Eigentlich hatten die Klüngeltüngels für ihr Treffen im Oktober eine Fahrt mit der Museumseisenbahn Norden geplant – das konnte aber leider nicht stattfinden. So musste dann ein anderes Ziel gefunden werden, was für einen Sonntag nicht so ganz einfach ist.
Aber natürlich gab es auch diesmal eine Lösung – sogar eine ganz tolle, wie sich im Nachhinein herausstellte. 17 Klüngeltüngels machten sich auf den Weg nach Greetsiel ins Steinhaus und besuchten hier ein Erzähltheater – und waren begeistert.
Das Steinhaus im Fischerdorf Greetsiel ist das älteste noch erhaltene Gebäude im Ort. Die Geschichte des Steinhauses geht auf die Grafenfamilie Cirksena zurück, die zwischen 1362 und 1388 das „olde huus“ errichten ließen. Dieses wurde im 17 Jahrhundert bis auf den Keller abgetragen. Anschließend wurde der heutige Bau errichtet und im Laufe der Jahre weiterhin verändert. Seit 2021 wird es von der Ländlichen Akademie Krummhörn-Hinte e. V. als Büro und Veranstaltungshaus genutzt.
Die Ländliche Akademie Krummhörn bietet ein interessantes und abwechslungsreiches Programm: Führungen, Lesungen, Filme, Ausstellungen, Konzerte und Theater. In der Reihe „Dörfer erzählen Geschichten“ brachten sie eine Aufführung, in der sich alles um das Leben von Almuth Cirksena dreht. Das Stück wurde geschrieben von Herma C. Peters, dargestellt wird Almuth Cirksena von Hilke Peters.
Almuth Cirksena wird 1465 als sechstes Kind von Graf Ulrich Cirksena und seiner Frau Theda geboren. Als Ulrich stirbt, wird Theda zur Regentin. Auf der Burg in Emden herangewachsen, verliebt sich Gräfin Almuth in den Edelmann Engelmann von Hörstel. Theda schätzt ihn und setzt ihn zum Drosten auf der Friedeburg ein. Von der Beziehung Almuths zu Engelmann ahnt sie nichts.
Engelmann, der Almuth mit nach Friedeburg nehmen möchte, inszeniert im Egelser Wald eine „Entführung“. Engelmann zieht Almuth auf sein Pferd, die beiden reiten nach Friedeburg und werden noch am selben Tag vom dortigen Burgkaplan getraut.
Gräfin Theda ist außer sich, als sie davon erfährt, zumal Engelmann nur von niederem Adel ist. Sie reist zur Friedeburg und verlangt die Herausgabe ihrer Tochter, was von Hörstel jedoch verweigert. Theda lässt die Burg belagern und wartet mit ihrem Gefolge auf die Rückkehr ihres ältesten Sohnes Enno. Dieser befindet sich auf einer Wallfahrt nach Jerusalem, wo er zum „Ritter des heiligen Grabes“ geschlagen wurde.
Als Enno im Februar 1492 in Friedeburg ankommt, stellt er Engelmann zur Rede. Der zieht sich nach einem kurzen Wortgefecht in die sichere Burg zurück. Enno und zwei Bedienstete folgen ihm in voller Rüstung über den zugefrorenen Burggraben. Doch das Eis trägt die schwere Last nicht und bricht, die drei Männer ertrinken. Zur Bergung der Leichen wird ein Waffenstillstand vereinbart. Danach setzt Theda die Belagerung fort, bis von Hörstel in einer Nacht- und Nebelaktion flieht. Almuth wird zu Hausarrest auf der Burg der Cirksena in Greetsiel verurteilt.
Almuths Ehemann gibt aber nicht auf: Er schickt eine alte Frau in Bettlerkleidung nach Greetsiel, und die beiden Frauen tauschen die Kleidung. So gelingt Almuth die Flucht über die Ems nach Groningen, wo sich die beiden Eheleute in einem Gasthaus treffen wollen. Aber der Plan geht nicht auf, weil die beiden erkannt und verraten werden.
Almuth wird zurück auf die Burg nach Greetsiel gebracht, wo Mutter und Tochter bis zum Tode von Theda Tür an Tür leben. Nach Thedas Tod bleibt Almuth fast 30 Jahre – bis zu ihrem Tod 1522 – in Arrest. Das Wort ihrer Mutter gilt auch noch nach deren Tod.
Etwa eine Stunde hat Hilke Peters die Geschichte erzählt, sehr lebendig, immer mal auch mit Bezug auf Heute und mit fröhlichen Zwischentönen. Die Zuschauer – der Saal war vollkommen ausgebucht – waren begeistert und brachten dies mit starkem Beifall zum Ausdruck.
Anschließend musste aber auch dringend ein Kaffee her, mit Kuchen, sehr leckeren Waffeln oder Eisbechern. Ein Spaziergang im Sonnenschein rundete den Nachmittag ab, und für den Kauf eines Fischbrötchens fürs Abendbrot war auch noch Zeit! Es war ein gelungener Nachmittag für die teilnehmenden Klüngeltüngels.
Im November feiern die Klüngeltüngels ihr 10jähriges Bestehen!
Text und Fotos: Hildegard Lüken