Klüngeltüngels in der Militärausstellung des Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“ in Wittmund

Das Interesse war groß. In kürzester Zeit hatten sich 24 Klüngeltüngels für den Besuch der Militärausstellung im Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ angemeldet.

Ein Zeitungsbericht, in dem vermeldet wurde, dass diese Ausstellung wegen Umbaumaßnahmen bis auf weiteres geschlossen sei, sorgte für Verwirrung und besorgte Anrufe. Eine Nachfrage bei unserem Ansprechpartner Herrn Hauptmann Müller brachte Entwarnung, Die Klüngeltüngels seien als Besuchergruppe eingeplant und könnten selbstverständlich den Termin wahrnehmen. Es wurde empfohlen, nicht unbedingt nach oben zu gucken, weil im Moment die Decken fehlen, aber Handwerker kann man in diesen Zeiten nicht nach Hasuse schicken.

Um Punkt 14:00 Uhr wurde die Gruppe von zwei Obergefreiten von der Wache abgeholt und weil sie ja nicht mehr die „jüngsten Hüpfer“ sind, durften sie ihre Autos bis zum Ausstellungsgebäude mitnehmen.

Dort wurden sie von dem Ansprechpartner für Besuchergruppen Herrn Hauptmann Rolf Müller empfangen, der sie kompetent und mit viel Hintergrundwissen durch die Ausstellung geleitete.

Klüngeltüngels vor der aufgeständerten Phantom in der Kaserne in Wittmund.

Das Taktische Luftwaffengeschwader71 „Richthofen“ ist ein Traditionsverband der Luftwaffe und stellt die Alarmrotte für den norddeutschen Raum. Die Alarmrotte ist eine Rotte von zwei bis drei Flugzeugen, die das ganze Jahr rund um die Uhr zum Start in der kurzmöglichsten Zeit bereitsteht. Ihr Auftrag ist in erster Linie die Identifizierung und das Abfangen unbekannter und nicht zuzuordnender Flugobjekte bei einer Luftraumverletzung. Außerdem dienen sie als Beitrag zur integrierten NATO-Luftverteidigung. In dieser Mission tragen norddeutsche Soldaten z.Zt. zur Luftraumüberwachung im Baltikum bei.

Die Geschichte des Fliegerhorstes Wittmundhafen geht aber weit vor die Zeit des Jagdgeschwaders 71 Richthofen zurück. Schon 1911 wurde mit dem Bau eines Landeplatzes für Luftschiffe begonnen und 1918 landete hier der erste Zeppelin.

Während des 1. Weltkrieges gingen die Luftschiffe von hier aus auf Feindfahrt und griffen unter anderem Ziele in Großbritannien an. Nach Ende des Weltkrieges nahm die Luftschifffahrt ein jähes Ende. Die Hallen wurden abgebrochen und das Gelände der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt.

Kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges wurde erneut mit dem Aufbau eines Flugplatzes begonnen. Nach Fertigstellung 1940 starteten auf drei jeweils 1.200m langen Bahnen vor allem Maschinen des Typs Heinkel um Bombenangriffe über Südengland zu fliegen. Ab 1943 waren hier auch Nachtjäger stationiert, um die Marineanlagen in Wilhelmshaven vor den Angriffen der Alliierten zu schützen. Die Abwehrmaßnahmen waren letztendlich vergeblich. Im März 1945 wurde der Flugplatz von den USA so stark zerstört, dass eine Nutzung nicht mehr möglich war. Das Gelände diente erneut der Landwirtschaft.

Im Jahr 1950 bauten die Engländer den Flugplatz zum dritten Mal wieder auf und überließen ihn neun Jahre später der deutschen Luftwaffe. Der bedeutendste Moment für die weitere Entwicklung folgte 1963, als das Jagdgeschwader 71 Richthofen von Ahlhorn nach Wittmundhafen verlegt wurde. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte auch die Umstellung von dem Kampfflugzeug Sabre auf den Starfighter.

„Der Starfighter war unheimlich schnell. Am Anfang flog das Ding mit mir, aber ich nicht mit dem Flugzeug“ erinnert sich ein ehemaliger Pilot. Der Starfighter war für einige Experten ein unausgereiftes Flugzeug und trug den Beinamen „Witwenmacher“. Als er zehn Jahre später von der Phantom abgelöst wurde, waren 1/3 der Maschinen abgestürzt und 116 Piloten ums Leben gekommen.

Pilot in voller Montur auf dem Schleudersitz.

Mit dem neuen Waffensystem der Phantom taten sich die Piloten anfangs schwer. An den zweiten Mann im Cockpit musste man sich erst gewöhnen und auch die Flugeigenschaften konnten mit dem Starfighter nicht mithalten. Trotzdem setzte sich die Phantom durch und blieb 40 Jahre lang im Dienst. Mit der Verabschiedung von der Phantom begann 2013 die heutige Ära der Eurofighter.

Ein Teil der Ausstellung ist dem Namensgeber des Jagdgeschwaders gewidmet, Manfred Freiherr von Richthofen. Die Verleihung des Namens erfolgte 1961. Von Richthofen war der bekannteste und erfolgreichste Jagdflieger des 1. Weltkrieges.

Manfred Freiherr von Richthofen.

Grundsteinlegende Bemühungen um die Grundsätze des Flugtrainings und der Luftkampfeinsätze hatte er sich auf die Fahnen geschrieben. Erfolge in der Kampffliegerei und seine von Freund und Feind anerkannte Fairness und Ritterlichkeit im Kampfgeschehen machten ihn zu einer Vorbildfigur seiner Zeit.

Das Flugzeug von Richthofen.

Bei der eindrücklichen Schilderung, wie die Jagdflieger des 1. Weltkrieges unterwegs waren, mit offenem Cockpit und einer zentimeterdicken Vaselineschicht auf der Haut, in 5.000m Höhe mit der Sonne fliegend, um ihre Gegner zu blenden, denken die Besucher nicht unbedingt an Abenteuer, aber dennoch kommt etlichen das alte Fliegerlied aus dem Jahre 1932, von Hans Albers gesungen, in den Sinn:

Flieger, grüß mir die Sonne, grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond.
Dein Leben, das ist ein Schweben durch die Ferne, die keiner bewohnt.

Text und Fotos: Elisabeth Funke