Maria | Unbefleckte Empfängnis
Mariendogma von 1854
1854 verkündet Papst Pius IX. das Mariendogma, dass die Gottesmutter Maria ohne Erbsünde im Schoß ihrer Mutter Anna empfangen ist („Unbefleckte Empfängnis“), und löst dadurch besonders in Europa marianische Bewegungen aus. Von zahlreichen Marienerscheinungen wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts berichtet, darunter auch einigen in Deutschland (u.a. Marpingen und Mettenbuch, beide 1876). Keine der Visionen in Deutschland erhält die Approbation durch die Kirche.
Unter den wenigen anerkannten Gnadenorten ragt Lourdes in Frankreich heraus, wo das Mädchen Bernadette vier Jahre nach Verkündung des Mariendogmas erzählt, dass ihr „eine weiße Dame“ erschienen sei, die sich „Unbefleckte Empfängnis“ genannt habe.
Erscheinungsgrotte von Lourdes. Foto: Delia Evers
Obwohl besonders nach Lourdes der Begriff „Unbefleckte Empfängnis“ in den Sprachgebrauch der Katholiken eingeht, gibt es wohl keine zweite dogmatische Aussage, die so häufig missgedeutet wird. Vielfach wird sie in Bezug zu Weihnachten, also dem Geburtsfest Jesu, gesetzt und folglich mit der Empfängnis Jesu, den Maria vom Heiligen Geist empfangen hat, verwechselt. Dieses Gedenken hat einen eigenen Festtag: „Verkündigung des Herrn“ (25. März, neun Monate vor Weihnachten).
Was ist die Aussage vom 8. Dezember („Unbefleckte Empfängnis“)? Es geht um Mariens natürliche Empfängnis durch ihre Eltern Anna und Joachim und darum, dass Maria als einziger Mensch ohne Erbsünde gewesen ist. Das bringt der heute gebräuchliche Festtagsname „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ klarer zum Ausdruck als der ältere Begriff „Unbefleckte Empfängnis“. Der 8. Dezember liegt neun Monate vor dem 8. September, dem Geburtsfest der Mutter Jesu.
Die einzigartige Stellung Mariens unter den Menschen hat schon der Engel in seiner Begrüßung ausgedrückt: „Freue dich, denn du bist voll der Gnade“ .
Martin Willing