jahren aufgelassen ist. Seine Geschichte, die weit zurück reicht, ist im Dunkel der Vergangenheit verborgen.

 Der „Armesünderfriedhof“ an der Nordseite des Lambertikirchturms, außerhalb der Kirchhofmauer des vormaligen Lambertikirchhofs. Dort – in nicht geweihter Erde – wurden in der Fürstenzeit die durch den Scharfrichter vom Leben zum Tod gebrachten Delinquenten verscharrt.

 Der Kirchhof der Lambertikirche, der den Aurichern und den Bewohnern der „negen Loogen“, der neun Dörfer: Egels, Extum, Haxtum, Kirchdorf, Popens, Rahe, Sandhorst, Walle und Wallinghausen, die zur Kirchengemeinde gehörten, als Begräbnisplatz diente. Standespersonen wurden in der alten Lambertikirche bestattet. Der vormalige Lambertikirchhof – aufgelassen nach 1815 – lag rings um die alte Lambertikirche, die 1826 abgebrochen wurde.

 Um 1800 wurde in Aurich ernsthaft geplant, einen Friedhof außerhalb der Stadt anzulegen. Über die Lage des neuen Friedhofs an der heutigen Von-Jhering-Straße waren sich die Verantwortlichen bald einig. Nach dem Entwurf von C. B. Meyer (*1755; † 1830) wurde der neue Friedhof – der ab 1805 belegt wurde – dem Grundriss einer Kirche nachgebildet. Vom Torgebäude führte eine Allee zum Chor. Rechts und links der Allee das „Kirchenschiff“. Der Chor war höher angelegt und vom sog. „Kirchenschiff“ abgetrennt. Der eleganter und großzügiger angelegte „Chor“ des neuen Friedhofs war den bisherigen Eigentümern der Grabstätten innerhalb der Lambertikirche und zahlungskräftigen Interessenten vorbehalten.

 Der Jüdische Friedhof befindet sich außerhalb des historischen Stadtzentrums Aurichs an der Emder Straße. Die jüdische Gemeinde Aurich beerdigte ihre Toten zunächst auf dem ältesten jüdischen Friedhof Ostfrieslands in Norden. 1764 bat die Auricher Judenschaft bei der Preußischen Königlichen Kriegs- und Domänenkammer um die „Erlaubnis, bei der Stadt Aurich einen Friedhof anlegen zu dürfen“. Dieser Bitte gab die Behörde statt. Daraufhin konnte die Gemeinde im Jahre 1764 das Grundstück erwerben, dessen Belegung ein Jahr später begann. Der Friedhof ist bis zum Ende der Gemeinde 1940 – zur Zeit des Nationalsozialismus – belegt worden.

 Im 19. Jh. entdeckte die aufstrebende bürgerliche Gesellschaft auf den Friedhöfen Möglichkeiten der repräsentativen Selbstdarstellung, die in einer privaten Denkmalkultur ihren Ausdruck fand. Die Grabdenkmale auf dem ältesten Teil des Auricher Friedhofs an der Von-Jhering-Straße und des Auricher Judenfriedhofs an der Emder Straße haben wir etwas genauer betrachtet.

 Die kunstgeschichtliche Epoche des Klassizismus und insbesondere die Geisteshaltung des 19. und beginnenden 20. Jhs., die durch das Bildungsideal des Humanismus geprägt waren, können insbesondere für die Verwendung der Symbole heidnischen Ursprungs angesehen werden. Diese für uns nicht immer verständlichen Glaubens- und Vergänglichkeits-Symbole des frühen 19. Jh. wurden erläutert.“

Ein großes Dankeschön an Manfred für die Gestaltung dieses aufschlussreichen Treffens!

Einige Teilnehmer besuchten dann noch ein Café (geht ja nicht ohne), aber die meisten zog es nach den 2 Stunden Informationen doch nach Hause.

Ob die Klüngeltüngels sich im Dezember treffen werden, ist bei der momentanen Lage eher unwahrscheinlich. Eigentlich wäre ja das traditionelle Beisammensein im Kaminzimmer (das würde dann im Saal stattfinden) – aber warten wir mal ab.

Wie es weiter geht??? Das liegt bei Corona!

Text: Hildegard Lüken und Manfred F. Albrecht

Bild: Christian Schmitt in Pfarrbriefservice.de