Kolpingfamilie Wiesmoor
Gemeinschaft seit 1990 in Wiesmoor aktiv
Nicht mehr wegzudenken aus dem Leben der Wiesmoorer katholischen Kirchengemeinde „Maria – Hilfe der Christen“ ist die Kolpingfamilie. Seit rund 25 Jahren (Stand 2015) beeinflusst und gestaltet sie tragende Teile des Gemeindelebens mit ihren monatlichen Aktivitäten. Wie kam es zur Gründung einer Kolpingfamilie in Wiesmoor?
Die ersten Überlegungen, eine Kolpingfamilie zu gründen, gehen in das Jahr 1989 zurück, als der damalige Pastor versetzt wurde und kein Nachfolger in Sicht war. Die ohnehin schwierige Situation in der Diaspora mit nur wenigen Katholiken wurde dadurch erheblich verschlimmert. Der zuständige Pfarrer saß im entfernten Leer. Eine Kolpingfamilie könnte das entstandene Vakuum überbrücken und einige Aktivitäten in der Gemeinde erhalten und weiterführen.
Heinz Holtsteger (Foto) aus Hinrichsfehn, in früheren Jahren schon Kolpinger in Bremen, wurde nun aktiv. Zur Vorbereitung kamen innerhalb eines Jahres mehrere Kolpingbrüder aus dem Bezirk und dem Verband und halfen mit Vorträgen. Am 28. Juni 1990 fand dann die Gründungsversammlung statt, und die neue Familie um Heinz Holtsteger hatte bereits zwölf Mitglieder: Anne und Heinz Holtsteger, Klaus Blum, Peter Corbach, Hermann Josef Evers, Ursula Florian, Renata und Andreas Hoffmann, Franz Holtsteger, Gisela und Siegfried Schmidt und Präses Paul Durschlag aus Leer. Heinz Holtsteger wurde Vize-Präses als Vertreter des zuständigen Pfarrers, erster Vorsitzender wurde Franz Holtsteger.
Die Gründung wurde am 9. Dezember 1990 mit einem feierlichen Festgottesdienst besiegelt, und da war die Familie schon auf 20 Mitglieder angewachsen. Im Gemeindehaus der evangelischen Friedenskirche wurde das Ereignis anschließend zünftig gefeiert.
Die Zahl der Mitglieder stieg in der Folgezeit stetig an. In den ersten Jahren gab es zur Kontaktpflege und zum Kennenlernen gegenseitige Besuche bei den umliegenden Kolpingfamilien in Ostfriesland. Vorträge zu religiösen, politischen und auch weltlichen Themen wechselten sich ab. Für Kinder gab es Märchentage, wo Märchen nachgespielt wurden, kleine Ausflüge und Schatzsuchen im Wald. Alle Veranstaltungen waren generationenübergreifend, es waren immer fast alle dabei.
Beim zehnten Geburtstag waren es schon rund 30 Mitglieder, und das große Fest wurde zusammen mit Vertretern aus dem ganzen Kolpingbezirk mit einem feierlichen Gottesdienst und anschließendem Festessen im Gemeindehaus der evangelischen Friedenskirche wieder zünftig gefeiert.
In der Folgezeit entwickelten sich verschiedene Veranstaltungen, die teilweise heute noch gepflegt werden wie das Paschamahl – heute Exodusfeier, und religiöse Vorträge der Pfarrer. Zur gemeinsamen Kontaktpflege kam dazu die Winterwanderung mit anschließendem Grünkohlessen, das Matjesessen, das Herbstfest und seit neun Jahren das Johannesfeuer mit einer Meditation und anschließendem Sommerfest.
Nach 15 Jahren im Amt gab Franz Holtsteger den Vorsitz ab an Edelgard Stoike, und seit 2005 ist Siegfried Fuchs erster Vorsitzender. Das Jubiläum wird mit über 60 Mitgliedern im Laufe des Jahres bei verschiedenen Veranstaltungen zusammen mit Gästen aus der ganzen Pfarreiengemeinschaft und Nachbarkolpingfamilien gefeiert.
Voll besetzt war die Kirche „Maria – Hilfe der Christen“ in Wiesmoor am 7. Februar 2015 während des Familiengottesdienst zum 25. Geburtstag der Kolpingfamilie. Gedanken zum Leben und Wirken von Adolph Kolping zogen sich durch alle Stationen der Messe, gestaltet von Pfarrer Johannes Ehrenbrink und Gemeindeassistent Markus Husen. Die Predigt erinnerte an den 150. Todestag Kolpings und zog Parallelen seiner Tätigkeit als Gesellenvater zur heutigen Zeit.
Nach dem Gottesdienst füllte sich in kurzer Zeit der festlich dekorierte Gemeindesaal. Ganz im Zeichen des Jubiläums der Kolpingfamilie erinnerte Siegfried Fuchs, seit 2005 Vorsitzender, an die Vorgeschichte und die Bemühungen, die zur Gründung der Kolpingfamilie geführt hatten – von der Zeit, als kein Pfarrer mehr in Wiesmoor war, bis hin zu den Überlegungen, das Gemeindeleben weiter aktiv zu gestalten.
Den Initiatoren – die Eheleute Heinz und Marianne Holtsteger – schlossen sich das Küsterehepaar Gisela und Siegfried Schmidt, Renata und Andreas Hoffmann, Peter Corbach, Klaus Blum, Ursula Florian, Herrmann- Josef Evers, Franz Holtsteger als der allererste unter den Vorsitzenden und Präses Pfarrer Paul Durschlag aus Leer an.
Die frisch gegründete Kolpingfamilie, die ein Wort des Gesellenvaters, „Eine Notwendigkeit erkennen und dann zur Tat schreiten“, ernst nahm, hatte in der Gemeinde eine unerwartet starke Resonanz. Bereits ein Jahr nach ihrer Gründung hatte sich die Mitgliederzahl nahezu verdoppelt. Das zeigte, wie gut sich die Idee des Vereins bewährt hatte und wie gut es doch war, sich zusammenzuschließen.
Die Kolpingfamilien von heute sind nicht mehr die katholischen Gesellenvereine von einst, bei denen die Milderung des sozialen Elends der Handwerksgesellen die große Herausforderung war. Durch den Wandel in der Gesellschaft müssen auch die Kolpingfamilien ihre Schwerpunkte und Aufgabenfelder stets neu definieren.
In Wiesmoor stehen weniger Beruf, Arbeit und Soziales, wie es oft sonst in Kolpingfamilien der Fall ist, als Thema im Mittelpunkt des Vereins, sondern die Gemeinde. Siegfried Fuchs sagte: „So möchten wir mit unserer Kolpingfamilie dazu beitragen, Gemeinschaft zu fördern und das Gemeindeleben aktiv mitzugestalten – was uns, wie ich denke, in den meisten Fällen bislang auch gut gelungen ist“. Er bedankte sich ganz besonders bei seiner Frau Doris und bei allen, die ihn bei seinen Aufgaben unterstützen und so zu einem aktiven Gemeindeleben beitragen.
Siegfried Fuchs dankte seiner Frau Doris Ruhnau und allen Aktiven in der Kolpingfamilie.
Siegfried Fuchs sagte weiter:
„Zum Schluss würde ich Euch gerne noch meinen Traum, was die Zukunft unserer Kolpingfamilie angeht, offenlegen. Ich träume von einer Kolpingfamilie, in der einer dem anderen hilft, in der jeder weiß, dass er gebraucht wird, dass er helfen kann.
Ich träume von einer Kolpingfamilie, in der Platz ist für alle, für die Gesunden und für die Kranken, für die Starken und die Schwachen, für Kinder, Jugendliche und für die Alten, und auch für die, die nichts leisten, die müde sind und resignieren, die nicht so leben, wie wir uns das vorstellen.
Ich träume von einer Kolpingfamilie, in der jeder mit jedem redet, in der Konflikte fair ausgetragen werden, in der Mutlose ein offenes Ohr finden, in der Traurige getröstet werden und Einsame Freunde finden, in der es keinen gibt, der nicht verstanden wird, in der sich jeder freut, dazuzugehören.
Ich träume von einer Kolpingfamilie, in der Menschen an das Evangelium glauben, dass es Menschen hilft zu leben, in der Menschen von Jesu Botschaft so begeistert sind, dass sie anderen davon erzählen, in der Menschen an das Evangelium glauben, weil sie eine Antwort finden auf ihr Suchen und Fragen.
Ich träume von einer Kolpingfamilie, in der die Gottesdienste Feste sind, bei denen sich alle wohl fühlen, bei denen sie Kraft bekommen für ihren Alltag, bei denen eine richtige Gemeinschaft entsteht, bei denen jeder mitmachen kann.“
Text und Farbfotos: Bernhard Ritter
Seit der Vorstandswahl 2015 amtiert dieser beinahe unveränderte Vorstand:
Der überwiegend „alte“ und neue Kolping-Vorstand: Melanie Holtsteger, Pfarrer und Präses Johannes Ehrenbrink, Schriftführerin Rita Meyer-Brunken, zweiter Vorsitzender Franz Holtsteger, Beisitzerin Anne Holtsteger, Vorsitzender Siegfried Fuchs, Kassiererin Doris Ruhnau, Gemeindeassistent Markus Husen, Beisitzer Bernhard Ritter, Michael Fuchs und Monja Harms (auf dem Foto fehlt Ralf Ruhnau).