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Mai-Andachten | Zum ersten Mal 1954 in St. Ludgerus Aurich

Der Monat Mai und die Marienverehrung

maria-kirche-ludgerus [1]Schlechtes Wetter – schlechte Ernte. Zu allen Zeiten haben Menschen für die Landwirtschaft um gute Witterung gebetet. Nach Missernten zu Beginn des 18. Jahrhunderts führten süddeutsche Bistümer Maigebete um gutes Wetter ein, die freilich noch keinen marianischen Bezug hatten.

Auflebende Marienverehrung im 19. Jahrhundert ließ den ursprünglichen Aspekt der Maigebete (Bitte um gute Ernte) zurücktreten. Das Aufblühen der Natur wurde vergeistigt und stand nun als Symbol für die Gottesmutter („Ich bin eine Blume auf den Wiesen … eine Lilie der Täler“, Hld 2,1). Der Mai, der Monat der Blüten und Blumen, wurde Maria zugeordnet.

Die von einem Künstler aus Kevelaer gearbeitete Marienfigur in der Pfarrkirche St. Ludgerus Aurich wurde am 1. Mai 1954, als die Gemeinde die erste Maiandacht feierte, gesegnet. Foto: Delia Evers

Seit wann sich Gläubige, die Maigebete sprechen wollen, zu Maiandachten zusammenfinden, ist ungewiss. Immerhin ist aus Italien bekannt, dass dort schon im Mai 1784 Maiandachten gehalten wurden. Von Italien breitete sich die Maiandacht über Frankreich bis Ende des 19. Jahrhunderts über ganz Europa aus.

„Die Marienandacht entwickelte sich seit der Mitte des 19. Jh.’s zur bedeutendsten marian. Andachtsform“, schreibt das Marienlexikon*. „In Petitionen seitens der Gläubigen wurde ihre Einführung gefordert. Viele Bischöfe gaben durch aktive Teilnahme an der Feier ein deutliches Zeichen ihrer Zustimmung“.

Spätestens seit 1854 (im Mai wurde das Dogma von der Unbefleckten Empfängnis [2] offiziell verkündet) werden auch in Norddeutschland Maiandachten gefeiert worden sein. Die erste Maiandacht in der Pfarrgemeinde St. Ludgerus Aurich datiert allerdings erst am 1. Mai 1954.

Maiandachten waren während der beiden Weltkriege der Hort für intensive Friedensgebete. Sie stehen auch heute im engen Bezug zur gegenwärtigen Lebenssituation. Ihre besondere Anziehung auf Gläubige gewinnen Maiandachten zudem dadurch, dass sich in ihnen das häusliche Familiengebet – oft vor einem kleinen, privaten Maialtärchen – mit öffentlichem Gottesdienst verbindet.

Ein häuslicher „Maialtar“ kann beispielsweise ein im Mai besonders geschmücktes Marienbild sein. Sich im Gebet vor einem solchen häuslichen „Altar“ zu versammeln, ist ein von der Kirche geförderter Brauch unter Katholiken, der allerdings in der nachkonziliären Zeit stark zurückgegangen ist. In mancher „Diaspora-Gegend“, wo das nächste katholische Gotteshaus weit entfernt liegt, hat das Marienaltärchen nicht nur im Mai seine wichtige Bedeutung behalten.

Das Gestalten eines Maialtars in der Kirche (und eines privaten Maialtärchens zu Hause) hat der heilige Grignion de Montfort (* 1673, † 1716) zu den „hauptsächlichsten marian. Frömmigkeitsübungen“ gezählt (Marienlexikon). Grignion stiftete 1705 die Societas Mariae Montfortana (SMM), eine marianische Kloster-Kongregation für Innere und Äußere Mission.

„Heute spielt die Maiandacht in der Frömmigkeit großer Volksschichten kaum noch eine besondere Rolle“, schreibt das Marienlexikon

Martin Willing