Teil 3 | Kreuzweg in St. Ludgerus – 5. und 6. Station
Alle vier Evangelien berichten von der Verurteilung und von der Folter Jesu. Danach wird er aus dem Gerichtsgebäude hinaus zur Hinrichtungsstätte geführt. Max Freyland zeichnet diesen Weg nach.
Der Gang zur Richtstätte dehnt sich in den Kreuzwegdarstellungen auf acht Stationen aus. „Darin spiegelt sich“, so sagt Dr. Max Freyland, „die menschliche Erfahrung der unendlichen Zeitdehnung angesichts eines sicheren Todes. Diese Zeitdehnung soll zudem die Unermesslichkeit des Leids darstellen, das der verurteilte Gottessohn auf dem Weg zu seiner Hinrichtung auf sich geladen hat.“
V. Station – Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Wer mag dieser Simon von Zyrene sein? In jedem Fall ein Helfer, vielleicht ein Unterdrückter, der zur Hilfe gezwungen wurde? Ist das gelbe Gebilde auf dem blauen Gewand von Simon ein Judenstern, der auf die Shoa hindeutet? Die Graffiti an der Mauer im Bildhintergrund rufen Parolen der Unterdrückung und der Gewalt von der trennenden (Berliner?) Mauer. Völker, Glaubensgemeinschaften, Andersdenkende und „Rassen“ tragen die Last, tragen das Kreuz dieser Unterdrückung und dieser Gewalt.
VI. Station – Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.
Jesus schaut auf das Tuch der Frau. Sie hält es ihm wie einen Spiegel vor. Jesus sieht darin seine eigene Pein. Und er sieht Bilder von Angst, Terror, Gewalt und Gegengewalt. Attribute im Umfeld der Szene sind der Wellblechverschlag eines Ghettos, das von menschenunwürdigem Leben kündet, zudem ein kalter, grauer Blechsarg, in dem Menschen achtlos verscharrt werden, und der erschlagene Mensch mit dunkler Hautfarbe auf der Erde. Er scheint noch im Tod nach Jesus zu greifen.
Kreuzwegbeschreibung St.-Ludgerus-Kirche Aurich
Einführung und I. Station
II., III. und IV. Station
V. und VI. Station
VII., VIII. und IX. Station
X., XI. und XII. Station
XIII. und XIV. Station